Ausstellung eröffnet: Landtag präsentiert die Sieger von „Pressefoto Bayern 2018“

Dienstag, 4. Dezember 2018

Eine Jury des Bayerischen Journalisten-Verbandes (BJV) hat eine Aufnahme des freien Fotografen Andreas Gebert aus München zum Pressefoto des Jahres 2018 gekürt. Das am 14. Oktober 2018 im Maximilianeum aufgenommene Siegerbild mit dem Titel „Freude“ zeigt den Jubel der Politiker von BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN nach der ersten Hochrechnung zur Landtagswahl. Im allgemeinen Freudentaumel verharrt der Bundesvorsitzende Robert Habeck auf dem Foto still in sich gekehrt. „Der Kontrast zwischen der euphorischen Freude der bayerischen Grünen und der stillen Ergriffenheit von Robert Habeck ist eine bildnerische Punktlandung“, urteilte die Jury.

Ilse Aigner, Landtagspräsidentin und Schirmherrin des Wettbewerbs, ehrte im Senatssaal des Maximilianeums den Gesamtsieger Andreas Gebert (Foto rechts) sowie die Preisträger in sieben weiteren Kategorien: „Tagesaktualität“, „Bayern – Land & Leute“, „Kultur“, „Sport“, „Umwelt & Energie“ und „Serie“. Erneut wurde zusätzlich auch ein Newcomer Award verliehen.

„Es gibt inspirierende Momente, die eine Bildidee geradezu herausfordern. Dann kann etwas entstehen, das mehr sagt als ein Text“, erklärte Ilse Aigner. Pressefotografen, so die Landtagspräsidentin, könnten in Bildern denken und beim Betrachter Gefühle und Erinnerungen auslösen. Genau das zeichne ein gutes Pressefoto aus. Bildjournalismus sei damit ein ganz wesentlicher und unverzichtbarer Teil des Journalismus.

„Pressefotografinnen und -fotografen haben eine besondere Aufgabe, die in Zeiten der Schnelllebigkeit immer wichtiger wird“, unterstrich auch Michael Busch, Vorsitzender des BJV. Gute Bildjournalisten würden die Wirklichkeit abbilden und diese so einfangen, dass der Betrachter sie gesondert wahrnimmt – ganz ohne Manipulation. Solche Bilder des Qualitätsjournalismus hätten keine Beliebigkeit. Sie würden aus der Flut der Bilder hervorstechen und etwas zeigen, das sie einzigartig macht, sagte Busch.

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Wettbewerb rückt Persönlichkeiten hinter der Kamera
in den Blickpunkt

Bereits zum 19. Mal rückt der BJV mit dem Wettbewerb „Pressefoto Bayern“ Persönlichkeiten hinter der Kamera in den Blickpunkt und wirbt für die Wertschätzung der Arbeit professioneller Bildjournalisten. Der Bayerische Landtag als Gastgeber bietet der Qualitätsfotografie seit Beginn des Wettbewerbs ein prominentes Forum. In diesem Jahr wurden bei dem Wettbewerb fast 1000 Bilder eingesandt – die 80 besten sind vom 5. bis zum 21. Dezember als Ausstellung im Kreuzgang des Maximilianeums zu sehen.

Im Anschluss geht die Ausstellung „Pressefoto Bayern“ auf Tour durch bayerische Städte. Erste Stationen sind Ansbach, Nürnberg und der Münchner Flughafen, wo die besten Pressefotos des Jahres bereits zum 14. Mal ausgestellt werden.   /kh 

Die Ausstellung „Pressefoto Bayern 2018“ wird im Kreuzgang des Landtags vom 5. bis 21. Dezember 2018 gezeigt.

Öffnungszeiten:
Montag bis Donnerstag von 9.00 bis 16.00 Uhr
und Freitag von 9.00 bis 13.00 Uhr.
Der Eintritt ist frei.

Größere Besuchergruppen werden gebeten, sich vorher anzumelden; Informationen dazu unter Ihr Besuch im Landtag Wir möchten darauf hinweisen, dass in wenigen Ausnahmefällen beim Zugang zur Ausstellung aus parlamentarischen Gründen oder wegen eines erhöhten Besucheraufkommens mit Wartezeiten zu rechnen ist.

Die Sieger des Wettbewerbs Pressefoto 2018 und ihre Bilder im Überblick

Sieger Serie
Stefan Gregor aus Großostheim. Titel: In der Todesfabrik


Der beim Main-Echo Aschaffenburg fest angestellte Pressefotograf hat am 29. und 30. November 2018 das Konzentrationslager Auschwitz besucht. Das trübe Novemberwetter und der Schnee ließen die Todesfabrik wie eine mit Puderzucker überzogene Industrieruine aussehen. Durch die politischen Veränderungen in Europa ist das Gedenken an die Schrecken der Nazizeit aktueller denn je.
Der Sieger erhält als Preis eine Leica Kamera.  
Das Urteil der Jury: In Zeiten, wo von manchen Politikern die NS-Zeit marginalisiert wird, die Gefahr von rechts aus dem Blickwinkel gerät, ist diese Serie geradezu ein Signal. Unter den vielen Bildern, die es von Auschwitz gibt, findet man selten welche, die eine solch enorme Kraft ausstrahlen. Eine Dramatik, die dem Thema mehr als gerecht wird.

Siegerin Bayern Land & Leute
Christine Czybik aus Hamburg. Titel: Der Nikolaus und seine Buttenmandl


Die freie Reise- und Dokumentationsfotografin arbeitet an einem Langzeitprojekt in Deutschland über die Menschen und ihre Herkunft, Kultur, Traditionen und das Empfinden für die Heimat. Dabei hat sie der Weg ins Berchtesgadener Land geführt. Das bayerische Wort buttn bedeutet auf Hochdeutsch so viel wie scheppern, rütteln. Und das tun die Buttenmandl kräftig mit ihren Schellen, wenn sie den Nikolaus auf seinem Weg durch die Dörfer im Berchtesgadener Land begleiten. Ein alter heidnischer Brauch, mit dem ursprünglich der Winter ausgetrieben wurde. Die Hanseatin hat die wilden Kerle am 5. Dezember in Schönau am Königsee aufgenommen.
Dieser Sonderpreis der Bayernwerk AG ist mit 1000 Euro dotiert.
Das Urteil der Jury: Vor alpenländischer Kulisse macht sich Brauchtum besonders gut. Hier wirkt es aber weniger plakativ als inmitten des Geschehens dynamisch. Das Buttnmandllaufen darf in dieser Szenerie seine ganze mystische Exotik entfalten.

Sieger Tagesaktualität
Lino Mirgeler aus Garching bei München. Titel: Gedenken an die Opfer des NSU


Der für die dpa und diverse Medien im Bereich Politik, Wirtschaft, Porträt und Reportage tätige freie Fotograf dokumentierte am 11. Juli 2018 eine Demonstration im München, bei der die Teilnehmer Porträts der NSU-Opfer in den Händen hielten.  Am Morgen dieses Tages war der Prozess gegen fünf mutmaßliche Mitglieder der rechtsextremen Terrorgruppe Nationalsozialistischer Untergrund mit Schuldsprüchen zu Ende gegangen. Diese fielen nach Ansicht der Opferfa¬milien zu milde aus.
Dieser Sonderpreis des Versorgungswerks der Presse ist mit 1000 Euro dotiert.
Das Urteil der Jury: Hier wird deutlich, was in spektakulären Prozessen an den Rand gerät. Auf perfide Art ermordete der NSU in Deutschland zehn Menschen. Am Tag der Urteilsverkündung gegen dessen Mitglieder richtet sich der Fokus in eindeutiger Bildsprache auf die Opfer und gibt ihnen ein Gesicht.

Sieger Umwelt & Energie
Andreas Gebert aus München. Titel: Auf dem Trockenen.


Der für Reuters, dpa und Getty Images im Bereich Nachrichten tätig freie Journalist machte diese Aufnahme am 7. August 2018 am Forggensee. Boote lagen neben einem Steg auf dem Trocke¬nen. Schuld war aber nicht Klimawandel oder ausbleibender Regen. Viel¬mehr wurde der zwölf Kilometer lange Stausee in der Nähe von Füssen für Reinigungsarbeiten teilweise abgelassen.
Dieser Sonderpreis der Bayernwerk AG ist mit 1000 Euro dotiert.
Das Urteil der Jury:  Wenn Schiffe – hier Boote – auf dem Trockenen liegen, dann wird das sprichwörtliche Sommerklima ins Bildhafte übersetzt. Ein Motiv, das eine selten heiße Jahreszeit markiert und obendrein durch seine zeichenhafte Obersicht besticht.


Sieger Kultur
Matthias Endriß aus Gerolzhofen. Titel: Licht-Labyrinth. 


Der im Lokalen tätige freie Pressefotograf hat am 2. Mai die Feste Rosenberg besucht. Seit 2006 lässt die Aktion „Kronach leuchtet“ die oberfränkische Stadt jeweils im Frühjahr in neuem Licht erstrahlen. Das Labyrinth von Max Frank auf der Feste Rosenberg ist 2018 das bisher größte selbstleuchtende Einzelkunstwerk in der Geschichte des Festivals. 
Der Sonderpreis des DJV-Bildportals in der Kategorie Kultur beträgt 1000 Euro.
Das Urteil der Jury: Eine begehbare Installation wird markant hervorgehoben und darf aus dem Kontext gelöst ein Eigenleben führen. Hier stimmt alles: der Hell-Dunkel-Kontrast, die Raumaufteilung, die grafisch inspirierte Sehweise. Das ist fotografische Kultur par excellence.

Sieger Sport
Peter Schatz aus Marktoberdorf. Titel: Emotionaler Abschied


Der freie Fotograf, der in den Bereichen Sport, Reise, Reportage und Porträt arbeitet, hat von der Fußball-Weltmeisterschaft 2018 berichtet. Die kroatische Präsidentin Kolinda Grabar-Kitarovic küsste am 16. Juli im Trikot ihrer Nationalmannschaft den WM-Pokal. Ein Abschied. Denn die Trophäe nahmen die Franzosen nach dem Finale der Fußball- Weltmeisterschaft im Moskauer Luzhniki mit nach Hause. Präsident Emmanuel Macron und FIFA-Präsident Gianni Infantino amüsierten sich.
Dieser Sonderpreis des Sparkassenverbandes Bayern beträgt 1000 Euro.
Das Urteil der Jury: Ein Paradebeispiel für den sportlichen Wettkampf, wo es keine Sieger ohne Verlierer gibt. Wenn nach dem Endspiel der Fußball-WM die kroatische Präsidentin bei strömendem Regen die Trophäe derart herzt, dann ist eine gewisse Absurdität der Situation auf den Punkt gebracht worden.

Sieger Newcomer Award
Paul Dittmann, Würzburg. Titel: Marrakesch


Der Student der Hochschule für angewandte Wissenschaften Würzburg-Schweinfurt, Fachbereich Gestaltung, hat im Januar 2018 Szenen aus der marokkanischen Stadt Marrakesch dokumentiert. Die winterliche Stille im Garten vor dem Haus des Modeschöpfers Yves Saint Laurent. Ein Dorf im Durika Tal.
Das Preisgeld bei dem von Rotary International gestifteten Newcomer Award beträgt 1000 Euro.
Das Urteil der Jury: Gegensätze werden in einer radikalen Bildsprache, die vor extremen Ausschnitten nicht zurückschreckt, besonders deutlich. Am Beispiel von Marrakesch ist die Grenze zwischen Dokumentarismus und einem persönlichen Statement wirkungsvoll aufgehoben.

Pressefoto des Jahres 2018
Andreas Gebert, München. Titel: Freude


Neue zweitstärkste Kraft in Bayern sind die Grünen. Sie erreichten bei der Landtagswahl 17,6 Prozent der Stimmen, entsprechend groß war der Jubel nach der ersten Hochrechnung am 14. Oktober im Maximilianeum bei Henrike Hahn und Anton Hofreiter. Der Bundesvorsitzende Robert Habeck dagegen konnte das Glück noch gar nicht fassen.
Der Fotograf Andreas Gebert arbeitet u. a. als Freelancer für Reuters, Getty Images, epa und mit Schwerpunkten in der Nachrichten-, Corporate-, Veranstaltungs- und Porträtfotografie. Geberts liebste Aufträge sind die, bei denen er Menschen in ihrer natürlichen Umgebung oder die Geschichte einer Veranstaltung in Bildern erzählen kann. Das Pressefoto des Jahres 2018 entstand nach der bayerischen Landtagswahl 2018 im Auftrag von Reuters. 
Das Preisgeld für das Pressefoto des Jahres ist mit 2500 Euro dotiert.
Das Urteil der Jury: Ein Glückstreffer in vielerlei Hinsicht. So spontan und frenetisch, wie hier ein (Wahl)Sieg gezeigt wird, kann man eine Situation nicht besser erfassen. Der Kontrast zwischen der euphorischen Freude der bayerischen Grünen und der stillen Ergriffenheit von Robert Habeck, der noch nicht sehen mag, was geschehen ist, ist eine bildnerische Punktlandung. Ein Foto, das wie kein anderes für die politische Entwicklung in Deutschland steht.



 

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