Bildungsausschuss: Debatte um Probeklausuren zum länderübergreifenden Abitur

Donnerstag, 30. Januar 2014
- Von Jan Dermietzel -

Bei einer Probeklausur im Fach Mathematik, die im Dezember 2013 zeitgleich in sechs Bundesländern stattfand, hatten bayerische Schüler überraschend schlecht abgeschnitten. Jetzt debattierte der Bildungsausschuss mit einem Vertreter des Kultusministeriums über die Konsequenzen.

Dass Lehrkräfte und Schüler mittlerweile verärgert seien, verstehe er, gestand Walter Gremm, für die bayerischen Gymnasien zuständiger Abteiltungsleiter im Kultusministerium. Denn zunächst hatten die Noten der umstrittenen Probeklausur für das Abitur zählen sollen. Das traf auf den Unmut von Schülern und Eltern, hatten die Bayern bei diesem Test doch statt mit der üblichen Durchschnittsnote 3,0 diesmal mit 3,8 abgeschnitten. Als sich der öffentliche Protest mehrte, entschied das Kultusministerium, weder die Mathematikklausur noch weitere Klausuren des länderübergreifenden Tests für die Abiturnote zwingend anzurechnen. Jetzt aber erregten sich die Gymnasiallehrer, die durch den prompten Wegfall einer Note kurz vor Ende des Halbjahres Schwierigkeiten haben, auf genügend Leistungsnachweise für die Halbjahresnote zu kommen. Und wie konnte es überhaupt passieren, dass Bayerns traditionell leistungsstarke Gymnasiasten ausgerechnet in Mathematik plötzlich so schlecht abschneiden?

Gremm verwies auf ein neues Prüfungsverfahren, mit dem Bayerns Schüler noch nicht so vertraut seien wie Schüler in anderen Bundesländern. Gerade deswegen sei eine solche Probeklausur sinnvoll. Im Rahmen der Angleichung der deutschlandweiten Abiturstandards müsse jedes Bundesland neue Elemente in seine Prüfungsordnung übernehmen und habe gewisse Anpassungsschwierigkeiten.

Thomas Gehring (Bündnis 90/Die Grünen) kritisierte die „Fehlplanung“ des Ministeriums. Eine Probeklausur zur Vorbereitung auf neue Prüfverfahren sei richtig, müsse dann aber unter Testbedingungen und nicht mit abiturrelevanter Bewertung ablaufen. Gehring stellte den Antrag, der Freistaat möge seinen Abiturienten das bundesländerübergreifende Abitur mit all den neuen Regeln erst ein Schuljahr später zumuten. Diesen Antrag unterstützten die beiden anderen Oppositionsfraktionen SPD und FREIE WÄHLER, er scheiterte allerdings an der absoluten Mehrheit der CSU-Fraktion.

Otto Lederer (CSU) zeigte Verständnis für die Enttäuschung von Lehrkräften, die sich nun schnell um neue Leistungsnachweise bemühen müssen. Aber er sah keinen Grund, das länderübergreifende Abitur deshalb in Bayern nach hinten zu verschieben. Ausschussvorsitzender Martin Güll (SPD) kritisierte die Formulierung im schriftlichen Bericht des Ministeriums, man habe durch die ursprünglich obligatorische Bewertung der Probeklausur sicherstellen wollen, „dass diesem Übungsangebot von Seiten der Schüler und Lehrkräfte mit der nötigen Ernsthaftigkeit begegnet“ werde. Ernsthaftigkeit, so Güll, dürfe man Bayerns Schulen auch ohne solche Maßnahmen unterstellen. Thomas Gehring vermutete hinter diesem Schritt den Anspruch der CSU, im Ländervergleich besonders gut abzuschneiden und daher die Schüler zum Fleiß zu zwingen.

Günther Felbinger (FREIE WÄHLER) vermisste im Bericht des Ministeriums klare Aussagen zu Konsequenzen aus der Misere und konkrete Angaben, wie Bayern im Vergleich mit anderen Bundesländern abgeschnitten hat: „Wieso machen wir diesen Test überhaupt, wenn wir die Ergebnisse nicht erheben?“ Bayerns Schüler kämen ihm nun vor wie Skispringer, die im Training immer 100 Meter weit springen, in der Wettkampfsituation aber plötzlich nur 90. „Wie weit springen denn nun Bayerns Schüler? 100 Meter, 90 oder 95?“, fragte Felbinger. Vize-Aussschussvorsitzender Prof. Dr. Gerhard Waschler (CSU) entgegnete, im Leistungssport gelte es, den Athleten durch harte Wettkämpfe zu schicken, um ihn auf das entscheidende Finale vorzubereiten, in diesem Fall sei das für Bayerns Bildungspolitiker das Abitur. Er vertraue darauf, dass Schüler und Lehrer aus der Probeklausur jetzt die richtigen Schlüsse ziehen.

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