Landwirtschaftsausschuss diskutiert aktuellen Agrarbericht

Mittwoch, 4. Juli 2018
– Von Jürgen Umlauft –


Trotz des zwischenzeitlichen Preisverfalls bei vielen Agrarprodukten hat sich der Strukturwandel in der bayerischen Landwirtschaft verlangsamt. Diese Bilanz zog Agrarministerin Michaela Kaniber (CSU) bei der Vorlage des alle zwei Jahre erscheinenden Agrarberichts im Landwirtschaftsausschuss. Nach den Daten sank die Zahl der Bauernhöfe im Berichtszeitraum von 2015 bis 2017 um knapp 2500 auf 106.718. Das entsprach einem Rückgang um 2,3 Prozent, dem niedrigsten seit vielen Jahrzehnten. Die im Verhältnis meisten Höfe wurden dabei in der für die bayerische Landschaft typischen Größenklasse von 10 bis 50 Hektar aufgegeben. Vor allem Milchvieh- und Schweinehalter schlossen ihre Betriebe. Deutliche Zuwächse gab es nur bei den großen Höfen über 100 Hektar. Dort betrug das Plus 7,2 Prozent auf 5219.

Die Einkommenssituation der bayerischen Landwirte hat sich im vergangenen Wirtschaftsjahr laut Bericht deutlich verbessert. Bei den Haupterwerbsbetrieben stieg der Durchschnittsgewinn um 31,7 Prozent auf 52.605 Euro. Hauptursache waren die Preissprünge bei Milch und Schweinen nach den vorangegangenen Tiefstständen. Wie schon in den Vorjahren kam etwa die Hälfte des Gewinns aus staatlichen Zuschüssen und Prämien. Die höchsten Gewinne machten die Großbetriebe ab 60 Hektar mit durchschnittlich 70.500 Euro, bei kleineren Betrieben bis 30 Hektar lag der Gewinn im Mittel bei nur 35.000 Euro. Von der insgesamt positiven Entwicklung nicht profitieren, konnten die Nebenerwerbsbauern. Ihr durchschnittliches Gesamteinkommen sank um 10,9 Prozent auf 38.584 Euro.

Kaniber erklärte, die Zahlen belegten die Krisenfestigkeit der bayerischen Landwirtschaft und den Erfolg bayerischer Agrarpolitik. Um die Wettbewerbsfähigkeit der Landwirte im Freistaat zu sichern, müsse beim Verbraucher noch stärker für den Kauf hochwertiger Lebensmittel aus heimischer Produktion geworben werden. Zudem bräuchten die Bauern Planungssicherheit bei Tierschutz- und Umweltauflagen sowie bei der Agrarförderung. Kaniber kündigte auch Maßnahmen zum Erhalt der Biodiversität an. So lasse sie derzeit „mit Hochdruck“ eine Strategie für einen zukunftsfähigen Ackerbau unter geringerem Einsatz von Pflanzenschutzmitteln erarbeiten. Dies werde im Einvernehmen mit der Landwirtschaft erfolgen.

Horst Arnold (SPD) warf der Ministerin „verharmlosende Zahlenspielereien“ vor. Der von Durchschnittswerten verdeckte starke Rückgang bei kleinen und mittleren Betrieben gefährde die Kleinteiligkeit der bayerischen Landwirtschaft. Vor allem beim Nebenerwerb gehe es mit den Einkommen „steil bergab“. Hier brauche es eine gezieltere Förderung. Zudem müssten mehr Landwirte ausgebildet werden. Jährlich würden rund 1000 Betriebsnachfolger fehlen. Dies sei eine „dramatische Entwicklung“, sagte Arnold.

Handlungsbedarf bei kleinen und mittleren Betrieben sah auch Leopold Herz (FREIE WÄHLER). Gerade dort hinke die Einkommensentwicklung der Landwirte immer noch deutlich hinter der in der Wirtschaft her. „Wir müssen vor allem die kleinen Betriebe bis 30 Hektar stärken“, betonte er. Gisela Sengl (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN) beklagte, dass der typische bayerische Bauernhof allmählich aus der Landschaft verschwinde. Der Trend zu größeren Betrieben sei ungebrochen. Mehr Unterstützung forderte Sengl für den ökologischen Landbau, der den Landwirten auch höhere Einnahmen beschere. Dazu brauche es aber eine intensivere, staatliche geförderte Vermarktungsstrategie, um den Absatz von heimischen Bio-Produkten anzukurbeln. Der CSU-Agrarpolitiker Martin Schöffel warf der Opposition vor, mit der Forderung nach ständig neuen Umwelt- und Tierschutzauflagen gerade kleinere Betriebe in Bedrängnis zu bringen. Beim Öko-Landbau habe Bayern eine bundesweite Vorreiterrolle. Auch Schöffel begrüßte die allgemeine Entwicklung. Die Zahl der Betriebsaufgaben sei in Bayern so niedrig wie in keinem anderen Bundesland.


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