Bericht zur Situation an den Schulen in der Corona-Pandemie nach Pfingsten

Staatsminister Prof. Piazolo im Bildungsausschuss

17. Juni 2021

MÜNCHEN.    Dieses Corona-Schuljahr war hart für Schüler, Lehrkräfte und Eltern. Für das kommende Schuljahr hat Kultusminister Michael Piazolo daher für Bayerns Schulen das Ziel eines durchgehenden Präsenzunterrichtes ausgegeben. Allerdings könne derzeit noch kein konkreter Handlungsplan für das Schuljahr 2021/22 aufgestellt werden. Umso kontroverser wurden die Themen Maskenpflicht in Schulen, Aufarbeitung von Lerndefiziten und vertiefende Förderung von Schülern und Lehrkräften im zuständigen Ausschuss diskutiert.

Zu Beginn der Debatte betonte Piazolo, dass nach heutigem Stand beinahe eine volle Präsenz (96% der Schülern) an Bayerns Schulen im Unterricht hergestellt sei. Dies biete die Chance, in den kommenden sechs Wochen bis zu den Sommerferien die durch die Corona-Pandemie entstandenen Versäumnisse an den Schulen zumindest "ein Stück weit aufzuholen". Zwar sei, so Piazolo, bereits eine deutliche Professionalisierung des Distanzunterrichts und auch ein Gewöhnungseffekt an die digitale Form des Unterrichts entstanden. Dennoch könne auch der beste Distanzunterricht den Unterricht vor Ort nicht ersetzen. Vor diesem Hintergrund sei ab dem 21. Juni Präsenzunterricht auch ab einer Inzidenz bis 100 wieder möglich. Bisher lag diese Grenze bei einem Inzidenzwert von 50.

Weiter führte der Staatsminister aus, dass auch die Entwicklung bei den Impfangeboten für Lehrkräfte erfreulich sei. So sei - Stand heute - fast allen Lehrkräften in Bayern ein Impfangebot gemacht worden. Damit seien auch Sport- und Schwimmunterricht in der Halle wieder möglich. Insbesondere solle der Schwimmunterricht im Rahmen von Förderprogrammen wieder verstärkt unterstützt werden.
Beim Thema Maskenpflicht in Schulen hob Piazolo die aktuell geltenden Regeln hervor: So sei mittlerweile die Maskenpflicht an Bayerns Schulen im Freien entfallen. Lediglich in Begegnungskorridoren, beispielsweise auf dem Weg vom Pausenhof ins Klassenzimmer und im Klassenzimmer selbst, bliebe die Maskenpflicht bestehen.

In Hinblick auf die aktuellen Abiturprüfungen und die Abschlüsse an Haupt- und Realschulen unterstrich Piazolo, dass Schul-Abschlüsse unter keinen Umständen gefährdet werden dürften. Es sei ein zentrales Anliegen der Staatsregierung, keine „Corona-Jahrgänge“ entstehen zu lassen. Gleichzeitig müsse die Fairness und Vergleichbarkeit der Qualität der Abschlüsse sichergestellt werden.
Gleichzeitig räumte Piazolo ein, dass es im zu Ende gehenden Schuljahr 2020/2021 "Lernrückstände gegeben habe, die nicht in wenigen Wochen aufzuholen seien". Die sogenannte Sommerschule während der großen Ferien, wo Schülern und Schülerinnen Zusatzunterricht angeboten werde, könne dies nur zum Teil ausgleichen. Vor diesem Hintergrund regte Piazolo an, auch ferienpädagogische Zusatzangebote von Jugendorganisationen anzunehmen.
Mit Blick auf das kommende Schuljahr warnte Piazolo: „Wir wissen nicht, was kommt. Jetzt einen Plan aufzustellen zu wollen, würde bedeuten, gegebenenfalls schnell von der Realität eingeholt zu werden." So könne es etwa passieren, dass aufgrund der aktuellen Entwicklungen die Inzidenzwerte nicht mehr die gleiche Bedeutung hätten wie im vergangenen Schuljahr. Auch die Frage, wie schwer die Krankheitsverläufe von Corona-Patienten dann sein werden, wie sich aggressivere Virusvarianten auswirkten oder wie sich der Impffortschritt entwickle, könne Einfluss auf die Gestaltung des Schullebens haben. Da in der Vergangenheit vor allem die vulnerablen Altersgruppen geschützt worden seien, gelte es in Zukunft verstärkt auch die jungen Altersgruppen in den Fokus der Politik zu rücken.

Diskussion über Maskenpflicht an Schulen

In der anschließenden Aussprache hob Gabriele Triebel (BÜNDNIS 90/GRÜNE) die Bedeutung klarer Vorgaben aus dem Bildungsministerium bezüglich der Maskenpflicht an Schulen hervor. So sei es aus ihrer Sicht momentan problematisch, dass diese mit der Entscheidung, ob eine Maskenpflicht für Schüler gelte, allein gelassen würden. Für das kommende Schuljahr forderte Triebel klare Perspektiven, "die auf den Erfahrungswerten aus 15 Monaten Corona-Pandemie basieren sollten". In diesem Zusammenhang hob Triebel insbesondere die Bedeutung einer psycho-sozialen Förderung von Schülern hervor, da in diesem Bereich durch den Wegfall des Präsenzunterrichtes die größten Defizite bei Schülern entstanden seien.
Max Deisenhofer (BÜNDNIS 90/GRÜNE) wies auf die große Bedeutung des Schwimmunterrichts an Schulen hin. Dieser müsse in jedem Fall im kommenden Schuljahr verstärkt gefördert werden.

Margit Wild (SPD) betonte, wie wichtig es sei, gerade die Schulanfänger in den ersten und zweiten Klassen verstärkt zu fördern. Zwar verfügten einige Kinder über eine hohe Resilienz, jedoch wären viele Kinder auf die Unterstützung, den Halt und die Struktur eines Schullalltags angewiesen. Daher sei es laut Wild besonders bedeutsam, Lehr- und Förderangebot auch in den sozialen Bereichen konkret auszubauen und dafür mehr Lehrkräfte und Pädagogen bereitzustellen.

Mathias Fischbach (FDP) unterstrich in seinem Debattenbeitrag die Bedeutung von Lehr- bzw. Lernstandserhebungen, um Defizite an den Schulen identifizieren und entsprechend bei der Verteilung von Fördermitteln berücksichtigen zu können. Problematisch sei aus seiner Sicht vor allem, dass die aktuellen Lehrstanderhebungen an den Schulen nach individuellen Maßstäben durchgeführt würden und damit keine Vergleichbarkeit böten.

Der Ausschussvorsitzende Markus Bayerbach (AFD) erklärte, dass die durch den fehlenden Präsenzunterricht entstandenen Lücken für viele Schüler und Schülerinnen kaum mehr aufzuholen seien. Nun gelte es mit allen Mitteln, weitere Schulausfälle zu verhindern, da bei "Schülern und Eltern Grenzen erreicht worden seien". Um durchgängigen Präsenzunterricht zu sichern, forderte Bayerbach die Konzeption von Raumplänen und "einen Pool mit Luftreinigern, was Präsenzunterricht im Zweifelsfall auch in sich verschärfenden Lagen sichern könne".

Der stellvertretende Ausschussvorsitzende Tobias Gotthardt (FREIE WÄHLER) erkundigte sich nach der Möglichkeit, die Maskenpflicht im Unterricht – gerade auch in Anbetracht der nun steigenden Temperaturen – abzuschaffen. Darüber hinaus hob Gotthardt die Bedeutung der Förderung von sozialen Fähigkeiten hervor. Außerdem unterstrich Gotthardt die Bedeutung von Schulveranstaltung für die Schulgemeinschaft.

Prof. Dr. Gerhard Waschler (CSU) machte deutlich, dass die Corona-Pandemie sich ständig dynamisch entwickle und damit auch die Situation an den Schulen immer wieder neu analysiert und bewertet werden müsse. So hätten in der Vergangenheit Virologen darauf hingewiesen, dass eine Maskenpflicht zum Infektionsschutz und zur Eindämmung des Virus beitrage. Wichtig sei aber, dass den Schulen vor Ort ein möglichst großer Spielraum gegeben werde, um die Herausforderungen pragmatisch und situationsabhängig zu bewältigen. Barbara Regitz (CSU) ergänzte abschließend, dass eine Pandemie eine Sondersituation für alle darstelle, in der sowohl Schüler, Lehrer, Eltern und Politiker ständig "Lernende" seien. Wichtig sei, die bisher erzielten Erfolge in der Pandemiebekämpfung nicht zu gefährden und weiterhin auf die gezielte Einhaltung der AHA-(Abstand, Hygiene, Alltagsmasken)-Maßnahmen zu achten. Oberstes Ziel müsse es sein, den Präsenzunterricht im kommenden Schuljahr dauerhaft aufrecht zu erhalten.

/Eva Mühlebach

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