„Farben der Gesellschaft – Eine Deutschland-Reportage"

13. Mai 2014
– Von Katja Helmö –

137 türkeistämmige Menschen aus 43 deutschen Städten porträtierte İlker Maga für seine Ausstellung „Farben der Gesellschaft – Eine Deutschland-Reportage“. Der Bremer Autor und Fotograf zeichnete damit ein Bild, wie türkische und türkeistämmige Mitbürgerinnen und Mitbürger heute in Deutschland bzw. in Bayern leben. „Sie sind ein Teil unseres Landes. Sie haben Bayern gut getan und sie bereichern unsere Gesellschaft in vielerlei Hinsicht“, betonte Landtagspräsidentin Barbara Stamm bei der Eröffnung der Ausstellung am 13. Mai 2014 im Maximilianeum.

Mehr als ein halbes Jahrhundert sind seit dem Anwerbeabkommen zwischen der Bundesrepublik Deutschland und der Türkei vom 30. Oktober 1961 vergangen. Viele der damals aus der Türkei angeworbenen Arbeitskräfte blieben in Deutschland und sind mit ihren Familien hier sesshaft geworden: „Über fünf Jahrzehnte Miteinander von Türken und Deutschen, von Türken und Bayern – das sind auch viele, viele Lebensgeschichten“, erklärte Barbara Stamm. Sie würdigte die Leistungen der türkischen Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer, ohne die der wirtschaftliche Aufstieg in Deutschland und Bayern überhaupt nicht denkbar gewesen wäre.

Auch Kadir Hidayet Eriş, Generalkonsul der Türkei, beleuchtete die Entwicklung der Immigration seiner Landsleute seit 1961 in die Bundesrepublik: Während das Leben der 1. und 2. Generation noch von dem Wunsch auf eine Rückkehr in die Türkei geprägt gewesen sei, hätte sich heute die Situation geändert. Die 3. Generation, so Eriş, sei in Deutschland geboren und würde ihre Zukunft nun auch in Deutschland sehen. Rund 3 Millionen Menschen mit türkischen Wurzeln lebten heute in der Bundesrepublik. Sie zählten damit zu der größten Gruppe der Bürgerinnen und Bürger mit Migrationshintergrund. Wichtig, so der Generalkonsul, sei es, aufeinander zuzugehen. Kulturelle Vielfalt und Toleranz würden schließlich immer mehr an Bedeutung gewinnen.

„Fremde Heimat“ ist zur „wahren Heimat“ geworden

Viele türkischstämmige Zuwanderer hätten ihre Familien in der „fremden Heimat“ gegründet, die ihnen nun zur „wahren Heimat“ geworden sei, stellte Martin Neumeyer, der Integrationsbeauftragte der Staatsregierung, fest. Er freue sich über ein buntes Deutschland und Bayern: Vieles habe sich vermischt und das sei gut so.

Der Fotokünstler İlker Maga berichtete im Anschluss über die Beweggründe seiner Deutschland-Reportage, für die er mit dem Auto 16.000 Kilometer quer durch das Land gereist ist. Bei den 350 Gesprächen mit türkeistämmigen Menschen sei es ihm darum gegangen, über deren Ziele und Träume zu berichten. Aufzeigen wollte er dabei auch deren Potential für die Gesellschaft, ohne dabei nur „einen Katalog über die erfolgreichen Türken“ zu machen. „Mein Projekt sollte alle Schichten der Gesellschaft umfassen“, erklärte Maga. „Vielfalt war für mich sehr wichtig.“

Entstanden sind eindrucksvolle Portraits, u. a. von einer Straßenbahnfahrerin, einem Klavierbauer, einem Richter, von einfachen Arbeitern, Ärzten, Beamten, Künstlern, Wissenschaftlern und Geschäftsleuten. Einige der Fotografierten waren bei der Ausstellungseröffnung im Landtag auch persönlich anwesend und konnten von ihren Erfahrungen berichten, darunter die BR-Moderatorin Özlem Sarıkaya, Prof. Dr. rer. nat. habil. Assoc. Mine Matern, die von der IHK München und Oberbayern öffentlich bestellte und vereidigte Sachverständige für Lebensmittel, sowie Cumali Naz, Stadtrat in München und Vorsitzender des Ausländischen Elternvereins.

In die Sprache der Musik übersetzte Aylin Aykan ihre Botschaft. Die in München geborene Konzertpianistin mit Istanbuler Wurzeln umrahmte die Vernissage musikalisch. Sie fühlt sich gleichermaßen in der deutschen wie in der türkischen Kultur zu Hause. Mit Stücken wie „Şu Yamaçta/An einer Bergwand“ von Hasan Ferid Alnar (1906-1978) und „Goldene Träume” von Javad Maroufi (1912-1993) zeigte sie am Klavier auf, wie sich türkische und europäisch-klassische Einflüsse in der Komposition eindrucksvoll miteinander verbinden lassen.

 

Die Ausstellung „Farben der Gesellschaft – Eine Deutschland-Reportage“ ist vom 14. Mai bis 6. Juni 2014 im Kreuzgang im zweiten Stock des Landtags zu sehen. Öffnungszeiten: Montag bis Donnerstag von 9 bis 16 Uhr, Freitag von 9 bis 13 Uhr. An Wochenenden und Feiertagen kann die Ausstellung nicht besichtigt werden.Verkehrsverbindung Linien U4 / U5 Station Max-Weber-Platz oder Tram Linie 19, Haltestelle Maximilianeum. Der Eintritt ist frei.

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