Ilse Aigner, Eva Weber und Düzen Tekkal erinnern an 80 Jahre Kriegsende und Befreiung
- Mit einem gemeinsamen Festakt zum 8. Mai hat die Friedensstadt Augsburg mit dem Bayerischen Landtag an das Kriegsende und die Befreiung vor 80 Jahren erinnert.
- Landtagspräsidentin Ilse Aigner sagte in ihrer Rede: „Wenn die Kraft, sich zu erinnern, schwindet, schwindet die Kraft, unsere Demokratie zu verteidigen!“
- Eva Weber, Oberbürgermeisterin von Augsburg: „80 Jahre Frieden – so lange wie noch nie für unser Land. Doch dieser Frieden, den wir lange als selbstverständlich angesehen haben, ist heute spürbar gefährdet.“
- Die Festrede hielt Düzen Tekkal, die zum Handeln aufrief, denn: Frieden ist kein Zustand. Er ist eine Entscheidung, die wir alle jeden Tag neu treffen müssen.“
AUGSBURG. Mit einem bewegenden Festakt haben die Friedensstadt Augsburg und der Bayerische Landtag gemeinsam an den 8. Mai 1945 erinnert – als Tag, der das Ende von Diktatur und Faschismus markierte und den Weg zu einer demokratischen Grundordnung sowie zu einer europäischen Wertegemeinschaft ebnete. Die Festrede hielt Düzen Tekkal, die mahnte: „Heute müssen wir uns erneut bewusst machen, was Frieden wirklich bedeutet: Verantwortung. Handeln. Zusammenhalt. Begegnung.“
Eingeladen zu dem Festakt hatten der Bayerische Landtag und die Stadt Augsburg, die in diesem Jahr zusätzlich das 375-jährige Jubiläum des Augsburger Friedens begeht.
Mit Blick auf den 80. Jahrestag der Befreiung und des Kriegsendes sagte Landtagspräsidentin Ilse Aigner: „Wie sehr hatten wir gehofft, dass die Geschichte, die Erinnerung, Impfstoff sein könnte. Dass wir dadurch immunisiert wären, die Verfehlungen und Verbrechen der Vergangenheit zu wiederholen. Wir haben uns getäuscht! Und doch, gerade weil unsere Gegenwart Anleihen an die Geschichte nimmt, muss unsere Erinnerung stark sein. Ich bin mir sicher: Die nicht von Beginn an vorhandene, dann aber doch stetig gewachsene kollektive Einsicht, die Bereitschaft zu Lernen, unser historisches Bewusstsein – all das ist das Fundament unserer Demokratie!“
Gerade mit Blick auf die aktuellen Debatten und Stimmungen, es sei an der Zeit, einen Schlussstrich zu ziehen, forderte die Präsidentin dazu auf, dem zu widersprechen. Aigner betonte: „80 Jahre nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs auf unserem Kontinent und der Befreiung der Konzentrationslager sind wir als Demokratinnen und Demokraten so herausgefordert wie lange nicht. Es ist ungewiss, auf welche Seite sich die Wage an diesem Punkt der Geschichte neigen wird. Legen wir also all unser Gewicht in die Schale, um sie auf die Seite der Freiheit und der Demokratie und der Menschlichkeit zu bewegen!“
Augsburgs Oberbürgermeisterin Eva Weber betonte im Rahmen ihrer Begrüßung: „Frieden, Freiheit und Demokratie werden nicht nur mit schönen Worten verteidigt. Sondern mit Haltung und mit Taten. Der heutige 80. Jahrestag der Befreiung Deutschlands von der Schreckensherrschaft der Nationalsozialisten darf unter den aktuellen Entwicklungen deswegen nicht nur ein Gedenktag sein, den wir alle pflichtschuldigst in unserem Terminkalender abhaken. Dieser 80. Jahrestag ist mehr denn je ein Aufruf, sich aktiv für das, was die Menschen in diesem Land nach 1945 erarbeitet, aufgebaut und erreicht haben, einzusetzen.“ Dass der gemeinsame Festakt in Augsburg stattfinde, sei eine große Ehre aber auch kein Zufall: „Denn Augsburg feiert in diesem Jahr das 375. Jubiläum des Hohen Friedensfestes. So haben wir die Daten, die für unsere Stadt so wichtig sind – das Hohe Friedensfest mit seinen Ursprüngen 1650 und die Befreiung Deutschlands von den Nationalsozialisten im Jahr 1945 – zu einem großen Bogen gespannt und beschäftigen uns in den kommenden drei Monaten unter der Überschrift „Frieden riskieren“ mit der Suche nach „dem“ Frieden.“
Düzen Tekkal setzt sich in ihrer Arbeit immer wieder für die Stärkung der pluralistischen Demokratie und gegen Extremismus in Deutschland und Europa ein. In ihrer Festrede sagte sie: „Frieden ist kein Zustand. Er ist eine Entscheidung. Eine Entscheidung, die wir alle jeden Tag neu treffen müssen. Eine Entscheidung, nicht wegzusehen, wenn Menschenfeindlichkeit laut wird. Eine Entscheidung, für die einzustehen, die bedroht oder ausgegrenzt werden. Eine Entscheidung, für Demokratie und Menschenrechte zu kämpfen – auch wenn es unbequem wird, auch wenn es schmerzt.“ Schließlich gehe es nicht nur darum, „nie wieder“ zu sagen, sondern „Für den Frieden zu handeln“.
Ihre Rolle sei es an diesem Tag daher auch, uns alle daran zu erinnern: „Wir sind Teil der Geschichte von morgen! Und es liegt an uns, wie diese Geschichte weitergeschrieben wird. Lassen Sie uns gemeinsam für die Werte eintreten, die Augsburg und Europa stark gemacht haben: Für den Frieden, für die Freiheit, für die Menschenrechte. Lassen Sie uns diesen Weg weitergehen, Schritt für Schritt. Denn der wahre Frieden ist der, den wir jeden Tag aufs Neue erschaffen – durch unser Handeln, unsere Werte, unsere Verantwortung.“
Bei dem Festakt hielt auch der Generalkonsul der USA, Dr. James Miller, ein Grußwort. Für die musikalische Umrahmung sorgten die Bigband des Gymnasiums bei St. Stephan & Young Rappers of Augsburg sowie die Band „Swing tanzen verboten!“.
Kostenloses Fotomaterial der Veranstaltung kann kurz nach der Veranstaltung heruntergeladen werden unter: www.bayern.landtag.de/aktuelles/presse/pressefotos/
(CK)