Erster Bayerischer Verfassungsorden an Holocaust-Überlebenden Abba Naor verliehen

  • Landtagspräsidentin Ilse Aigner hat Abba Naor mit dem ersten Bayerischen Verfassungsorden geehrt.
  • Naor, Überlebender der Shoa, engagiert sich seit rund 30 Jahren als Zeitzeuge für eine Versöhnungskultur, für den deutsch-israelischen Austausch und für die Erinnerung und das Gedenken an den Holocaust.
  • Aigner: „Mit unglaublichem Mut und bewundernswerter Ausdauer sind Sie Stimme der Versöhnung, Vermittlung und Verständigung – und eine mahnende Stimme gegen Antisemitismus, Rassismus und Menschenverachtung aller Art.“

 

MÜNCHEN.      Abba Naor ist Träger des ersten Bayerischen Verfassungsordens. Landtagspräsidentin Ilse Aigner verlieh dem Holocaust-Zeitzeugen die Auszeichnung im Beisein des 1. Landtagsvizepräsidenten und Direktors der Stiftung Bayerische Gedenkstätten, Karl Freller, dem Präsidium des Bayerischen Landtags sowie Israels Generalkonsulin Carmela Shamir.

Landtagspräsidentin Ilse Aigner betonte die Verdienste von Abba Naor für die Bayerische Verfassung, die vor 75 Jahren nach dem Zweiten Weltkrieg und nach der Shoa als Gegenentwurf zur „ungeheuerlichen, verheerenden Staats- und Gesellschaftsordnung“ der Nationalsozialisten entstanden ist: „Diese Auszeichnung, lieber Abba Naor, ist auch eine Verneigung vor Ihrem Mut, Ihrer menschlichen – schier übermenschlichen – Größe, Ihrem unermüdlichen Einsatz gegen das Vergessen, Ihrer leidenschaftlichen demokratischen Haltung, Ihrer Empathie und Ihrem Einsatz für die Versöhnung.“

In ihrer Laudatio zeigte sie sich beeindruckt vom Wirken Naors: „Sie haben in den Abgrund gesehen – in den Abgrund der Unmenschlichkeit. Ihre Schilderungen sind schmerzhaft.

Sie sind schonungslos – aber dank Ihrer Empathie überfordern Sie nicht, sondern Sie dringen vor in die Herzen und die Köpfe Ihrer vorwiegend jungen Zuhörerinnen und Zuhörer. Mit unglaublichem Mut und bewundernswerter Ausdauer sind Sie Stimme der Versöhnung, Vermittlung und Verständigung. Und wann immer es notwendig ist, sind Sie auch eine mahnende Stimme gegen Antisemitismus, Rassismus und Menschenverachtung aller Art.“

Abba Naor engagiert sich seit 30 Jahren als einer der letzten Zeitzeugen für eine Versöhnungskultur und das Gedenken an den Holocaust, nicht zuletzt seit 2017 als Vizepräsident des Comité International de Dachau und als Mitglied des Stiftungsrats der Stiftung Bayerische Gedenkstätten. Mit dreizehn Jahren wurde er mit seinen beiden Brüdern und Eltern in das Ghetto in Kaunas deportiert. Seine Mutter und seine Brüder starben, Naor selbst wurde im Frühjahr 1945 auf den Todesmarsch geschickt und durch die US-Armee in Bayern befreit. Der 93-jährige lebt heute in Israel und ist derzeit zu Besuch in Bayern.

Der ursprünglich geplante Festakt, bei dem noch weitere Persönlichkeiten mit dem Verfassungsorden ausgezeichnet werden sollen, musste wegen der Corona-Pandemie verschoben werden.

Die Auszeichnung wurde als Bayerische Verfassungsmedaille am 1. Dezember 1961 vom damaligen Landtagspräsidenten Rudolf Hanauer gestiftet. Seit nunmehr 60 Jahren ist sie öffentliche Anerkennung für Bürgerinnen und Bürger, die sich herausragend für das Gemeinwohl engagieren und damit die Werte der Bayerischen Verfassung mit Leben füllen. In diesem Jahr wird sie erstmals als Bayerischer Verfassungsorden verliehen.

  

Fotos von der Verleihung können auf der Landtagshomepage unter „Pressefotos“  heruntergeladen werden.

(CK)

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