Ellen Ammann: Heldin des Alltags

Sie war gläubige Katholikin, Visionärin und eine Frau, deren Ideen immer präsent sein werden - Ellen Ammann. Anlässlich ihres 150. Geburtstages macht Landtagspräsidentin Ilse Aigner deutlich, dass wir in Gleichstellungsfragen ohne sie nicht so weit wären.

Für viele Frauen, die sich später kirchlich, sozial und politisch engagierten, wurde Ellen Ammann zum Vorbild - und sie ist es noch heute. Nicht weniger als zehn Organisationen und Verbände gehen auf ihre Initiative zurück, darunter der Katholische Deutsche Frauenbund, IN VIA und die Polizeiseelsorge. Als Mitbegründerin einer modernen Sozial- und Gleichstellungspolitik gibt also Grund genug, dieser außergewöhnlichen Persönlichkeit mit Respekt und Dankbarkeit zu gedenken.

Von Stockholm nach München

Geboren wurde Ellen Ammann am 1. Juli 1870, also genau vor 150 Jahren, als Ellen Aurora Sundström in Stockholm. Im Alter von 20 Jahren kam sie nach München. Sie brachte Selbstbewusstsein in ihre bayerische Wahlheimat und kündigte alte Rollenmuster. Und sie machte München zu einem Ort vieler Neuanfänge gegen die damals geltende Auffassung „Die Frau gehört ins Haus“.

Initiatorin sozialer Verbände

"Dort sah sie ihren Platz nicht - jedenfalls nicht nur. Sie lebte das auch vor - gegen alle Widerstände. Man kann sagen: Ohne sie wären wir in Gleichstellungs- und sozialpolitischen Fragen nicht so weit, wie wir es heute sind", sagte Landtagspräsidentin Ilse Aigner anlässlich der Kranzniederlegung zum Gedenken an ihren 150. Geburtstag in der Stephanskirche am 1. Juli in München. So geht die Gründung bzw. Mitgründung von verschiedenen Organisationen auf Initiative Ellen Ammanns zurück:

  • IN VIA
  • der Katholischen Bahnhofsmission
  • der Polizeiseelsorge
  • der sozial-caritativen Frauenschule, aus der die Katholische Stiftungsfachhochschule München und Benediktbeuern hervorging
  • des Katholischen Frauenbundes
  • einer geistlichen Gemeinschaft zusammen mit Kardinal Faulhaber

 

Ammann verhinderte Hitlerputsch

"Wie viel Ausdauer und Beharrlichkeit sie dazu brauchte, können wir nur erahnen", würdigte Aigner das Engagement der mutigen Frau. Ihr Weg führte sie auch in die Politik als eine der ersten Frauen im Bayerischen Landtag. Es war eine politisch turbulente Zeit, denn Revolutionswellen gingen durchs Land. So folgte eine Wahl auf die anderen und auch der Nationalsozialismus wurde stärker. Doch als Hitler sich 1923 an die Macht putschen wollte, gab Ellen Ammann den entscheidenden Hinweis. So konnte die Gefahr zunächst gebannt werden.

Im Dienst am Mitmenschen leben

„Die Kollegin Ammann“, soll der damalige stellvertretende Ministerpräsident Matt gesagt haben, „hat mehr Mut bewiesen als manche Herren.“ Neun Jahre nach dem Hitler-Putsch, im November 1932, hielt Ellen Ammann eine Rede im Landtag zu Hilfen für kinderreiche Familien. Zudem forderte sie unter anderem Unterstützung bei der Wohnungssuche und eine aktive Arbeitsmarktpolitik - Themen, die auch heute hochaktuell sind. "Ihre herausragende Lebensleistung mündet in ein ethisches Vermächtnis, das uns alle verpflichten sollte", erinnerte Aigner. Die Landtagspräsidentin forderte dazu auf Zivilcourage zu zeigen und das eigene Schicksal in die Hand zu nehmen. "Vielleicht ist es das, was Ellen Ammann auszeichnet: Den Mut haben, für den Glauben, für die eigenen Überzeugungen im Dienst am Mitmenschen zu leben - so wie das in den vergangenen Wochen und Monaten sehr viele Frauen als „Heldinnen des Alltags“ in der Corona-Krise getan haben."

Erste Polizeiseelsorge in Bayern

Ammann, die den Impuls zur Gründung der Bayerischen Polizeiseelsorge gab, steht nach den Worten von Innenminister Joachim Herrmann fest an der Seite der Polizeieinsatzkräfte und ist ihnen in schwierigen Zeiten eine wertvolle Stütze."Ellen Ammann setzte sich politisch vor allem für Frauen und Familien ein, aber auch für Kriegerwitwen und Kriegsgefangene in der Zeit nach dem Ersten Weltkrieg. Sie war mutig auch im Kampf gegen den aufkommenden Nationalsozialismus." Mit diesen Worten würdigte Herrmann die Politikerin und Frauenrechtlerin beim Gedenkgottesdienst.

/ AS

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