Jubiläum für das Maximilianeum: „Diener der Demokratie“

Einzug des Bayerischen Landtags in das Maximilianeum vor 75 Jahren

Januar 2024

MÜNCHEN.     Im Januar 2024 feiert das Maximilianeum ein geschichtsträchtiges Jubiläum: Vor 75 Jahren zog der Bayerische Landtag in das von König Max II. errichtete Gebäude ein. Bereits Konrad Adenauer prophezeite beim damaligen Festakt zum Einzug die wichtige Rolle, die das Haus in seiner Zukunft spielen werde.

Mit einem bescheidenen Festakt bezog der Bayerische Landtag am 11. Januar 1949 das Maximilianeum. Ehrengast war Konrad Adenauer, Präsident des Bonner Parlamentarischen Rates und späterer Bundeskanzler. Landtagspräsident Michael Horlacher freute sich als Hausherr über den neuen Parlamentssitz: „Wir stehen hier auf gutem bayerischen Boden.“ Landtagspräsidentin Ilse Aigner nahm in ihrer Rede anlässlich der achten Vollsitzung Bezug zur Funktion des Gebäudes: „Wir erfüllen das Maximilianeum mit Leben, diesen Ort der Demokratie in Bayern. Am 12. Januar 1949 fand hier die erste Plenarsitzung statt. Seither ist das politische Hohe Haus daheim im buchstäblich hohen Haus – über den Dächern der Bayerischen Landeshauptstadt. Wir thronen und sind doch Diener – des Volkes als Souverän und der Demokratie!“

Ende einer Wanderschaft

Mit dem Einzug in das Maximilianeum endete eine zweijährige Wanderschaft des Parlaments. Das vorherige Landtagsgebäude an der Prannerstraße in der Altstadt hatten Bomben völlig zerstört. Daher hatte die neugewählte Volksvertretung von Dezember 1946 an in der Aula der Universität seinen provisorischen Sitz, die Ausschüsse tagten an verschiedenen Orten. Als die Universität ihren Vorlesungsbetrieb wiederaufnahm, musste der Landtag umziehen: zunächst in das Brunnenhoftheater der Residenz, später in den Sophiensaal der Oberfinanzdirektion. Einen Tag nach dem Einzug (12.1.1949) kamen die Abgeordneten im Maximilianeum zur ersten Landtagssitzung zusammen.

In der bayerischen Presse wurde der Parlamentseinzug kaum registriert. Die Lage des neuen Parlamentssitzes am Rande Haidhausens bezeichnete ein Autor des Münchner Stadtanzeiger als „nicht sehr günstig“ und schrieb vom „Ende der Welt, über der Isar und eigentlich recht außerhalb der Stadt“. In dem Blatt wurde jedoch die Hoffnung geäußert, dass in der neuen Landtagsgaststätte „die so oft gereizten Debatten“ der vergangenen drei Jahre ein Ende haben könnten und endlich die „Fraktion Weißwurst“ wieder tagen werde.

Mit Studenten unter einem Dach

1852 hatte König Max II. eine Stiftung für hochbegabte Studenten begründet, fünf Jahre später legte er den Grundstein für das Maximilianeum, den Stiftungssitz, der erst 1874 – zehn Jahre nach dem Tod des Monarchen – fertig wurde. Im Zweiten Weltkrieg blieb der Monumentalbau, von den westlich gelegenen Ausstellungssälen abgesehen, fast unversehrt. Der Sozialdemokrat Wilhelm Hoegner, der 1945 von der Militärregierung als Ministerpräsident eingesetzt worden war, dachte als Erster an das Maximilianeum als künftigen Parlamentssitz. Doch Hoegner, sein Nachfolger Hans Ehard und Landtagspräsident Michael Horlacher rechneten nicht damit, dass sich die Stiftung weigerte auszuziehen. Der gefundene Kompromiss gilt noch heute: Studenten und Parlamentarier leben und arbeiten unter einem Dach. Der Landtag zahlt seit seinem Einzug Miet- und Erbbauzins und kommt für den gesamten Unterhalt des Gebäudes auf.

Konrad Adenauer: „Ein Haus scharfer Worte“

Ministerpräsident Hans Ehard nannte beim Festakt den Einzug „gleichsam einen Friedenstag“. Doch Ehrengast Adenauer dämpfte die überparteiliche Feierstimmung und widersprach: Er glaube nicht, dass das Maximilianeum ein „Haus des Friedens“ sein werde, denn „in diesem Haus werden scharfe Worte fallen“. Gegensätze seien – „so ist einmal die Erde und so sind die Menschen erschaffen“ – vorhanden und „warum sollte man sie leugnen“. Die Protokolle aller Plenarsitzungen seit 1946 können online im Landtagsarchiv abgerufen werden: https://shorturl.at/qwHLN

Anja Guthardt mit Informationen von Dr. Kock

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