Wissenschaftsausschuss: Mitglieder beleuchten Karriere-Perspektiven für den wissenschaftlichen Nachwuchs

Mittwoch, 12. Februar 2014

– Von Anna Schmid –

Um den akademischen Mittelbau zu stärken und die Karriereperspektiven der Hochschulmitarbeiter zu stärken, haben SPD und Grüne insgesamt fünf Anträge in den Wissenschaftsausschuss eingebracht: „Der Traumjob in der Wissenschaft ist zum sozialen Alptraum geworden“, begründete Isabell Zacharias (SPD) die Forderungen ihrer Partei: Befristete Verträge und schlechte Bezahlung der Nachwuchswissenschaftler machten eine gesicherte Lebensplanung wie den Kauf einer Wohnung oder die Gründung einer Familie unmöglich. 

Mit ihren vier Anträgen, die sie schon einmal in der vergangenen Legislaturperiode gestellt hatte, konnte die SPD die Mehrheit der Abgeordneten auch dieses Mal nicht überzeugen. Einstimmig verabschiedete der Ausschuss dagegen den Berichtsantrag von Bündnis 90/Die Grünen.

Die SPD hatte gefordert, den „Tenure Track“ an Universitäten zu stärken: Das Verfahren ermöglicht Nachwuchswissenschaftlern, die sich bewährt haben, eine unbefristete Anstellung. Außerdem solle die Staatsregierung eine neue, unbefristete Position für Wissenschaftler schaffen, wie es sie im Ausland gibt. Denn derzeit bekomme hierzulande nur jeder fünfte Wissenschaftler nach seiner Habilitation einen Ruf als Professor, so Zacharias. Die Junior-Professur, die es auch Wissenschaftlern ohne Habilitation ermöglicht, eine Professur zu übernehmen, müsse gestärkt werden, lautete ein dritter SPD-Antrag. Und weil eine Vereinbarkeit von Familie und Beruf an der Universität nicht gegeben sei, verlangte die SPD ein Konzept zur Verbesserung.

Bündnis 90/Die Grünen forderte die Staatsregierung in ihrem Papier auf, dem Wissenschaftsausschuss über die Beschäftigungssituation der Nachwuchswissenschaftler zu berichten und ein Fachgespräch mit Vertretern der Hochschulen und Ver.di zu veranstalten.

Die Zielstellung der SPD sei die richtige, so Verena Osgyan (Bündnis 90/Die Grünen). Den Berichtsantrag habe man gestellt, weil noch Fragen offen seien, zum Beispiel, ob es wünschenswert sei, den Tenure Track auszubauen und welche Exit-Strategien es dann für die gebe, die nicht weiter beschäftigt würden.

Thomas Goppel (CSU) warf Zacharias vor, die deutschen Gegebenheiten mit einem anderen Modell der Besoldung im Ausland zu vergleichen. Viele ihrer Forderungen hielten einer Prüfung nicht stand. Die deutschen Universitäten seien so angelegt, dass derjenige, der sich bewährt, auch weiterkommt. Über die Junior-Professur, die 2002 eingeführt wurde, gelte es zunächst Erfahrungswerte einzuholen. Bevor man einen Beschluss über die Vereinbarkeit von Familie und Beruf fasse, brauche man einen Bericht über die gegenwärtige Situation. Mit dem Antrag der Grünen sei jedoch „dem Grunde nach“ zu leben. Oliver Jörg (CSU) forderte Zacharias auf, den Antrag zur Junior-Professur zurückzustellen. Denn wie wirksam die sei, werde ohnehin der Bericht klären.

„Ich bin hin- und hergerissen“, sagte der Ausschussvorsitzende Michael Piazolo (FREIE WÄHLER), selbst erfahrener Hochschullehrer. Die Abgeordneten im Ausschuss seien sich ja einig, dass gute Mitarbeiter an den bayerischen Hochschulen gehalten werden müssten. Und die Rahmenbedingungen seien für viele Nachwuchswissenschaftler unerträglich. Doch er fragte auch: „Soll man den Leuten eine Lebenszeitstelle geben, ohne dass sie Professoren sind?“ Auch das Modell der Junior-Professur sieht er kritisch: Viele Junior-Professoren habilitierten sich zusätzlich, weil sie dem System nicht vertrauten, sagte er.

Den Vorschlag aus der CSU, ihren Antrag zur Junior-Professur zurückzustellen, nahm Zacharias an. Anders ihr Antrag zur Vereinbarkeit von Familie und Beruf: „Da werde ich kein Jota ändern“, sagte sie an Goppel gerichtet.

 

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