„Aktuelle Stunde“ zum Thema Pestizideinsatz in der Landwirtschaft

Dienstag, 14.11.2017
-Von Sonja Schwarzmeier-


Ganze Ökosysteme sind von Insekten als Nahrung und Bestäuber abhängig. Laut einer aktuellen Studie schrumpfte der Bestand geflügelter Insekten in den untersuchten Gebieten innerhalb von fast 30 Jahren um mehr als drei Viertel. Infolgedessen sei bereits auch bei Insekten fressenden Vögeln und Säugetieren ein Schwund zu verzeichnen. So beschäftigte sich die „Aktuelle Stunde“ mit dem Thema „Artenreichtum statt Armut durch Ackergifte. Für eine neue Landwirtschaftspolitik“.

Die agrarpolitische Sprecherin Gisela Sengl (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN) verwies auf den enormen Rückgang der fliegenden Insekten in den letzten Jahren: „Wir erleben derzeit ein dramatisches Artensterben in Bayern, verursacht durch die Ackergifte aus der intensiven Landwirtschaft. Wir müssen jetzt handeln, bevor es zu spät für unsere Tier- und Pflanzenwelt ist“, so Sengl. Sie forderte, den Pestizideinsatz  bis 2030 um die Hälfte zu verringern und langfristig eine komplette Ökologisierung der Landwirtschaft.

Martin Schöffel (CSU) entgegnete, dass jeder Landwirt das Ziel verfolge, so wenig wie möglich Pflanzenschutzmittel einzusetzen. „Man darf die Landwirte nicht an einen Pranger stellen. Sie haben Vorgaben einzuhalten und Vorschriften zu beachten und alle nehmen täglich eine verantwortungsvolle Abwägung vor“, so Schöffel. Er stellte außerdem infrage, ob es ethisch vertretbar sei, geprüfte und zugelassene Pflanzenschutzmittel zu verteufeln und dafür extreme Pflanzenverluste oder Ernteschwund in Kauf zu nehmen.
Horst Arnold (SPD) ergänzte, dass die Menge der eingesetzten Pestizide entscheidend sei. So seien auch im Biolandbau bestimmte Pflanzenschutzmittel zugelassen. Gleichzeitig betonte er, dass dem Artensterben entgegengewirkt werden müsse. Man solle vermehrt auf sinnvolle Fruchtfolgen, Zucht von resistenten Sorten und Forschung setzen.

Nikolaus Kraus (FREIE WÄHLER) erklärte, dass man Gift nicht mit Pflanzenschutzmittel vergleichen sollte. In der Landwirtschaft werden viele nützlingsschonende Mittel verwendet und gerade die jungen Landwirte seien sich der Verantwortung gegenüber der Natur bewusst.

Landwirtschaftsminister Helmut Brunner (CSU) betonte, dass die von den GRÜNEN zitierte Studie für Bayern nicht zutreffen würde. „Unser bayerisches Biodiversitätsprogramm und der Weg des Schützens und Nutzens sind letztendlich der Schlüssel zum Erfolg. Andere Bundesländer schauen neidvoll auf Bayern wie wir es geschafft haben, auch im Jahre 2017 die bäuerlichen Strukturen zu erhalten und gleichzeitig ein vernünftiges Einkommen für unsere Landwirte zu ermöglichen“. Er wies außerdem darauf hin, dass das Thema Schutz der Artenvielfalt und Biodiversität nicht nur ein Thema für Landbewirtschafter und  Grundstückbesitzer sei, „dazu müssen sich schon alle bekennen“, so Brunner.
 

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