Landtagspräsidentin Barbara Stamm mit Simon-Snopkowski-Ehrenpreis ausgezeichnet

Dienstag, 18. November 2014
– Von Zoran Gojic –

Am 18. November 2014 wurde Landtagspräsidentin Barbara Stamm bei einem Festakt in der Münchener Residenz mit dem Simon-Snopkowski-Ehrenpreis ausgezeichnet. Die Gesellschaft zur Förderung jüdischer Kultur und Tradition e. V., die den Preis verleiht, begründete dies mit dem gesellschaftlichen Verdienst Barbara Stamms auf dem Gebiet der Integration, der humanitären Hilfe sowie der Erinnerungskultur an den Holocaust. Insbesondere Stamms persönliches Engagement in Zusammenhang mit Forschungsprojekten bayerischer Schulen zur jüdischen Geschichte in Bayern wurde mit der Auszeichnung gewürdigt.


„Vehementes Eintreten gegen Intoleranz, Rassismus und Antisemitismus

In seiner Laudatio betonte Ulrich Wilhelm, Intendant des Bayerischen Rundfunks, das besondere Engagement von Barbara Stamm: „Barbara Stamm folgt in ihrem Handeln und in Ihrem vehementen Eintreten gegen Intoleranz, Rassismus und Antisemitismus stets der Maxime Simon Snopkowskis: Den Dialog zu suchen, das Wissen lebendig zu halten und Brücken zur Verständigung und zum gegenseitigen Verständnis zu bauen. All das macht Barbara Stamm für mich zur idealen Trägerin des Simon-Snopkowski-Ehrenpreises“, erklärte Wilhelm.

„Ich begreife den Simon-Snopkowski-Ehrenpreis als Ansporn

Barbara Stamm wies in ihrer Dankesrede auf die Wichtigkeit stetiger Aufmerksamkeit gegenüber intoleranten Entwicklungen hin: „Wir dürfen uns unserer Freiheit und unserer Werte niemals zu sicher sein. Denn der Boden, auf dem Hass und Intoleranz gegenüber Anderen wachsen können, dieser Boden ist leider immer fruchtbar. Deshalb bleibt es unsere Aufgabe, aufmerksam zu sein und kritisch. Ich kann dies dort tun, wo ich Verantwortung trage. Und ich begreife den Simon-Snopkowski-Ehrenpreis als Ansporn, in dieser Hinsicht weiterhin aktiv zu bleiben, ob im Bayerischen Landtag oder in anderem Rahmen“. 

Der Simon-Snopkowski-Preis wird seit 2006 alle zwei Jahre vornehmlich an Jugendliche  in Bayern für eine besondere Leistung auf dem Gebiet der Erforschung jüdischer Geschichte in Bayern und des Holocaust verliehen, um die Jugend noch mehr zu motivieren, sich mit der gemeinsamen Geschichte zu beschäftigen.

1. Preis für das Werdenfels-Gymnasium Garmisch-Partenkirchen

Dieses Jahr ging der erste Preis an das Werdenfels-Gymnasium Garmisch-Partenkirchen für die Erstellung eines Audioguides zum Thema „Garmisch-Partenkirchen im Nationalsozialismus“. Das P-Seminar des Jahrgangs 2012/2014 hat unter der Projektleitung von Christine Riesenhuber einen Audioguide mit acht Stationen zur Geschichte Garmisch-Partenkirchens im Nationalsozialismus erarbeitet. Die einzelnen Stationen sind Gebäude und Anlagen, die beispielhaft die Ortsgeschichte der NS-Zeit repräsentieren. Neben der Zwangsvereinigung beider Orte 1935 und den Olympischen Spielen 1936 wird vor allem der Umgang der NSDAP und der Bevölkerung mit jüdischen Bürgern, Sportlern und Touristen thematisiert. Die Schülerinnen und Schüler haben vorhandene Forschungsergebnisse mit den Ergebnissen eigener Archivrecherchen zusammengeführt und die acht Hörstationen in einem Studio des Bayerischen Rundfunks eingesprochen und geschnitten. Der Guide spricht Einheimische und Touristen gleichermaßen an. Der gesamte Audioguide ist über folgenden Link zu hören:
http://www.br.de/unternehmen/inhalt/bildungsprojekte/audioguides-bildungsprojekte-garmisch-partenkirchen-114.html

Zwei weitere Schulprojekte ausgezeichnet

Zudem wurden zwei gleichwertige 2. Preise werden vergeben. Zum einen an die Mittelschulen Langenzenn und Veitsbronn für die Erstellung der Wanderausstellung „Allein in der Fremde, oh, wie tut das weh!“
Sechs Schülerinnen und Schüler der Klasse 9g haben unter der Projektleitung von Udo Sponsel eine Ausstellung zur Erinnerung an die jüdischen Kindertransporte nach England 1938/39 als Wanderausstellung konzipiert. Hierzu werteten sie Quellen und Fachliteratur zur Thematik aus. Für ihr Projekt haben die Schülerinnen und Schüler auch Kontakt mit der Zeitzeugin Hedy Epstein aus den USA aufgenommen, die in Kippenheim aufgewachsen war und mit einem der Transporte entkommen konnte. Die Schülerinnen und Schüler wählten geeignete Dokumente und Bilder aus, verfassten die Begleittexte und gestalteten die Ausstellungstafeln. Die Eröffnung der Ausstellung fand im Beisein von Hedy Epstein statt. Ein BR-Filmteam begleitete die Zeitzeugin und filmte auch die Ausstellungseröffnung. Die am Projekt beteiligten Schüler führten durch die Ausstellung, die nun auch an weiteren Schulen in der Region gezeigt wird.
Zum anderen wurde das Rhön-Gymnasium Bad Neustadt für sein Projekt: „Begegnung mit Israelis und dem Judentum in Bad Neustadt und Israel“ ausgezeichnet.


15 Schülerinnen und Schüler des P-Seminars (Jahrgangstufe 11) sowie sieben Schülerinnen und Schüler der Jahrgangstufe 10 haben unter der Projektleitung von Günter Henneberger im September 2013 gemeinsam mit 22 israelischen Austauschschülern eine Bestandsaufnahme des Friedhofs der jüdischen Gemeinde von Bad Neustadt vorgenommen. Das Projekt ist aus dem seit 1992 bestehenden Schüleraustausch mit der Schule Mikve Israel nahe Tel Aviv hervorgegangen. Die Schülerinnen und Schüler dokumentierten gemeinsam die Grabsteine (Erfassung von Lage, Gestalt und Maßen der Steine, Reinigung der Steine, Übertragung der Inschriften ins Englische, Fotos) unter der wissenschaftlichen Anleitung und Begleitung durch den deutschen Konservierungswissenschaftler Prof. Stefan Simon und seinen israelischen  Kollegen Dr. Raanan Kislev.

Der Preis trägt den Namen des Gründers der Gesellschaft zur Förderung jüdischer Kultur und Tradition, Simon Snopkowski, der sich als Überlebender des Holocaust und langjähriger ehrenamtlicher Präsident des Landesverbandes der Israelitischen Kultusgemeinden in Bayern für den Wiederaufbau jüdischen Lebens in Bayern einsetzte. Ein Ergebnis seiner Bemühungen war 1997 der Abschluss des Staatsvertrages zwischen dem Freistaat Bayern und dem Landesverband, der die rechtliche Gleichstellung der jüdischen Glaubensgemeinschaft mit der katholischen und evangelischen Kirche in Bayern besiegelte.

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