Ilse Aigner bei Kundgebung gegen Judenhass: „Antisemitismus ist die Ur-Form der Menschenverachtung!“
Gedenkkundgebung am Münchner Königsplatz
05. Oktober 2025
MÜNCHEN. Landtagspräsidentin Ilse Aigner hat bei der Gedenkkundgebung „DACH gegen Hass!" auf dem Münchner Königsplatz gesprochen. Gemeinsam mit weiteren Stimmen aus der Bundes- und Landespolitik, der deutschen Gesellschaft, den Kirchen und der jüdischen Gemeinschaft wurde so ein starkes Zeichen gegen Antisemitismus und für die Befreiung der israelischen Geiseln gesetzt.
Hier die Rede von Landtagspräsidentin Ilse Aigner, es gilt das gesprochene Wort:
Diese Demo muss stattfinden. Das ist kein gutes Zeichen für unser Land. Es bedeutet: Wir konnten das Versprechen – „nie wieder“ – nicht halten. Erst konnten wir den Judenhass nicht beseitigen. Und jetzt macht er sich wieder breit.
Immer breiter. Rechts und links, aber auch in Bereichen der Mitte, in Kunst und Kultur, Politik, Hochschulen und Wissenschaft, NGOs.
Und, wir müssen auch da ganz klar sein: Es ist nicht hinreichend gelungen, Menschen mit muslimischem Hintergrund, deren Judenhass aus dem Ausland befeuert wird, in unsere freiheitlichen Werte zu integrieren.
Hier bei uns feiern einige das Pogrom vom 7. Oktober. Sie hofieren islamistische Terroristen. Da stimmt in unserem Land etwas gewaltig nicht. Das darf so nicht bleiben!
Antisemitismus ist keine kulturelle, keine religiöse Folklore. Judenhass hat zum größten Menschheits-Verbrechen geführt. Unser Land, wir, tragen die größte Verantwortung, diesen Hass zu benennen, zu ächten und zu bekämpfen. Immer und überall!
Und ich warne alle, die meinen, sie sind nicht betroffen: Antisemitismus ist die Ur-Form der Menschenverachtung. Wo er vorkommt, ist früher oder später jeder der nächste!
Dennoch haben wir dem Judenhass Platz gelassen. Immer mehr Platz. Jüdische Menschen werden angegriffen, verletzt und getötet – wie jetzt in Manchester, an Jom Kippur. Aus einem einzigen Grund: Aus Judenhass!
Viele jüdische Menschen zeigen ihre Symbole nicht mehr. Sie verstecken ihre Identität – aus Angst. Ich schäme mich für diese Entwicklung!
Aber ich sage Ihnen: Wir finden uns damit nicht ab. Niemals. Intoleranz und Hass werden harte Konsequenzen haben. Unser Rechtsstaat darf für Judenhass keine Lücke lassen!
Das muss für Straftaten gelten. Klar! Aber das muss auch gelten, wenn der Hass im feinen Anstrich daherkommt: intellektuell, moralisch, künstlerisch.
Manche Unterschrift unter offene Briefe, manches Symbol, manche Geste – mag Naivität sein. Doch oft genug steckt hinter diesen Aktionen Besessenheit.
Oft genug steckt dahinter ein Denken, das der Hamas nähersteht als dem einzigen demokratischen Staat im Nahen Osten: Israel. Dafür habe ich kein Verständnis. Das lehne ich voll und ganz ab!
Ja, manche Entscheidung und Äußerung aus der israelischen Regierung sind mir total fremd. Und, bei aller Solidarität: Man kann nicht mehr gutheißen, was in Gaza geschieht. Es ist schrecklich!
Aber gar nichts kann rechtfertigen, jüdische Menschen kollektiv zu bedrohen, auszugrenzen, oder sie gar anzugreifen. Das ist kein Kampf für die palästinensische Sache. Das ist Judenhass – und sonst nichts!
Es gibt keinen rationalen Grund, die Münchner Philharmoniker mit ihrem künftigen Chefdirigenten von einem Festival auszuladen. Lahav Shani wird – wie inzwischen viele jüdische Künstler und Wissenschaftler – ausgeladen, weil sie jüdische Israelis sind. Damit unterwirft man sich den Antisemiten. Das öffnet Tür und Tor für Judenhass!
Es darf auch nicht sein, dass am höchsten jüdischen Feiertag eine anti-israelische Demo nah der Synagoge stattfindet. Tag und Ort lassen keinen Zweifel: Hier wird nicht für jemanden demonstriert, sondern gegen jemanden. Das öffnet Tür und Tor für Judenhass!
Und dann diese Scheinheiligkeit: Wer die Situation in Gaza beklagt, ohne den 7. Oktober, ohne die Geiseln, auch nur zu erwähnen, den kann ich nicht ernstnehmen. Der meint es nicht gut. Der kann sich nicht auf Menschlichkeit berufen!
Das Schicksal der Geiseln ist das Schrecklichste, was man sich vorstellen kann. Bringt sie endlich heim. Wir brauchen sie zurück in Freiheit. Wir brauchen sie zurück bei ihren Familien. Wir brauchen sie zurück bei uns!
Seit Montagabend liegt ein Plan auf dem Tisch, der die Chance auf Frieden eröffnet. Der US-Amerikanische Präsident hat ihn vorgelegt. Netanjahu hat eingewilligt – jetzt ist die Hamas am Zug.
Ihr Verzögern macht klar: wer wirklich schnell Frieden will – wer wirklich schnell das Leiden beenden will – und wer nicht! Freiheit für die Geiseln, Frieden und Sicherheit für Israel und die friedlichen Menschen in der Region!
Das sind die größten Wünsche für das junge neue jüdische Jahr!
Kostenloses Fotomaterial von der Kundgebung kann ab sofort heruntergeladen werden in den Pressefotos.
/JS