Gedenkveranstaltung des Landtags und der Stiftung Bayerische Gedenkstätten in Hersbruck – Barbara Stamm: „Wir dulden keine ideologische Verblendung, Intoleranz oder die Verweigerung elementarer Menschenrechte!“

Hersbruck, 25. Januar 2016

Der 27. Januar ist der Internationale Gedenktag für die Opfer des Nationalsozialismus. Der Bayerische Landtag und die Stiftung Bayerische Gedenkstätten erinnerten mit einer gemeinsamen Veranstaltung an die Menschen, die während der nationalsozialistischen Schreckensherrschaft ausgegrenzt, verfolgt und ermordet wurden. Der Gedenkakt fand heuer am 25. Januar 2016 im Schulkompetenzzentrum Hersbruck statt.

Ausschlaggebend für die Ortswahl war die Eröffnung des benachbarten Dokumentationsortes Hersbruck/Happurg am selben Tag. Dort erinnert Bayern ab heute in einem Doppel-Gedenkort an die 9000 Häftlinge im einstigen Hersbrucker Außenlager des KZ Flossenbürg. In Hersbruck selbst bewahrt nun ein abgedunkelter Kubus das Schicksal der Zwangsarbeiter vor dem Vergessen, im benachbarten Happurg beleuchten Informationsstellen den menschenverachtenden Einsatz der KZ-Häftlinge.

„Brauchen das Engagement der jungen Generation

Landtagspräsidentin Barbara Stamm betonte in ihren Gedenkworten, dass Erinnerungsarbeit immer auch ein Bekenntnis zu den elementaren Werten einer freiheitlichen Gesellschaft darstellt: „Wir sind verantwortlich dafür, die Erinnerung zu bewahren. Dies schulden wir den Opfern – wenigstens das. Aus den so bitteren Erfahrungen der Shoa haben wir gelernt und wichtige Schlüsse gezogen. Es ist ein Grundgesetz entstanden, das Demokratie, Rechtsstaatlichkeit und Menschenrechte hochhält. Wir müssen dafür Sorge tragen, dass diese Errungenschaften erhalten bleiben. Dafür brauchen wir ganz besonders das Engagement der jungen Generation. Wie wichtig es ist, an all das zu erinnern, das sehen wir gerade in diesen Tagen. Ideologische Verblendung, Intoleranz, die Verweigerung von elementaren Menschenrechten können und wollen wir nach den furchtbaren Erfahrungen unserer Geschichte nicht dulden.“

„Erinnern ist wichtiger denn je!

Karl Freller, Direktor der Stiftung Bayerische Gedenkstätten, wies auf die aktuelle Bedeutung von Gedenkveranstaltungen hin: „Letztes Jahr waren es 70 Jahre nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs. Unsere Gesellschaft hat sich gewandelt. Sie ist in mancher Hinsicht aufgeklärter und wacher. Wir sollten uns jedoch nicht täuschen lassen. Gerade heute – angesichts des Anwachsens rechtsextremer Bewegungen – ist das Erinnern an jene unvorstellbaren Verbrechen wichtiger denn je! Der beste Schutz gegen die Auswirkungen einer Diktatur sind eine funktionierende und wehrhafte Demokratie und aufgeklärte Bürgerinnen und Bürger. Bildung spielt eine wichtige Rolle. Lernorte zur Geschichte, wie nun in Hersbruck und Happurg entstanden, an Orten der Opfer, tragen dazu bei.“

„Zuerst verloren die Menschen ihre Namen

In einer bewegenden Rede erinnerte Vittore Bocchetta, 97-jähriger Überlebender des KZ Hersbruck, daran, dass geschehenes Unrecht unauslöschlich Teil unserer Geschichte bleibt: „Dort wo sich das infernalische Todestheater abspielte, steht heute eine schöne Siedlung, Kinder spielen darin. Und dennoch bleibt unter der schönen Oberfläche die wahre, unendliche Leidensgeschichte von all jenen, die einmal Menschen gewesen waren. Menschliche Wesen die, zu Millionen zuerst ihre Namen verloren und denen später das Fleisch verbrannt wurde.“ / zg









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