Fachgespräch im Sozialausschuss: Wie kann die Teilzeitausbildung weiter vorangebracht werden?

Donnerstag, 28.06.2018
-Von Sonja Schwarzmeier-

Für junge Eltern ist es oft schwer, Familie und Beruf zu vereinbaren. Den Einstieg erleichtern kann eine Ausbildung in Teilzeit. Seit 2005 ist die Teilzeitarbeit als eine Form der Berufsausbildung im Berufsbildungsgesetz verankert. Die Praxis zeigt allerdings, dass der Modellansatz im Freistaat bisher noch nicht ausreichend umgesetzt wurde.  Der Ausschuss für Soziales, Jugend, Familie und Integration setzte deshalb in einem erneuten Fachgespräch mit Experten auf externe Fachkompetenz: Wie wird die Ausbildungsform angenommen? Wo sind die Schwierigkeiten und wie können Lösungen gefunden werden?

Monika Meier-Pojda, Landesgeschäftsführerin beim Sozialdienst katholischer Frauen in München beklagt, dass es nach wie vor keine flächendeckenden Unterstützungs- und Beratungsangebote die über eine Projekthaftigkeit hinausgehen, gebe. „Durch eine kontinuierliche Begleitung und Unterstützung vor und während der gesamten Ausbildung kann oftmals verhindert werden, dass die Ausbildung vorzeitig abgebrochen wird. Regionale Lotsen- bzw. Servicestellen könnte diese Aufgabe übernehmen und eine Netzwerk- und Brückenfunktion zwischen Auszubildenden und Ausbildern bilden“, schlägt Meier-Pojda vor. David Schmitt, Abteilungsleiter beim Deutschen Gewerkschaftsbund Bayern fordert auch zusätzliche und dauerhafte Unterstützung: „Die Agentur für Arbeit kann nur ein Baustein sein, aber die intensive Arbeit wie sie von den Projekten gemacht wird, kann von den Agenturen nicht geleistet werden.“

Generell müsse man immer schauen, ob und wie die Ausbildung in Teilzeit praktisch durchführbar sei. So ist es gerade in handwerklichen Berufen schwieriger als beispielsweise im Pflege- und Erziehungswesen. Grundsätzlich sei die Einstellung der Arbeitgeber einer Teilzeitausbildung aber durchaus positiv: „Wir bemerken bedingt durch den Fachkräftemangel eine zunehmende Offenheit der Betriebe gegenüber einer Ausbildung in Teilzeit“, sagt Klaus Beier, Geschäftsführer der Bundesagentur für Arbeit, Regionaldirektion Bayern. Ein großes Problem sei jedoch die fehlende Kinderbetreuung, weswegen manche ihre Ausbildung gar nicht erst antreten können: „Ich würde mir wünschen, dass der Bayerische Landtag sich dem Thema flexiblere und offenere Gestaltung der Kinderbetreuung annimmt“.  
In den Berufsschulen in Bayern gibt es derzeit keine eigenen Teilzeitklassen. Das, so Werner Lucha vom Kultusministerium, liege vor allem daran, dass die Nachfrage zu gering sei um eigene Klassen bilden zu können. „Momentan werden flexible Einzellösungen für die Auszubildenden in den Regelklassen angeboten“, so Lucha.
Nachholbedarf gäbe es auch hinsichtlich der strukturellen Rahmenbedingungen bei den schulischen Ausbildungen. Derzeit werden in Bayern schulische Teilzeitausbildungen in den Berufsfachschulen nur sehr wenig bis gar nicht angeboten. „Trotz der hohen Motivation und des Leistungswillens ist eine Vollzeitschule bei Betroffenen aber nicht mit den familiären Verpflichtungen vereinbar“, so Franziska Meszaros vom Sozialdienst katholischer Frauen in München.

Dr. Christof Prechtl, stellvertretender Hauptgeschäftsführer der Vereinigung der Bayerischen Wirtschaft, plädiert dafür die bereits vorhandenen und bestehenden Unterstützungsangebote weiter auszubauen. „Man muss die Möglichkeiten der Teilzeitausbildung auch noch aktiver bewerben und die Angebote an die richtigen Leute bringen“, resümierte Klaus Beier von der Bundesagentur für Arbeit.

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