Der Widerstand von Studenten gegen Hitler, München 1942/43: Erinnerungen im Landtag an „Die Weiße Rose“

Mittwoch, 27. Januar 2016

Der Bayerische Landtag hat am 27. Januar, dem Internationalen Gedenktag für die Opfer des Nationalsozialismus, mit der Eröffnung einer Wanderausstellung an „Die Weiße Rose“ erinnert. Hinter dem Namen stehen Münchner Studierende und ihr Hochschulprofessor, die zwischen Juni 1942 und Februar 1943 in Flugblättern die deutsche Bevölkerung zum Widerstand gegen die nationalsozialistische Diktatur und zur Beendigung des Krieges aufriefen. Die Ausstellung zur Entstehungsgeschichte der „Weißen Rose“, zu ihren Widerstandsaktionen bis hin zur Verhaftung ihrer Mitglieder und deren Prozess vor dem Volksgerichtshof, ist vom 28. Januar bis zum 25. Februar 2016 im Kreuzgang des Maximilianeums zu sehen.



Mit ihrem Eintreten für geistige Unabhängigkeit, Freiheit und Toleranz hinterließ „Die Weiße Rose“ ein zeitloses Vermächtnis. Auch heute, mehr als sieben Jahrzehnte später, ist der mutige Widerstand ihrer Mitglieder eine Aufforderung, sich einzumischen und einzuschreiten, wenn der freiheitlich-demokratische Staat und die Rechte der Menschen angegriffen werden: „Wir wissen nicht, warum manche Menschen zu Zivilcourage fähig sind und andere nicht. Es gibt offenbar keine Formel. Aber es gibt Vorbilder, und an die wollen wir immer wieder erinnern“, erklärte die Landtagspräsidentin.

Fünf Studierende und ihr Professor, die den Kern der Widerstandsgruppe bildeten, bezahlten für ihre Überzeugung, etwas gegen das Unrecht der NS-Diktatur tun zu müssen, mit dem Leben: Hans und Sophie Scholl, Christoph Probst, Alexander Schmorell, Willi Graf und Professor Kurt Huber wurden 1943 zum Tode verurteilt und mit dem Fallbeil im Gefängnis München-Stadelheim hingerichtet. Weitere Unterstützerinnen und Unterstützer der „Weißen Rose“ sowie Mitwisserinnen und Mitwisser wurden in der Folge ebenfalls mit dem Tode oder mit Freiheitsentzug bestraft.

Widerstehen bis zur letzten Konsequenz

Prof. Dr. Renate Wind, Professorin für Biblische Theologie und Kirchengeschichte an der Evangelischen Hochschule Nürnberg, führte dazu aus: „Das bleibt das tiefste Vermächtnis der Sophie Scholl und ihrer Freunde: Den Mächtigen gegenüber zu treten und ihnen ins Gesicht zu sagen: Ihr habt alle Macht und Machtmittel; Ihr könnt ein Volk verführen und beherrschen; Ihr könnt Länder erobern und die halbe Welt unter eure Stiefel nehmen – mich kriegt ihr nicht, und sei es um den Preis meines Lebens.“ Was die Mitglieder der „Weißen Rose“ von der Masse der Nazianhänger und Mitläufer unterschieden habe, sei deren Sehnsucht nach Freiheit und Selbstverantwortung gewesen“, hob die Professorin in ihrem Impulsreferat unter der Überschrift „Man hält die Sonne nicht auf“ hervor. Die Mitglieder der „Weißen Rose“ widerstanden bis zur letzten Konsequenz. Dies, so Prof. Wind, habe etwas mit der Verteidigung und Bewahrung der eigenen Identität zu tun.

Flugblätter seien während der NS-Zeit eine der ganz wenigen, aber höchst gefährlichen Möglichkeiten gewesen, die NS-Propaganda zu unterlaufen und eine Gegenöffentlichkeit herzustellen. Die Studierenden der Weißen Rose und Professor Kurt Huber seien sich bewusst gewesen, welch hohem Risiko sie sich aussetzten. Und doch handelten sie – darauf verwies auch Dr. Hildegard Kronawitter, Vorsitzende der Weiße Rose Stiftung e.V. Aus der Sicht Kronawitters erwächst der Stiftung hieraus eine doppelte Aufgabe: einerseits zu erinnern; andererseits bei jungen Menschen Impulse für die Entwicklung einer selbstverantworteten Persönlichkeit zu setzen.

Vorbild und Inspiration für junge Menschen

Schülerinnen und Schülern des Erzbischöflichen St. Irmengard Gymnasiums Garmisch-Partenkirchen und vom Städtischen Willi-Graf-Gymnasium München trugen anschließend Statements zum Thema „Widerstand ein Vorbild?“ vor, in denen deutlich wurde, warum die „Weiße Rose“ für sie noch immer ein Vorbild ist und sie inspiriert: „Als Sophie Scholl gefasst worden war und sie sich zwischen dem Tod und einem Leben in Unterdrückung entscheiden musste, hat sie den Tod gewählt. Das bewundere ich sehr“, erklärte Luna Gruben aus Garmisch-Partenkirchen. Henri Biem aus München würdigte insbesondere Willi Graf, den Namensgeber seiner Schule, für seinen Mut und sein Eintreten für die eigene Überzeugung. Zum Auftakt führte die Theatergruppe EUKITEA „Sophie Scholl – Innere Bilder“ auf. Zentrale Botschaft des Theaterstücks war es, Sophie Scholls Beispiel zu folgen und sich mit klarem Verstand, und einem zugleich mitfühlenden Herzen Schwierigkeiten – auch wenn sie unüberwindbar sind – zu stellen. /kh

Die Ausstellung wird vom 28. Januar bis 25. Februar 2016 im Kreuzgang des Maximilianeums gezeigt. Öffnungszeiten sind: Montag bis Donnerstag von 9 bis 16 Uhr und Freitag von 9 bis 13 Uhr. An den Wochenenden und in den Ferien kann die Ausstellung nicht besichtigt werden.

Der Eintritt ist frei.

Informationen zur Weiße Rose Stiftung e.V.
Die Weiße Rose Stiftung e.V. wurde im Jahr 1987 von Überlebenden, Familienangehörigen und Freunden der Widerstandsgruppe gegründet. Sie will die Erinnerung an den Widerstand gegen die NS-Diktatur wachhalten und Zivilcourage, individuelle Verantwortung sowie demokratisches Bewusstsein fördern. Schwerpunkte der Arbeit sind Ausstellungen, historischpädagogische Projekte mit Schulen und Veranstaltungen. Ziel der Weiße Rose Stiftung e.V. ist es, im In- und Ausland die Erinnerung an den Widerstand der Weißen Rose wach zu halten sowie Toleranz und demokratisches Bewusstsein zu stärken www.weisse-rose-stiftung.de

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Impulsreferat Prof. Dr. Renate Wind

Man hält die Sonne nicht auf(Dokument vorlesen)

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