Wissenschaftsausschuss: Fachgespräch zur Integration an Hochschulen

Mittwoch, 28. Februar 2018
– Von David Lohmann –

Die Flüchtlingskrise hat auch die bayerische Hochschullandschaft durcheinandergewirbelt. Mit viel ehrenamtlichem Einsatz haben die Hochschulen zahlreiche neue Formate ins Leben gerufen. Die SPD-Fraktion wollte die Staatsregierung jetzt mit einem Antrag auffordern, die Hochschulen bei ihren Konzepten für studierwillige Flüchtlinge stärker zu unterstützen. Daher wollte der Wissenschaftsausschuss mit einem Fachgespräch herausfinden, welche konkreten Probleme die Hochschulen bei der Integration haben.

Wie viele geflüchtete Studierende es in Bayern gibt, konnte Prof. Dr. Sabine Doering-Manteuffel, Vorsitzende der Universität Bayern, mangels statistischer Erfassung nicht sagen. „Wir sind im Herbst 2015 von sehr vielen Flüchtlingen in kurzer Zeit ausgegangen“, erklärte sie. Das habe sich aber aufgrund der bürokratischen Hürden und des niedrigen Sprachniveaus zerschlagen.

Auch die Hochschulen für angewandte Wissenschaften in Bayern erfassen nicht lückenlos den Flüchtlingsstatus. Prof. Dr. Robert Grebner, Präsident der Hochschule Bayern, schätzte die Zahl der Studierenden mit Fluchthintergrund auf rund 440. Um ihnen den Einstieg zu erleichtern, gebe es selbstorganisierte Sprachkurse und Mentorenprogramme. „Es wäre wünschenswert, wenn diese organisierter stattfinden könnten“, sagte Grebner.

Finanzielle Unterstützung haben die Hochschulen vom Deutschen Akademischen Austauschdienst (DAAD) erhalten. Bundesweit, schätzte Katharina Fourier, Leiterin des DAAD-Referats Hochschulprogramme für Flüchtlinge, gibt es 30.000 bis 50.000 studierwillige Flüchtlinge. Um sie zu qualifizieren und integrieren hat der Bund bis 2019 100 Millionen Euro bereitgestellt. Mit diesem Geld konnten laut DAAD 2017 bundesweit Studienvorbereitungskurse für 12.500 geflüchtete Menschen angeboten werden.

An der Ludwig-Maximilians-Universität in München gibt es spezielle Beratungsgespräche für studierwillige Flüchtlinge. Wenn die Deutschkenntnisse nicht ausreichend sind, werden diese in einer Sprachschule für internationale Studierende aufgebessert. Monique-Claudine Esnouf vom Referat für Internationale Angelegenheiten beunruhigte allerdings die steigende Zahl der Bewerber, während gleichzeitig die DAAD-Förderung ausläuft. „Die Flüchtlinge sollen das Studium ja nicht nur anfangen, sondern auch beenden.“

„Wenn die Studienfinanzierung und der Aufenthaltsstatus nicht gesichert sind, ist es schwierig, sich auf das Studium zu konzentrieren“, bestätigte Gabriele Sibinger vom Service Centre International Affairs der Universität Würzburg. Gerade die Sozialberatung sei sehr aufwendig, weil viele Einzelabsprachen mit den Jobcentern oder BAföG-Stellen nötig seien. „Integration braucht Zeit“, konstatierte sie. „Und zwar auf beiden Seiten.“

An der Universität Erlangen-Nürnberg sind in den letzten drei Jahren mehr als 2000 geflüchtete Menschen beraten worden. Kontinuierlich 300 sind in den Sprachkursen und aktuell 500 an der Universität eingeschrieben, berichtete Dr. Brigitte Perlick vom Referat für Internationale Angelegenheiten. Bezahlt werden die Fördermaßnahmen vom DAAD und freiwilligen Spenden aus der Wirtschaft. „Mehr können wir aber mangels Räumen und Lehrkräften nicht aufnehmen“, sagte Perlick.

Georg Rosenthal (SPD) hielt den Antrag seiner Fraktion nach den Expertenmeinungen für umso dringender. „Viele Fördermittel laufen 2019 aus“, resümierte er. „Wir brauchen aber Kontinuität, damit wir nicht wieder vor einem Scherbenhaufen stehen.“ Nachbesserungsbedarf sah auch Verena Osgyan (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN): „Die Gruppe der Geflüchteten hat ganz andere Bedürfnisse wie die der internationalen Studierenden“, sagte sie. Ihre Fraktion stimmte dem SPD-Antrag daher zu. Ausschussvorsitzender Prof. Dr. Michael Piazolo (FREIE WÄHLER) sah die Finanzierung der Hochschulen zwar ebenfalls „auf Kante genäht“. Eine Quotenregelung für Flüchtlinge – wie von der SPD gefordert – lehnte er aber ab, weshalb sich seine Fraktion bei der Abstimmung enthielt. Abgelehnt wurde der Antrag letztlich durch die CSU-Mehrheit im Ausschuss. Erst müsse abgewartet werden, inwieweit der Bund die Fördergelder verlängere und wie stark diese überhaupt ausgeschöpft würden, begründete Michaela Kaniber (CSU) die Entscheidung.

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