Bayerisch-irischer Gedankenaustausch zu Fragen der beruflichen Bildung

12. März 2018

– Von Katja Helmö –



Vor dem Hintergrund möglicher Auswirkungen durch den „Brexit“ hat eine irische Delegation den Erfahrungsaustausch mit bayerischen Bildungspolitikern im Maximilianeum gesucht: „Wir möchten unsere Kontakte mit den verbleibenden 27 Mitgliedstaaten der EU weiter vertiefen und uns verstärkt einbringen“, erklärte Irlands Bildungsminister Richard Bruton, der in Begleitung von Botschafter Michael Collins Fragen zum bayerischen Schulsystem mit Martin Güll (SPD), Vorsitzender des Bildungsausschusses, und Karl Freller, stellvertretender Vorsitzender der CSU-Landtagsfraktion, erörterte. Die berufliche Bildung stand bei dem eineinhalbstündigen Gespräch thematisch im Mittelpunkt. Mit seinem System der dualen Ausbildung genieße Bayern international hohe Anerkennung, betonte der Minister aus Irland.

Wie Bruton berichtete, befindet sich das irische Bildungswesen in einem tiefgreifenden Reformprozess, von dem nicht nur die Lehrpläne, sondern auch Benotungs-, Prüfungs-, Zulassungssyteme betroffen sind: „Uns ist bewusst, dass die Förderung unserer Talente im Land ein wichtiger Schlüssel ist, um politische und wirtschaftliche Herausforderungen zu meistern.“

Während in Bayern über 300 Ausbildungsberufe parallel in den Betrieben sowie an staatlichen Berufsschulen erlernt werden können, sind dies in Irland nur 25. Dort gibt es auch noch kein vergleichbares Ausbildungsangebot für angehende Handwerker wie in Deutschland oder Bayern.

Werbung für Chancen in Handwerk und Industrie

Martin Güll und Karl Freller beschrieben die organisatorischen Eckpunkte der beruflichen Bildung in Bayern mit jährlich rund 270.000 Berufsschülerinnen und -schülern und erklärten, dass Handwerker und Techniker über die Erlangung des Meisterbriefes auch Zugang zu den Hochschulen erhalten könnten. „Es ist uns ein großes Anliegen, die Möglichkeiten und Chancen der beruflichen Qualifizierung immer wieder zu stärken und zu bewerben“, erklärten Güll und Freller.
Einig waren sich die Bildungspolitiker auf bayerischer wie irischer Seite, dass eine akademische Laufbahn immer nur eine von vielen beruflichen Optionen sei und auch Berufe in Industrie und Handwerk attraktive Perspektiven bieten könnten. Güll und Freller wiesen darauf hin, dass deshalb künftig an den Gymnasien in Bayern die Berufsvorbereitung einen größeren Stellenwert erhalten soll.

Gemeinsam erörtert wurden zudem Fragen zur frühkindlichen Förderung, zur Fort- und Weiterbildung der Lehrkräfte sowie zu den Erfordernissen der Inklusion und Digitalisierung. Der gesellschaftliche Druck, der hierbei auf den Schulen lastet, sei in Irland wie in Bayern groß, stellten die Gesprächspartner übereinstimmend fest. Umso wichtiger sei der Austausch zu diesen Fragen, betonte Bruton. Er bedankte sich für die vielen interessanten Impulse aus Bayern: „Wir nehmen diese als Anregungen für unsere Reformen nach Hause mit.“ 

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