02.10.2014 - 24.10.2014 - Ausstellungseröffnung: Eine Zukunft für die Vergangenheit - Das Bayerische Wirtschaftsarchiv zeigt seine Schätze

München, 1. Oktober 2014

Ausgewählte und rare Fundstücke aus zwei Jahrzehnten Spurensuche in der bayerischen Wirtschaftsgeschichte, wahre Schätze aus dem Bayerischen Wirtschaftsarchiv sind vom 2. bis zum 24. Oktober 2014 im Maximilianeum in einer Ausstellung zu sehen. Beispielsweise historische Dokumente wie die originale Lizenz Nr. 1 der Amerikanischen Militärregierung vom 6. Oktober 1945 für die Süddeutsche Zeitung oder die Gewerbeanmeldung von Münchens Fernsprechpionier Friedrich Reiner, der 1882 die ersten Apparate für die „Telephonie“ in München lieferte. Unter dem Motto „Eine Zukunft für die Vergangenheit“ präsentiert das Bayerische Wirtschaftsarchiv anlässlich seines 20-jährigen Bestehens kostbare Originalexponate und wertvolle Dokumente, die einen detaillierten und oft verblüffenden Einblick in den Alltag und das Leben der Menschen in den vergangenen 200 Jahren geben.

"Wir sind besonders stolz auf das Bayerische Wirtschaftsarchiv. Es ist als Ort lebendiger Geschichte auch ein guter Lernort, um Wirtschaft mit all ihren Zusammenhängen klar und verständlich zu machen" betonte  Landtagspräsidentin Barbara Stamm bei der Eröffnung der Ausstellung "Eine Zukunft für die Vergangenheit". Dr. Eberhard Sasse, Präsident des Bayerischen Industrie- und Handelskammertags (BIHK),
wies in seinem Grußwort darauf hin, dass die Ausstellungsobjekte den Aufstieg Bayerns zu einer wirtschaftlichen Powerregion dokumentiere und zudem belege, dass solch ein Aufstieg nur durch harte Arbeit zu erreichen sei. "Man sieht hier deutlich: Aufschwung ist immer die Leistung von Menschen, die sich engagieren und die ihren Mitarbeitern vertrauen. Es sind eben keine "Shareholder", die Wohlstand schaffen", erklärte Sasse unter dem Beifall der Besucher im Senatssaal des Maximilianeums. 

5.500 Regalmeter historisch bedeutsamer Schrift-, Bild- und Tondokumente

1994 hatten sich die bayerischen Industrie- und Handelskammern (IHKs) dazu entschlossen, gemeinsam ein regionales Wirtschaftsarchiv für ganz Bayern aus der Taufe zu heben. In den zwanzig Jahren seines Bestehens hat es inzwischen einen Quellenfundus im Umfang von mehr als 5.500 laufenden Regalmetern an historisch bedeutsamen und einmaligen Schrift-, Bild- und Tondokumenten zusammentragen. Die Palette reicht von der Brauereiwirtschaft über schwäbische Textilunternehmen bis hin zur fränkischen Chemieindustrie oder Betrieben des Maschinenbaus. Insgesamt beherbergt das BWA Originaldokumente aus fast 2.500 Unternehmen. Archive von über 150 Betrieben hat das BWA wegen ihrer historischen Bedeutung komplett oder teilweise übernommen.

"Das Wirtschaftsarchiv ist ein Ort lebendiger Geschichte"

"Das Wirtschaftsarchiv ist ein Ort, an dem die Brücke von der Wirtschaft zur Wissenschaft geschlagen wird. Und es ist ein Ort, an dem ein Stück Kulturgeschichte gezeigt wird. Ob Bilder von Fabrikgebäuden, Maschinen, Meisterbriefen, kunstvoll gefertigten Briefköpfen von Unternehmen oder die etwas irritierende Kombination der Firma Riemerschmid von „Likörfabrikation und Mädchenbildung“ – das sind wertvolle Zeugnisse von Epochen, die die Veränderungen im Laufe der Zeit deutlich machen", befand Landtagspräsidentin Barbara Stamm. 

Auch die Familiengeschichte der Schauspielerin Michaela May ist dokumentiert

Ein Beispiel aus dem reichhaltigen Fundus der Gemeinschaftseinrichtung der bayerischen Industrie- und Handelskammern: „Alter: 18 Jahre, Größe: 5 Fuß 3 Zoll, Haare: braun, Stirne: hoch, Augen: grau, Nase: dick“. Diese genaue Beschreibung anstelle eines Passfotos stand im Reisepass, den 1825 die „Königliche Polizeidirection“ der Haupt- und Residenzstadt München für den Hafnergesellen Xaver Mittermayr ausgestellt hatte, der als Töpfer und Ofenbauer unterwegs war. Zusammen mit anderen wertvollen historischen Dokumenten aus der Überlieferung des familieneigenen Unternehmens, der Münchner Hafnerei Mittermayr, vertraute die Schauspielerin und Grimme-Preisträgerin Michaela May diese Rarität aus ihrer Familiengeschichte dem Bayerischen Wirtschaftsarchiv an. May erzählte im Landtag selbst mit vielen Anekdoten von der Geschichte der Hafnerei Mittermayr. Wie ihr Ur-Großvater mit dem damals kleinen Betrieb in der Münchner Hackenstraße 4 es zum Kachelofen-Lieferanten von König Ludwig II brachte - die Öfen sind heute noch auf Herrenchiemsee und Schloss Neuschwanstein zu bewundern. May beichtete offenherzig, als "68erin" hätte sie Tradition nie besonders interessiert, aber eine Laune des Schicksals hatte sie 2009 mit dem Wirtschaftsarchiv in Verbindung gebracht. Und in der Zusammenarbeit mit dessen Leiterin Dr. Eva Moser habe sie selbst die Begeisterung für die eigene Familienchronik in sich entdeckt, als sie gemeinsam in den vom Vater sorgsam aufbewahrten Familienfundstücken stöberten.

Moser führte das Publikum danach mit einem pointierten und kenntnisreichen Vortrag in die Ausstellung ein und gestand: "Expeditionen in die Wirtschaftsgeschichte gestalten sich oft abenteuerlich. Blaumann, Taschenlampe und Stemmeisen sind eigentlich immer mit dabei, wenn wir verlassene Fabrikgebäude oder verstaubte Büros betreten". Aber der Aufwand lohne sich, immer wieder entdecke man wahre Juwelen. Einige davon sind nun in der Ausstellung „Eine Zukunft für die Vergangenheit“ vom 02.10.2014 bis 24.10.2014 im Bayerischen Landtag zu sehen.
(Maximilianeum, Max-Planck-Str. 1, 81675 München, Montag bis Donnerstag 9 bis 16 Uhr, Freitag 9 bis 13 Uhr, der Eintritt ist frei.)

Als Ansprechpartner zur Ausstellung steht Dr. Eva Moser vom Bayerischen Wirtschaftsarchiv zur Verfügung: Tel.: 0 89/51 16 – 32 85, E-mail: eva.moser@muenchen.ihk.de. Hier kann auch Bildmaterial angefordert werden./ap

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