Restaurierung und Rekonstruktion der 12 Standbilder im Lesesaal des Maximilianeums im Jahr 1986

Die Standbilder des Lesesaals wurden in der Zeit von 1868 bis 1875 von dem Hofmaler Friedrich Pecht (1814-1903) gemalt. Die Standbilder repräsentieren sechs historische Heerführer (beginnend im Nordwesten) und gegenüber die Standbilder von sechs Staatenlenkern:

Bild 1 Alexander Wasiljewitsch Suwarow / Restauration von Helmut Kraus
Bild 2 Erzherzog Karl von Österreich / Restauration von Helmut Kraus
Bild 3 Gebhardt von Blücher / Restauration von Helmut Kraus
Bild 4 Arthur Wellesly von Wellington / Restauration von Helmut Kraus
Bild 5 Napoleon I. Bonaparte / Restauration von Helmut Kraus
Bild 6 Friedrich II. den Großen / Restauration von Helmut Kraus
Bild 7 Wilhelm III. von Oranien / Rekonstruktion von Elmar Albrecht und Klaus Staps
Bild 8 Gustav I. Wasa von Schweden / Rekonstruktion von Elmar Albrecht und Klaus Staps
Bild 9 Kardinal Richelieu / Rekonstruktion von Elmar Albrecht und Klaus Staps
Bild 10 Herzog Sully / Rekonstruktion von Elmar Albrecht und Klaus Staps
Bild 11 Alfred der Große / Restauration von Helmut Kraus
Bild 12 Kaiser Karl dem Großen / Restauration von Helmut Kraus

Im Jahr 1986 wurden die 12 Standbilder im Lesesaal nach historischen Gesichtspunkten restauriert bzw. rekonstruiert. Nach der restauratorischen Freilegung von acht vorhandenen lebensgroßen Fresken von Friedrich von Pecht wurden diese von der Restaurierungswerkstätte für Gemälde und Skulpturen Ewald Onnen – Otto Seidenath, Bamberg, restauriert.

Die vier fehlenden, durch Kriegseinwirkungen und andere Schäden verlorengegangenen Fresken wurden in Anlehnung an den bestehenden und freigelegten Bestand von dem Kunstmaler Elmar Albrecht und Klaus Staps neu gemalt. Die vier neu zu schaffenden Wandgemälde wurden thematisch und in der Malweise so hergestellt, dass sie zwar als Neuschöpfungen im Sinne des Bestandes erkannt werden können, sich jedoch einwandfrei in den Duktus der bestehenden Bilder einordnen lassen. Eine freskale Ausführung scheidet aufgrund der gegebenen Umstände aus.
Grundlage und Ausgangspunkt für die Arbeiten waren zum einen die vorhandenen kleinformatigen Ölskizzen Friedrich von Pechts, ferner schwarz/weiß Fotografien der – bereits beschädigten – Bildwerke aus der Zeit nach dem Zweiten Weltkrieg und insbesondere allgemein künstlerisch und in der Strichführung sowie in der Farbwahl die bereits freigelegten acht Fresken im Lesesaal.

Beschreibung des Zustandes und der Restaurierungsmaßnahme laut Restaurierungsbericht der Restaurierungswerkstätte für Gemälde und Skulpturen Ewald Onnen – Otto Seidenath, Bamberg, im Juli 1986:
„Zustand:
Die Wandfresken waren in einem schlechten Zustand. Die Malerei war mit Stuck überzogen und mehrmals überstrichen. Leitungsschlitze, Wasserschäden und Umbaumaßnahmen nach dem Kriege zerstörten vier Bilder (Bild 7, 8, 9, 10) völlig, an diesen Stellen war nur noch neuer Putz festzustellen. Vom Hauptbild über der seitlichen Eingangstür zum Plenarsaal konnte nur ein kleiner Rest an Malerei festgestellt werden.
Bild Nr. 2, 3, 4, 6 waren durch Wasserschäden und Leitungsschlitze sehr stark beschädigt. Durch Befunduntersuchung und 5 cm breiten Sondageöffnungen im Kreuzverfahren wurden die restlichen vorhandenen Wandfresken festgestellt, auch das Ausmaß der Beschädigung. Nach Absprache mit dem Landesamt für Denkmalpflege und dem Universitätsbauamt wurde Probefreilegung und Retusche vorgenommen. Nach dem Ergebnis der Probefreilegung und Retusche entschied man sich für die Gesamtfreilegung der noch vorhandenen Wandfresken.
Restaurierungsmaßnahme:
Die Freilegung der restlichen vorhandenen Wandfresken wurden auf mechanischem Wege mit Skalpell und Wasserdampf durch geführt. Die danach noch vorhandene dünne Sinterschicht mußte vorsichtig mit Skalpell, Glasfaserstiften und partiell mit Ameisensäure abgenommen werden.
Als nächste Maßnahme erfolgte eine Festigung der Malerei und des Putzes mit Kieselsäureesther OH. Nach 5 Wochen Trockenzeit und Durchhärtung erfolgte eine Putzergänzung und Feinkittung mit Kalkmörtel, in vorhandener Struktur und Beschaffung des orginalen Putzes.
Das Mischungsverhältnis der Putzergänzung:
1 Teil Sumpfkalk
3 Teile Quarzsand
1 Teil Quarzmehl
Alle Putz- und Kittstellen wurden mehrmals befeuchtet um eine bessere Durchhärtung und Versinterung zu erzielen. Als Retuschematerial wurden Aquarellfarben eingesetzt. Nach einer dünnen Lasur mit Aquarellfarbe im jeweiligen Grundton, erfolgte die Retusche in feiner Strich- und Punktretusche. Nach Fertigstellung der Retusche wurden die Ergänzungen von dem Kunstmaler Herrn Elmar Albrecht und Herrn Klaus Staps durchgeführt.

Bamberg, d. 21.7.1986
Helmut Kraus
Restaurator“

Projektdaten

Projektleitung:
Universitätsbauamt, München (heute: Staatl. Bauamt München 2)
Bayerisches Landesamt für Denkmalpflege, München
Beteiligte Firmen:
Restaurierungswerkstätte für Gemälde und Skulpturen Ewald Onnen – Otto Seidenath, Bamberg / Helmut Kraus, Restaurator
Kunstmaler Elmar Albrecht, München 
Kunstmaler Klaus Staps, München 
Zeitraum: 1983-1986

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