Öffnungsperspektiven für Vereine gefordert

München, 03.03.2021

Sie leben vom ehrenamtlichen Engagement, fördern den Zusammenhalt der Gesellschaft und das individuelle Wohlbefinden ihrer Mitglieder – die Vereine. Doch gerade jetzt in der Corona-Pandemie fühlen sich viele, die sich engagieren, allein gelassen und Vorstände fürchten um die Zukunft der Vereine. Im Innenausschuss hat Staatsminister Joachim Herrmann einen Bericht zur aktuellen Lage gegeben und konkrete Unterstützung in Aussicht gestellt.

Drei Vereine, drei Regierungsbezirke und jeden treiben die gleichen Sorgen um: Wie geht es weiter mit den Vereinen in Bayern nach einem Jahr Corona-Pandemie? „Einige Schützen zermürbt es, dass sie nicht schießen können und wir machen uns große Sorgen darüber, dass uns die Jugend davonläuft“, sagt Franz Brunner, Präsident des Oberpfälzer Schützenbundes. Ähnliches berichtet Rüdiger Hoch, Vorstandsvorsitzender des Damen-Handballvereins HCD Gröbenzell: „Die Nachwuchsarbeit liegt brach und Mitglieder über Online-Veranstaltungen für den Sport zu motivieren – das geht nur begrenzt.“ Auch Norbert Heimbeck, Geschäftsführer des Vereins Genussregion Oberfranken e. V. fordert klare Perspektiven, denn „viele Mitglieder fühlen sich im Stich gelassen“. Die drei Statements spiegeln ein Stimmungsbild in Bayerns Vereinslandschaft wider, auf das Joachim Herrmann, Staatsminister des Innern, für Sport und Integration, auch in seinem Bericht zur aktuellen Corona-Lage im Vereinswesen – speziell im Bereich des Sports – einging.

Ski-WM ist ein Erfolg

Aktuell sind alle Sportstätten in Bayern geschlossen, Ausnahmen existieren nur für den Berufssport. „Stolz bin ich über die Ereignisse in Oberstdorf im Allgäu. Wir sind froh, dass wir die Ski-WM als Winterhighlight unter den Hygieneschutzauflagen veranstalten können. Umso wichtiger ist es jetzt, auch den Breitensport wieder Schritt für Schritt zu ermöglichen“, sagte der Innenminister. Herrmann betonte, dass man die Lageentwicklung zwar sorgfältig im Blick behalten müsse. Er stellte aber auch heraus: „Der Sport hat neben dem Spaßfaktor vor allem eine gesundheitliche Bedeutung und er spielt eine erhebliche Rolle für den gesellschaftlichen Zusammenhalt. Diese Aspekte müssen bei der Abwägung von Öffnungsperspektiven berücksichtigt werden.“

Vereine leiden unter Veranstaltungsverbot

Rüdiger Hoch bestätigt dies in einem vorab geführten Interview: „Der Ausgleich im Sport ist aktuell wichtiger denn je. Unsere Trainer haben ein Online-Programm auf die Beine gestellt, aber Mannschaftssport lebt vom Teamgeist. Wichtig sind daher Freiräume für das Trainieren an der frischen Luft.“ Franz Brunner erläuterte in einem ebenfalls vor der Sitzung geführten Interview, dass in den Schützenvereinen Hygienekonzepte entwickelt worden seien, wie auch Indoor unter bestimmten Auflagen das Schießen ermöglicht werden könne. „Neben dem Sportausfall leiden unsere Vereine am Veranstaltungsverbot. Dadurch brechen vor allem den kleinen Vereinen erhebliche Einnahmen weg.“ Ausschussvorsitzender Dr. Martin Runge (Bündnis 90/Die Grünen) – ebenfalls Vorstandsmitglied eines Sportvereins – wies auf eine differenzierte Betrachtung zwischen städtischen und ländlichen Vereinen hin: „Die Fluktuation ist in den Städten mit circa 12 Prozent sehr viel größer. Da es jedoch aktuell keine Neuanmeldungen gibt, müssen wir dringend Maßnahmen ergreifen, um dem Mitgliederschwund entgegenzusteuern.“

Mögliche Öffnungen für kontaktfreien Outdoor-Sport

Der Innenminister stellte im Ausschuss in Aussicht, dass es für den kontaktfreien Sport unter freiem Himmel bald Lockerungen geben könnte – abhängig von den Entscheidungen, die auf der Ministerpräsidentenkonferenz am 3. März getroffen werden. Er setze sich zudem dafür ein, dass es möglichst bald für Kinder und Jugendliche Erleichterungen für den Outdoor-Sport gebe. Grundlage dafür sei ein Stufenplan, den die Teilnehmer der Sportministerkonferenz erarbeitet und als Empfehlung an die Ministerpräsidenten weitergeleitet haben. Eine länderoffene Arbeitsgruppe mit Vertretern aus den Ministerien und Spitzenverbänden werde sich fortlaufend zu Öffnungsperspektiven beraten.

Verdopplung der Vereinspauschale

Um die Einnahmeausfälle zu kompensieren, kündigte Herrmann an, dass die Vereinspauschale auch im Jahr 2021 von 20 Millionen Euro auf 40 Millionen verdoppelt werden solle. Diese Initiative begrüßten die Abgeordneten in der anschließenden Aussprache einstimmig als sehr hilfreich. Klaus Adelt (SPD) fragte zudem nach einer besonderen Förderung für Nachwuchsathleten. Auch Katharina Schulze (Bündnis 90/Die Grünen) zog in Erwägung, den Mitgliederschwund in Vereinen durch finanzielle Pauschalen zu kompensieren. Der Innenminister gab zu bedenken, ob mit individuellen Förderungen und Pauschalen der Anspruch an Gerechtigkeit erfüllt werden könne: „Grundsätzlich wollen wir keine neue Bürokratie produzieren, sondern wir müssen vor allem schnell helfen.“ Einen Zeitplan für die nächsten Entscheidungen der Arbeitsgruppe legte er nicht vor. „Es wird wohl Öffnungen in Abhängigkeit von den Inzidenzwerten geben. Aber dazu müssen wir zunächst die Ergebnisse der Ministerpräsidentenkonferenz abwarten“, sagte Herrmann.

Im Innenausschuss standen die Sportvereine im Fokus – aber auch in anderen Bereichen der Vereinslandschaft stehen klare Öffnungsperspektiven an erster Stelle der Forderungen. Die brachte auch der Verein Genussregion Oberfranken in einem offenen Brief an Politik und Presse zum Ausdruck. Heimbeck stellt immerhin auch eine positive Tendenz fest: „Zu unseren Vereinsmitgliedern zählen vom Bäcker bis Imker auch viele Handwerksbetriebe. Sie haben aktuell einen enormen Zulauf, weil die Menschen viel mehr kochen und sich auf den Einkauf regionaler Spezialitäten besinnen.“

Die Ausschuss-Sitzungen werden aktuell auf dem YouTube-Kanal des Bayerischen Landtags im Livestream übertragen: https://www.youtube.com/user/BayernLandtag

Die Tagesordnungen zu allen Ausschuss-Sitzungen finden Sie unter Aktuelles/Tagesordnungen und Sie kommen hier direkt zum Innenausschuss.

/ AS

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