Infotag der Betreuungsvereine der öffentlichen und freien Wohlfahrtspflege im Maximilianeum

Donnerstag, 6. Juli 2017

In Bayern gibt es rund 200.000 Betreuerinnen und Betreuer, die sich ehrenamtlich um die rechtliche Betreuung eines Menschen kümmern. Unterstützung erfahren diese ehrenamtlich Engagierten durch sogenannte Betreuungsvereine. Die Arbeit der 133 bayerischen Betreuungsvereine und ihr Wirken standen im Mittelpunkt des heutigen Infotages im Landtag.

Der Anteil älterer Menschen an unserer Gesellschaft nimmt stetig zu. Schon heute sind 20 Prozent der Gesamtbevölkerung über 65 Jahre alt – mit steigender Tendenz. Jeder vierte der über 65-Jährigen leidet an psychischen Störungen. Von den über 85 Jahre alten Mitbürgern ist ein Viertel vom Risiko der Altersdemenz bedroht. Aber nicht nur ältere Menschen brauchen Hilfestellung: Die Zahl psychisch Kranker und Suchtkranker unter den Jüngeren steigt ebenfalls. Zudem gibt es Menschen, die von Geburt an oder durch einen Unfall mit einer schweren körperlichen oder geistigen Behinderung leben und ebenfalls auf die Unterstützung durch Betreuer angewiesen sind.

Seit der Reform des Betreuungsrechts steht die persönliche Betreuung eines Hilfebedürftigen im Vordergrund. Wer eine solche organisieren muss oder selber übernimmt, der kann sich an einen der Betreuungsvereine wenden, die in der Landesarbeitsgemeinschaft der öffentlichen und freien Wohlfahrtspflege in Bayern zusammengeschlossen sind. Landtagspräsidentin Barbara Stamm unterstrich bei der Begrüßung, wie unverzichtbar und wertvoll das Engagement der Ehrenamtlichen für die Gesellschaft ist. Dies, so die Landtagspräsidentin, gelte auch und gerade für die Betreuungsvereine, die für ihre Arbeit mehr finanzielle Mittel benötigten.

Münchens Alt-Landrätin Johanna Rumschöttel, die stellvertretend für Landrat Thomas Eichinger, Vorsitzender der Landesarbeitsgemeinschaft der öffentlichen und freien Wohlfahrtsverbände in Bayern, das Wort ergriff, beschrieb die schwierige Finanzsituation der bayerischen Betreuungsvereine. Diese habe sich dramatisch verschlechtert, erklärte Rumschöttel. Die aktuell pro Jahr von der Staatsregierung ausbezahlten Zuschüsse in Höhe von 750.000 Euro seien nicht annähernd ausreichend. Es bestehe die Gefahr, dass immer mehr Ehenamtliche wegfielen und das Betreuungswesen so „seine gesellschaftliche Mitte verliere“.

„Die ehrenamtliche Betreuung soll stark bleiben“, erklärte Justizminister Prof. Dr. Winfried Bausback. Er sprach sich für das Fortbestehen des aktuellen Betreuungswesens aus, das auf zwei Standbeinen steht – der Betreuung durch Berufsbetreuer sowie durch ehrenamtliche Betreuer. Allerdings, so Bausback, sinke Jahr für Jahr der Anteil der ehrenamtlichen Betreuer – eine Entwicklung, die sich fortsetzen werde, wenn nichts unternommen werde. Handeln will das Sozialministerium: Amtschef Michael Höhenberger, der Sozialministerin Emilia Müller beim Infotag vertrat, stellte eine deutliche Erhöhung der jährlichen Fördermittel in Aussicht. Auch er unterstrich den hohen Wert des ehrenamtlichen Engagements im Betreuungswesen.

Abgeordnete und das Fachpublikum nutzten den Infotag, um miteinander ins Gespräch zu kommen. Dabei ging es auch um Themen wie Vorsorgevollmacht, Patientenverfügung und Betreuungsverfügung sowie darum, wie in Zukunft wieder mehr ehrenamtlich Betreuende und Bevollmächtigte gewonnen werden können.   /kh

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