Außenstelle des Deutschen Museums in Nürnberg geplant

Mittwoch, 11. Mai 2016
– Von Ina Friedl –
Die Sanierungsinitiative für das Deutsche Museum hat begonnen: Neben Sanierungsmaßnahmen am Münchner Standort auf der Museumsinsel bekommt das Deutsche Museum eine Außenstelle in Nürnberg. Das inhaltliche Konzept für die Außenstelle ist schon recht weit ausgeplant: In Nürnberg wird ein Science-Center entstehen, das auf 1.400 qm vor allem junge Besucher zu allerlei Mitmach-Aktionen animieren und deren Entdeckergeist wecken soll. Einzelheiten zum Konzept hat heute der Generaldirektor des Deutschen Museums, Prof. Dr. Wolfgang M. Heckl, im Wissenschaftsausschuss des Bayerischen Landtags bekannt gegeben. Die Abgeordneten zeigten sich begeistert, waren aber eher am pragmatischen Konzept interessiert: Wo wird das neue Museum stehen, wieviel wird es kosten, wie wird es in die Nürnberger Museumslandschaft eingebettet?

Fast klangt es so, als würde Prof. Dr. Wolfgang Heckl die Abgeordneten des Wissenschaftsausschusses bereits durch die 1.400 qm seines neuen Science-Centers führen: „In Nürnberg werden wir etwas ganz Neues schaffen. Es soll kein Abklatsch und keine Kopie des Deutschen Museums in München sein. Wir lassen hier auf 1.400 qm einen außerschulischen Lernort entstehen – das so genannte Science Center. Unser Grundkonzept steht unter dem Thema `from vision to innovation`. Es soll die Prinzipien der Naturwissenschaften erklären und deren Grenzen aufzeigen.  Und gerade diese Grenzen sollen die Besucher anspornen zum Suchen nach Lösungen, es soll die Begeisterung für die Naturwissenschaften wecken und in der langen Instanz vielleicht einmal zu einem Ingenieur-Studium führen. Wir möchten zeigen: Aus Visionen kann Wirklichkeit werden!“

Das Museumskonzept beinhaltet deshalb auch eine Ausstellung zu den Forschungsansätzen und Innovationen aus der Region Nürnberg. Heckl nannte hier etwa die Materialwissenschaften oder Medizintechnik. Das Museum soll ferner auch Raum bieten für den Dialog mit den Bürgern und Diskussionsabende ausrichten. „Damit werden wir zu Vorreitern in der Science-Center-Gemeinschaft“, sagte Wolfgang Heckl.

Die Abgeordneten zeigten sich tief beeindruckt von der Planung, holten Wolfgang Heckl aber mit Fragen zum pragmatischen Konzept wieder aus seinen Visionen zurück. Besonders interessierten sie sich für die Finanzierungsvorstellungen, die Standortsuche und die Kooperation mit der Stadt Nürnberg. Für Verena Osgyan von BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN, selbst Nürnbergerin, hat die Standortsuche viel mit Strukturpolitik zu tun und möchte daher wissen, ob schon konkrete Orte im Gespräch seien. Eine Immobilie sei noch nicht gefunden, sagte Heckl, er sei aber zuversichtlich, dass diese bis 2018 gefunden werde, denn Nürnberg böte viele interessante Orte. Man sei schon in Gesprächen mit anderen Nürnberger Museen, wie zum Beispiel dem Germanischen Nationalmuseum und dem DB-Museum, in deren Konkurrenz man mit dem Deutschen Museum nicht treten möchte.
Nicht nur mit anderen Museen sind Gespräche geführt worden, sondern auch mit Nürnbergs Bürgermeister Ulrich Maly, der von der Deutschen Museums-Dependance in Nürnberg auch begeistert ist. Heckl sieht Maly dabei eher als Ideengeber denn als Geldgeber. Er antwortet damit auf eine Frage von Helga Schmitt-Bussinger (SPD), die nach den Kosten für die Stadt Nürnberg gefragt hatte. Auch Prof. Dr. Peter Bauer (FREIE WÄHLER) betonte, dass die Stadt Nürnberg „zu 100 Prozent ins Boot geholt werden muss“. Der Staat müsse außerdem mit Fördergeldern sicherstellen, dass sich die Stadt Nürnberg das Museum auch leisten kann. Fördergelder hält Bauer auch für Schulen von Nöten: Wenn das Deutsche Museum ein außerschulischer Lernort sein soll, müsse das Ministerium auch einen Haushaltstitel für die Unterstützung der Schulen in Betracht ziehen.

Zur Finanzierungsplanung gab Dr. Georg Brun vom Staatsministerium für Bildung und Kultus, Wissenschaft und Kunst Auskunft: „Die Finanzierung des Deutschen Museums in Nürnberg soll in den Kernhaushalt des Freistaats Bayern übernommen werden und die Finanzierung dadurch langfristig absichern“. Wie hoch die Außenstelle Nürnberg bezuschusst werden muss, das sei noch unsicher, geschätzt würden aber etwa 2,5 – 3,5 Millionen Euro, die nach den 8 Millionen Euro Anschubfinanzierung noch fällig würden. Zudem kommen die Betriebskosten und Kosten für Modernisierung, Ausstellungswechsel oder ähnliches.
Der Zeitplan bis zur Eröffnung des Museum lasse sich noch nicht genau abschätzen, sagte Wolfgang Heckl auf eine Frage von Michael Brückner (CSU). Das hänge von der Immobilie ab, welche zu finden nun erste Priorität habe – „Sobald wir eine Immobilie haben, brauchen wir ein Jahr“.

Das Deutsche Museum in München ist eine Erfolgsgeschichte. An seinem besucher-stärksten Tag in 2015, kamen 16.000 Leute. Eine Zweigstelle in Nürnberg wird die Metropolregion als Standort stärken. In einem Umkreis von 200 km um Nürnberg leben  27 Millionen Menschen.

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