Barbara Stamm: Gespräche mit der ukrainischen Gemeinde in Bayern

13. Februar 2016

München. Anlässlich des Aufenthalts des ukrainischen Präsidenten Petro Poroschenko in München traf Landtagspräsidentin Barbara Stamm am 13. Februar 2016 Präsidentengattin Maryna Poroschenko zu einem Gespräch.

Maryna Poroschenko engagiert sich in der Ukraine insbesondere für die Belange von Menschen mit Behinderung und informierte sich bei Barbara Stamm über die Umsetzung der Inklusion. Bei dieser Gelegenheit bedankte sich Poroschenko dafür, dass traumatisierte ukrainische Kinder im Sommer 2015 unbeschwerte Urlaubswochen in Bayern verbringen konnten. Barbara Stamm sicherte zu, sich auch dieses Jahr wieder für eine Wiederholung des Projekts einzusetzen. Poroschenko warb dafür, beim Umgang mit Menschen mit Behinderung eine „Generation der Toleranten“ zu erziehen und auf diese Weise auch die Zivilgesellschaft zu stärken. Die Situation in der Ukraine bezeichnete Poroschenko als weiterhin angespannt. Die Verhandlungen mit Russland über den die besetzten ukrainischen Gebiete würden auf der Stelle treten, immer wieder käme es zu gewaltsamen Auseinandersetzungen.

"Ausbau der Zusammenarbeit im Bereich der Hochschulen"

Anschließend an das Arbeitsgespräch besuchten beide gemeinsam die Ukrainische Freie Universität in München. Dort wurden sie von der Rektorin Prof. Dr. Maria Pryshlak über die besonderen Schwerpunkte der Universität informiert. An der Universität stehe intellektuelle Freiheit im Mittelpunkt und die Ausformung des kritischen Denkens. Anwesend waren auch Studierende der Universität, die von ihren Erfahrungen in Bayern berichteten. Die Erfahrungen waren durchweg positiv, viele wollen nach dem Studium zurück in die Ukraine und dort beim Ausbau des Landes einsetzen. Schwierigkeiten würde dabei allerdings die ukrainische Universitätsbürokratie machen – die erkennt beispielsweise die Abschlüsse der Ukrainischen Freien Universität nicht an. Maryna Poroschenko versprach das Thema in der Ukraine zu verfolgen und appellierte an die Studierenden, ihre Heimat nicht zu vergessen. „Wir brauchen eure Kenntnisse und eure Energie, um das Land aufzubauen und die Reformen voranzutreiben“, erklärte sie. Barbara Stamm zeigte sich erfreut über die Offenheit der jungen Generation in Europa und die Bereitschaft sich auszutauschen. „Ich würde mich eine noch engere Zusammenarbeit unserer Länder wünschen, gerade im Hochschulbereich“, sagte Stamm.


"Dürfen die Ukraine nicht alleine lassen!"



Im Anschluss fuhren Stamm und Poroschenko zum Pfarrhaus der Kathedrale „Maria Schutz und St. Andreas“, wo sich Vertreterinnen und Vertreter von ukrainischen Verbänden aus ganz Deutschland vorstellten und über die Situation der Exil-Ukrainer und deren zivilgesellschaftlichem Einsatz berichteten. Lesya Shramko, Vorsitzende des Dachverbandes der Ukrainischen Organisationen in Deutschland, beklagte die mangelnde Wahrnehmung der Ukrainer als gesellschaftliche Gruppe. Aufgrund der besonderen geschichtlichen Entwicklung der Ukraine würde man im Westen nur sehr wenig über das Land wissen. „Wir wollen an unserem Image arbeiten und Gehör in der Öffentlichkeit finden, gerade angesichts der aktuellen Situation in der Ukraine“, so Shramko. Poroschenko bedankte sich für den Einsatz der Verbände: „Wir brauchen Menschen wie sie, die ihr Herz öffnen und uns helfen“.
Barbara Stamm verwies auf die traditionell guten Beziehungen zwischen Bayern und der Ukraine, sprach sich aber auch dafür aus, diese noch weiter zu vertiefen, gerade angesichts der aktuellen Entwicklungen. Eine Fortführung der Bayerisch-Ukrainischen Regierungskommission wäre beispielsweise ein möglicher erster Schritt, meinte Stamm. Fest stehe: „Wir dürfen die Ukraine nicht alleine lassen“.

Nach den Gesprächen nahmen Barbara Stamm und Maryna Poroschenko noch an der Abendmesse nach griechisch-katholischem Ritus in der Kathedrale „Maria Schutz und St. Andreas“ teil. / zg

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