Die Fenstersanierung der Westfassade des Maximilianeums

Das Maximilianeum, Sitz des Bayerischen Landtags, ist eines der bedeutendsten Einzeldenkmäler Münchens und der städtebaulich prägende Abschluss der Maximilianstraße. Die 17 Fenster der Hauptfassade im Westen waren altersbedingt sanierungsbedürftig – die letzte umfangreichere Sanierung fand in den 1950er Jahren statt. So führten die vorhandenen Stahlprofile mit der Einscheibenverglasung zu hohen Energieverlusten und Zugerscheinungen.


Unter der Leitung des  Staatlichen Bauamts München 2 erarbeiteten die Architekten frank & friker gemeinsam mit den Fachplanern und in enger Absprache mit dem Landesamt für Denkmalpflege und der Unteren Denkmalschutzbehörde, der Stiftung Maximilianeum und dem Bayerischen Landtag ein Sanierungskonzept. Hierbei sollte nicht nur den heutigen Anforderungen an Energieeinsparung und Verkehrssicherheit Rechnung getragen werden, sondern auch das ursprüngliche Erscheinungsbild der Hauptfassade und die historisch wertvolle Bausubstanz erhalten werden.

Die Baumaßnahme wurde in zwei Abschnitten durchgeführt. Beginnend mit dem nördlichen Teil im Frühjahr 2014 wurden bis Mitte Oktober 2014 die Fenster im Wandelgang Nord und das Konferenzzimmer sowie das große Fenster im Steinernen Saal saniert. In dem zweiten Bauabschnitt wurde 2015 der Südteil instand gesetzt.

Für die Baumaßnahme wurde der jeweilige Gebäudeabschnitt eingerüstet und die Baustelle grundsätzlich von außen versorgt. Im Innenbereich wurde durch eine Trennwand der notwendige Bauraum geschaffen. Während der Bauzeit waren das Konferenzzimmer (2014) und der Lesesaal (2015) sowie der jeweilige Wandelgang nur eingeschränkt nutzbar.


Daten zur Baumaßnahme



Bauzeit
1. Bauabschnitt: März 2014 bis Oktober 2014
2. Bauabschnitt: März 2015 bis Oktober 2015

Planungsbeteiligte
Bauherr: Freistaat Bayern, Bayerischer Landtag vertreten durch
Bauherrenvertreter: Staatliches Bauamt München 2, München
Nutzer: Bayerischer Landtag, Landtagsamt
Beteiligte Behörden: Bayerischer Landtag, Landtagsamt, München; Bayerisches Landesamt für Denkmalpflege, München; Untere Denkmalschutzbehörde; Stiftung Maximilianeum, München
Sicherheit: Landeskriminalamt, München

Planer
Architekt/Bauleitung: frank & friker Architekten, München
Statik: bbi bracher bock ingenieure, München
Fassadenplanung: Fassadentechnik Scharl, Ehingen
Probenahme und Schadensuntersuchung: Ing.-Büro PGA Bauplanung Gutachten Analytik GmbH, Altdorf bei Landshut
Oberflächenbeschichtung/Empfehlung: Ifo GmbH Institut für Oberflächentechnik, Schwäbisch Gmünd
Gerüstplanung: Ingenieurbüro Speer, Karlsruhe
Lüftung: Büro Pitscheider, München
Vermessung: Karner Ingenieure GmbH, München
Prüfstatik: henke rapolder frühe Ingenieurgesellschaft mbH, München
Prüfung Musterfenster: ift Rosenheim GmbH, Rosenheim
Brandschutz: K33 Brandschutz, München

Gewerk
Probenahme/Baumeisterarbeiten: Wayss & Freytag, München
Probenahme: Probenahme LSL, Labor für Stahl- und Leichtbau
Schlosser: Dörnhöfer Stahl- und Metallbau GmbH & Co. KG, Kulmbach
Gerüstbau: Michael Fritsch Gerüstbau GmbH, München
Baumeister: Matthias Bauer GmbH, Hauzenberg
Steinmetz: F.X. Rauch GmbH & Co. KG, München
Spengler: Straßl Konrad GmbH Schlosserei-Spenglerei, Arnstorf
Maler: Maler Hirsch GmbH, Grafenau
Elektro: Fa. Bauer, München
Schreiner: Schreinerei Josef Wimmer GmbH, Hohenbrunn
Sanitär: Felix Nistler GmbH, München
Wandmalereien: Hans Mayrhofer GmbH, Unterschleißheim
Elektroarbeiten 2015: Samhuber Elektro-Installation, München

Bestandsaufnahme

Im Jahr 2012 fanden umfangreiche Bestandsuntersuchungen statt, die ein genaues Bild über die noch im Original vorhandenen Fenster vermitteln können.

Entsprechend dem symmetrischen Fassadenbild sind acht Fensterjeweils im nördlichen Bereich und im südlichen Bereich angeordnet. Davon befinden sich jeweils fünf Fenster in den nördlichen bzw. südlichen Wandelgängen und jeweils drei Fenster im Konferenzzimmer und Lesesaal. Den Mittelpunkt bildet mit ca. 7,70 m Höhe das zentrale Fenster im Steinernen Saal.

Die Fenster bestehen aus Pfosten und Riegeln sowie insgesamt 42 Verglasungen in den nicht gebogenen Bereichen. Im Anschluss an den obersten Riegel schließt der Segmentbogenbereich an. Die aufgehenden Pfosten nehmen in diesem Bereich den Verlauf des Bogens der Leibung auf. Mit sternförmig zulaufenden Profilen unterteilen sie den Segmentbogenbereich in 21 verglaste Bereiche.

Das gesamte Fenster wird von einem umlaufenden äußeren Stahlrahmen eingefasst. Mit Ausnahme des unteren Öffnungsflügels sind alle Bereiche der Fenster fest verglast mit einer Einfachverglasung. Die Fensterprofile bestehen aus profiliertem Stahl, in das mittels Verkittung die Gläser von innen eingefügt wurden. Die äußere Fensterleibung besteht, wie auch die restliche Fassade, aus Terrakotta-Formsteinen. Die äußere Fensterbank ist mit einem Kupferblech verkleidet.

Im Vorfeld zur Planung der Sanierung und des Neubaus der Fenster wurden zahlreiche Bestandsuntersuchungen durchgeführt, die ein genaueres Bild über den Zustand und die Konstruktion der Fenster und eventuell die noch im Original vorhandenen Elemente vermitteln konnten.

Während der Bestandsuntersuchung wurden letztlich drei Bauzeiten und fünf Fenstertypen vorgefunden: die originalen Elemente (im Plan rot dargestellt), Ersatzelemente aus den 40er Jahren (im Plan grün dargestellt) und die Elemente im unteren Drittel des Fensters aus den 60er Jahren (im Plan gelb dargestellt).

Durch die Untersuchungen hat sich herausgestellt, dass fünf Fenster überwiegend bauzeitliche Profile aufweisen. Bei einigen weiteren Fenstern wurden im Segmentbogenbereich bauzeitliche Elemente vorgefunden. Die fünf verschiedenen Fenstertypen unterscheiden sich in den Fensterabmessungen (Höhe, Breite) sowie in der Ausbildung des Segmentbogens.

In einigen Teilen musste bei der Befunduntersuchung ein sehr schlechter baulicher Zustand festgestellt werden, bedingt durch Umbau- und Ergänzungsmaßnahmen und fortgeschrittene Korrosion. Bereichsweise wurden die Riegel auf Grund der Korrosion bereits mit Blechen abgedeckt.

An den Fügestellen der unterschiedlichen Bauzeiten sind bereichsweise große und offene Fugen ersichtlich. Der Zustand der Originalprofile wurde an mehreren Stellen genauer untersucht; es wurden Profilstücke entnommen, die verschiedene Querschnitte aufweisen. Es konnte festgestellt werden, dass überwiegend der Profiltyp mit einem ankerförmigen Querschnitt verwendet wurde.

Kartierung und Sanierungskonzept

Für die energetische Sanierung der Fenster wurden von den Planern mehrere Konstruktionsvarianten erarbeitet, die nach gemeinsamer Vorauswahl mit dem Staatlichen Bauamt München 2 dem Landesamt für Denkmalpflege zur Diskussion vorgestellt wurden. Darunter waren mehrschalige und einschalige Fassadenvarianten in verschiedenen Material- und Gestaltvarianten.

Im gesamten Planungsverlauf war die oberste Prämisse, sowohl in der Nahwirkung von innen als auch in der Fernwirkung von außen, das filigrane Erscheinungsbild der Bestandsfassade mit modernen Mitteln nachzubilden. Des Weiteren sollten die teilweise sehr schmalen Scheibenabmessungen von ca. 15 cm in der seitlichen Ansicht immer noch als Glasfeld wahrgenommen werden können.

Alle weiteren Varianten mit Verbundfenstern, Kastenfenstern oder Pfosten-Riegelkonstruktionen konnten über die vorgenannten Prämissen sowie aus Gründen der Bedienbarkeit für die weitere Untersuchung ausgeschlossen werden.

Da das Landesamt für Denkmalpflege großen Wert auf den Erhalt bzw. die Wiederverwendung von Originalteilen legte, wurde eine Teilintegration der wiederverwertbaren bauzeitlichen Bauteile des Bestandes in die neuen Fassadenelemente erarbeitet. Mit der ausschließlichen Verwendung des Stahl-Originalprofils ist keine nennenswerte energetische Verbesserung möglich. Im Anschluss wurden mehrere Varianten untersucht, wie eine thermische Trennung unter Einhaltung der statischen Belange erreicht werden kann.

Schließlich wurde ein Konzept erarbeitet, in dem zur Integration bauzeitlicher Bauteile das historische Profil gekürzt, durch ein Flacheisen ergänzt und die tragende Wirkung des Profils wiederhergestellt wird.

Mit dieser Vorgehensweise konnte mit dem Denkmalamt festgelegt werden, dass fünf der 17 Fenster zu sanieren bzw. bereichsweise mit historischen Profilen zu versehen sind. Die übrigen 12 Fenster werden in allen Elementen neu hergestellt.

Die äußere Form der neuen Elemente wird dem Bestand entsprechend durch eigens hergestellte Profile nachgebildet. Durch die statisch erforderliche Aufdoppelung wird die neue Profilbreite nur wenige Millimeter breiter als der Bestand, so dass das Erscheinungsbild dem schlanken Bild des historischen Bestandes entspricht. Um möglichst wenig in den umgebenden Bestand der Terrakottafassade einzugreifen, wird der bei jedemFenster umlaufende äußere Stahlrahmen belassen, statisch nachjustiert und in die neue Konstruktion integriert.

Durch die Nachbildung und Teilverwendung der Bestandsprofile ist die Erstellung von Sonderdichtungen erforderlich. Diese werden ebenso wie der Randverbund in schwarz erstellt, um die notwendigen technischen Details so dezent wie möglich zu halten.

Ausführung

Die äußere Form der neuen Elemente wird dem Bestand entsprechend durch eigens hergestellte Profile nachgebildet. Durch die statisch erforderliche Aufdoppelung wird die neue Profilbreite nur wenige Millimeter breiter als der Bestand, so dass das Erscheinungsbild dem schlanken Bild des historischen Bestandes entspricht. Um möglichst wenig in den umgebenden Bestand der Terrakottafassade einzugreifen, wird der bei jedem Fenster umlaufende äußere Stahlrahmen belassen, statisch nachjustiert und in die neue Konstruktion integriert. Durch die Nachbildung und Teilverwendung der Bestandsprofile ist die Erstellung von Sonderdichtungen erforderlich. Diese werden ebenso wie der Randverbund in schwarz erstellt, um die notwendigen technischen Details so dezent wie möglich zu halten.

Bei allen Fenstern wird in Abstimmung mit dem Landesamt für Denkmalpflege auf der Außenseite der Isolierglasscheibe Restaurierungsglas verwendet. Dieses bildet die handwerkliche Optik des Originals annähernd nach und wird zur Erfüllung der energetischen Anforderungen nach innen durch ESG Weißglasscheiben ergänzt.

Ausführungsplan

Bemusterung

Zur Vorstellung der neuen Fenster beim Bayerischen Landtag und zur Überprüfung der Konstruktion wurde ein Teilausschnitt als Musterfenster gefertigt. An diesem Element konnte der optische Eindruck des energetisch sanierten Fensters und die Gebrauchstauglichkeit geprüft werden. Das Teilmuster wurde im Anschluss durch das Institut für Fenstertechnik (ift) in Rosenheim geprüft und mit eigenen Prüfungen und Klassifizierungen versehen.

Bei dem mittleren Fenster sind Zierelemente im Segmentbogenbereich vorhanden. Anhand von historischen Fotodokumenten konnte ermittelt werden, dass in allen Segmentbögen der Fenster Zierelemente vorhanden waren. Diese können nunmehr nachgebildet und in die sanierten Segmentbögen integriert werden.

Die Fensterelemente erhalten zur Ermöglichung einer natürlichen Belüftung der Räumlichkeiten minimierte Öffnungsflügel, die sich harmonisch in das Gesamtbild einfügen.

Baudokumentation 2014

Baustelleneinrichtung

Vorbereitende Maßnahmen

Ausbau der alten Fenster

Einbau der neuen Fenster

Untersuchung der energetischen Wirksamkeit der Isolierverglasung

Das Staatliche Bauamt München 2 hat im Winter 2014/2015 von der Westfassade Aufnahmen mit einer Wärmebildkamera gemacht. Das Bild wurde bei einer Umgebungstemperatur von 6 °C aufgenommen. Bei den unsanierten Fenstern im südlichen Bereich (hier rechts) tritt die Innentemperatur nahezu ungehindert nach außen: Auf der Außenseite des Glases wurden 18,63 °C gemessen. Bei den sanierten Fenstern im nördlichen Bereich und im Steinernen Saal entspricht die Oberfläche der Fenster nahezu der Außentemperatur: Das heißt, es dringt kaum Wärme von innen nach außen.

Im Ergebnis lässt sich also feststellen, dass die sanierte Westfassade, wie erhofft, kaum noch Wärme verliert. Dadurch wird nicht nur die Behaglichkeit wesentlich gesteigert, sondern auch erheblich Energie eingespart.

Randspalte

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