Wissenschaftsausschuss: Sachverständige nehmen Drittmittelfinanzierung und Transparenz an Hochschulen unter die Lupe

Mittwoch, 4. Juli 2018
– Von Miriam Zerbel –

Sind Drittmittel Chance oder Nachteil für die Hochschulen? Ist die Unabhängigkeit von Forschung und Lehre durch Gelder, die von dritter Seite zufließen gefährdet oder profitieren die Hochschulen von dieser Finanzierung? Wie transparent sollte die Vergabe dieser Mittel sein?

Fragen, zu denen Professoren aus Bayern und der Schweiz sowie ein Vertreter von Hochschulwatch vor den Mitgliedern des Wissenschaftsausschusses Stellung nahmen. Dass es Drittmittel geben muss, die die staatliche Grundfinanzierung ergänzen, war dabei unstrittig. Eine besonders große Rolle spielt diese Art der Finanzierung an der Friedrich-Alexander-Universität in Erlangen-Nürnberg, FAU. „Ein Viertel des Volumens kommt aus Drittmitteln“, sagte FAU-Vizepräsident, Professor Günter Leugering. An den Hochschulen für angewandte Wissenschaften, die anwendungsbezogen forschen ist die staatliche Grundfinanzierung gar die Ausnahme.

Einigkeit unter den Fachleuten herrschte zudem darüber, dass Forschung kompetitiv sein müsse. Es brauche aber klare Regeln, wie die Drittmittel verteilt werden. „Wie eng darf das Verhältnis zwischen Wirtschaft und Forschung sein“, fragte der Ausschussvorsitzende Professor Michael Piazolo. An der Technischen Universität München, TUM, gebe es Drittmittelfinanzierung nur, so TUM-Präsident Professor Wolfgang Herrmann, wenn der Geldgeber keinerlei Einfluss auf die Universität ausübe. Mit Bezug auf die umstrittene Stiftung von Lidl-Gründer Dieter Schwarz an die TUM, betonte Herrmann es gebe für private Geldgeber aus der Wirtschaft besonders strenge Kriterien. Nur, wenn diese akzeptierten, dass 20 Prozent der Geldes als Overhead-Kosten an die Universität gingen, um damit beispielsweise Kunst- und Kulturwissenschaften zu fördern, käme ein Drittmittel-Vertrag mit der TUM zustande.

Als besonders kritisch sah Konstantin Korn von Hochschulwatch die Forschungs-Finanzierung durch private Geldgeber. Das Projekt Hochschulwatch, ein Zusammenschluss von Transparency International, der taz und dem studentischen Dachverband fzs, untersucht privatwirtschaftliche Förderung an Hochschulen. Korn befürchtet direkte Einflussnahmen der Geldgeber und eine Verschiebung der Forschungsschwerpunkte. Um Transparenz für die Öffentlichkeit zu schaffen, so Korn, müssten Vertragsdetails offen gelegt werden.  

Wollen Hochschulen Drittmittel einwerben, müssen sie einen hohen Aufwand betreiben. Üblich ist ein Verhältnis von 1 zu 10, also ein erfolgreicher Antrag auf zehn gescheiterte oder abgelehnte Anträge. Einige Universitäten wie die FAU unterstützen ihre Wissenschaftler durch entsprechend geschultes Verwaltungspersonal. Korn forderte deshalb, die staatlichen Drittmittel weniger aufwändig zu vergeben. Ferner solle der Gesetzgeber Zivilklauseln festlegen, damit der Transparenz-Grundsatz gewahrt werde und deutlich sei, wer, wie, was mit Drittmitteln fördere. Auf Nachfrage der SPD-Abgeordneten Isabell Zacharias, bestätigten einige Experten, dass in der Drittmittelfinanzierung die Befristung von Verwaltungsstellen ein ungelöstes Problem sei. Auf die Frage von Robert Brannekämper (CSU), wer Drittmittel vergebe, wurde in den Antworten der Hochschulpräsidenten deutlich, dass die Gelder nicht nur von großen Konzernen, sondern mehrheitlich von kleinen und mittleren Unternehmen kommen.



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