Preisträger des Bürgerpreises 2015 stehen fest - Feierliche Ehrung am 22. Oktober im Landtag

Freitag, 24. Juli 2015


MÜNCHEN.        Die Preisträger des diesjährigen Bürgerpreises des Bayerischen Landtags stehen fest. Die Jury unter dem Vorsitz von Landtagspräsidentin Barbara Stamm hat aus einer rekordverdächtigen Zahl von 149 Bewerbungen die Projekte für einen ersten, zwei zweite, zwei dritte sowie einen Sonderpreis ausgewählt. Zudem erfährt ein Projekt eine besondere Würdigung.

Der Bayerische Landtag würdigt mit dem Bürgerpreis heuer zum 16. Mal das vorbildliche ehrenamtliche Engagement der Bürgerinnen und Bürger in Bayern. In diesem Jahr lautete das Leitthema: „Willkommen! Bürgerschaftliche Initiativen für Menschen auf der Flucht“. Bewerbungen konnten bis zum 15. Mai 2015 eingesandt werden.

Die Preisträger werden am Donnerstag, 22. Oktober 2015, ab 13 Uhr im Senatssaal feierlich geehrt. Zudem sollen Vertreterinnen und Vertreter aller Bewerber zu einem Empfang im Jahr 2016 eingeladen werden, um auch auf diesem Wege nochmals Dank für das großartige Engagement zu sagen.

Die Preisträger sind:

1. Preis: Gemeinschaft Sant’Egidio e.V. Würzburg / Ufr.:
Die Gemeinschaft Sant’Egidio bietet praktische Lebenshilfe für Asylsuchende rund um das Thema Sprache und Schule. Kerninhalt sind Deutsch-Sprachkurse für Asylbewerber. Darüber hinaus bereitet sie Schülerinnen und Schüler auf Abschlussprüfungen vor, organisiert Begegnungsmöglichkeiten und unterstützt bei rechtlichen, gesundheitlichen, religiösen und sonstigen sozialen Angelegenheiten. Zudem helfen die ehrenamtlich Engagierten in der Gemeinschaft, Schriftsätze zu erstellen oder gehen als Dolmetscher mit zu Behörden. Ein wichtiger Schwerpunkt ist die Unterstützung von psychisch und schwer körperlich behinderten Flüchtlingen. Herausragend war auch die Dauer und Nachhaltigkeit des Projekts: Schon seit 1989 wird diese Unterstützung für Asylbewerber durch die Ehrenamtlichen der Gemeinschaft Sant’Egidio angeboten.


2. Preis: Asylgruppe St. Rochus, Zirndorf/Mfr.:


Seit über 20 Jahren unterstützt die Asylgruppe der evangelischen Kirchengemeinde St. Rochus in Zirndorf  Asylsuchende in allen Lebenslagen mit ihrem Projekt unter der Überschrift „Heimat auf Zeit“. Gemeinsame Feste werden organisiert, Begegnungen im „Café International“ gefördert und auch Deutschkurse angeboten. Zweimal im Monat veranstalten die Ehrenamtlichen einen „Frauentreffpunkt“, der helfen soll, weibliche Asylsuchende untereinander besser bekannt zu machen, zu vernetzen und eine Gemeinschaft herzustellen. Wichtiger Inhalt ist die Begegnung der Bürgerinnen und Bürger vor Ort mit den Asylsuchenden. Dazu veranstaltet die Gruppe Treffen und bietet Führungen in der zentralen Aufnahmeeinrichtung in Zirndorf an. Auch Deutschkurse und Begeitung bei Behördengängen haben die Ehrenamtlichen von St. Rochus im Angebot.

2. Preis: Asylothek, Nürnberg/Mfr.:
Als im Juli 2012 eine Asylbewerberunterkunft im Nürnberger Stadtteil Gostenhof eröffnet wurde, entstand die Idee, eine ehrenamtlich initiierte und betriebene Bibliothek im Asylbewerberheim Kohlenhofstraße auf Spendenbasis – ohne jegliche städtische oder staatliche Zuschüsse – zu errichten, eben eine „Asylothek“. 36 aktive Ehrenamtliche und über 200 passive Unterstützer zwischen 16 und 78 Jahren unterstützen mittlerweile den ehrenamtlichen Aufbau, die Einrichtung und den Betrieb der Bibliothek für Asylsuchende. Das Engagement der Ehrenamtlichen erschöpft sich aber nicht in der Bibliotheksbetreuung. Vielmehr werden an fünf Tagen in der Woche Betreuungsprogramme mit Sprachkursen, Schreib- und Lesekursen, kommunikationsfördernden Maßnahmen, Hausaufgabenbetreuung, Malen und Basteln oder Sport angeboten.


3. Preis: „tun.starthilfe für flüchtlinge im landkreis eichstätt“, Landkreis Eichstätt/Obb.:
Die tun.starthilfe ist eine von Studierenden ins Leben gerufene Initiative mit dem Ziel, Flüchtlingen im Landkreis Eichstätt Starthilfe zu bieten. Diese umfasst Sprachunterricht und individuelle Begleitung, Kooperation mit den Sozialarbeitern der Caritas, aber auch die Zusammenarbeit mit den Gemeinden des Landkreises und mit der Katholischen Universität Eichstätt/Ingolstadt. Beim Deutschunterricht fahren einmal in der Woche die ehrenamtlichen Lehrer in die Unterkünfte und fördern die Deutschkenntnisse der Flüchtlinge. Die individuellen Begleiter unterstützen die Flüchtlinge im Alltag. Bei Angelegenheiten wie Arztbesuchen, Behördengängen oder auch Einkaufen bieten sie ihre Hilfe an. Die Arbeit von tun.starthilfe wird auch durch ein wissenschaftliches Modul an der Katholischen Universität Eichstätt begleitet.


3. Preis: Flüchtlingshilfe des Haus International e.V., Landshut/Ndb.:


Die rund 130 ehrenamtlich Engagierten des Vereins „Haus International“ haben sich die Vernetzung der hauptamtlichen Asylsozialhilfe mit anderen Projekten der interkulturellen Arbeit und Akteuren der Zivilgesellschaft zum Ziel gesetzt. Der Verein widmet sich dem Aufbau eines Modells einer haupt- und ehrenamtlichen Vor-Ort-Betreuung auf dem Areal der Alten Kaserne unter Einbeziehung der Nachbarschaft und bei Vernetzung zu weiteren Landshuter Projekten. Zielgruppe sind Asylsuchende und Menschen mit Migrationshintergrund. Die ehrenamtlichen Angebote umfassen Alphabetisierungs- und Deutschkurse, Hausaufgabenhilfe, Spielangebote, Patenschaften für Jugendliche, Familienbegleitung, wöchentliche Spielgruppen für Kinder und Schülercoachings durch Studenten der HAW Landshut und das „Café grenzenlos“ (wöchentlicher Treff, gemeinsames Essen, ca. 5.000-6.000 Gäste).


Sonderpreis: „homeless“ Schneiderprojekt innerhalb der Asylbewerbergruppe
Netzwerk Asyl e.V. Wittislingen/Schwaben


Ein Sonderpreis geht an das Nähprojekt für asylsuchende Frauen, die überwiegend aus Afghanistan kommen. Dabei wurde eine Näh- und Schneiderwerkstätte in der Gemeinschaftsunterkunft eingerichtet, mit Nähmaschinen, Bügelbrettern, Zuschneidetischen und Regalen ausgestattet.
Die Vision lautet: Potenziale erkennen und Perspektiven schaffen. Das Schneiderprojekt soll helfen, das Selbstbewusstsein asylsuchender und vielfach traumatisierter Frauen zu stärken und den Einstieg in eine wirtschaftliche Lebensgrundlage zu ermöglichen. Das Projekt betreut eine Gruppe des Vereins Netzwerk Asyl e.V. Wittislingen.

Eine besondere Würdigung durch die Jury wird dem Projekt BELLEVUE DI MONACO aus München für das ganzheitliche und besonders zukunftsgerichtete Konzept zuerkannt. Die gemeinnützige Sozialgenossenschaft ist ein breites Bündnis aus Flüchtlingsunterstützern und Juristen, Profis aus der Sozialarbeit, Kulturschaffenden und Politaktivisten. Die Genossenschaft soll der Träger des Willkommenszentrums Bellevue di Monaco sein. Aus Gebäudeteilen der ehemaligen Müllerstraße 2-6 in München soll eine Begegnungsstätte für Menschen aus unterschiedlichen kulturellen und sozialen Milieus werden. Zudem sollen in den Gebäuden auch Wohnraum für unbegleitete minderjährige Flüchtlinge entstehen. Die Wohnungen werden von Trägern der Jugendhilfe angemietet und den Jugendlichen zur Verfügung gestellt. /ap

 

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