Bis 1918 hergestellt, 1933 vergraben

Historischer Waffenfund im Maximilianeum

 

  • Ein vom Bayerischen Landtag beauftragter Experte hat die bei Bauarbeiten im Maximilianeum gefundenen Waffen und Munition begutachtet, er datiert ihre Herstellung auf die Zeit des 1. Weltkriegs bis 1918. 
  • Das Waffenversteck selbst wurde 1933 angelegt, wie die Auswertung der Archäologen des Landesamtes für Denkmalpflege ergibt.
  • Landtagspräsidentin Ilse Aigner: „Die Geschichte des Gebäudes, in dem der Bayerische Landtag tagt, ist bewegter als wir bislang wussten: Mit dem Fund der historischen Waffen und Munition ist nun klar, dass bis 1933 bewaffnete Gruppen im Maximilianeum Unterschlupf fanden – und ihre Waffen dann zerstört und versteckt haben.“

MÜNCHEN.                Die historischen Waffen und Munition, die kürzlich bei Bauarbeiten im Maximilianeum gefunden wurden, stammen aus der Zeit bis 1918, wurden aber erst 1933 vergraben. Das haben Experten des Bayerischen Armeemuseums in Ingolstadt und des Landesamtes für Denkmalpflege rekonstruieren können.

Landtagspräsidentin Ilse Aigner: „Die Realität ist spannender als mancher Historienroman – das gilt bei der Geschichte des Gebäudes, in dem der Bayerische Landtag tagt, noch mehr als sowieso schon: Denn jetzt ist klar, dass wir über die Zeit zwischen den Weltkriegen noch nicht alles wussten. Dass 1933 bewaffnete Gruppen im Maximilianeum waren und ihre Waffen zu dieser Zeit dann zerstört und vergraben haben, ist für uns eine neue Erkenntnis.“

Rund 400kg Munition, etwa 40 Gewehre und Karabiner sowie zahlreiche Alltagsgegenstände – von Kerzenhaltern über Flaschen bis Büroausstattung – waren Ende September bei den Bauarbeiten unterhalb der Arkaden nahe des Südhofs des Maximilianeums freigelegt worden.

Die Bilanz des Hauptkonservators des Bayerischen Armeemuseums in Ingolstadt, Dr. Dieter Storz, der die Funde untersucht hat: „Bei den Waffen und der Munition handelt es sich durchweg um Relikte des Ersten Weltkriegs. Das Ensemble wirkt wie die Hinterlassenschaft einer kleinen militärischen Einheit, die im Maximilianeum stationiert war. Die Waffen wurden planmäßig unbrauchbar gemacht.“

Die Archäologen des Bayerischen Landesamtes für Denkmalpflege, die die Funde wissenschaftlich ausgewertet haben, machten indes die Entdeckung, die die Datierung des Verstecks auf das Jahr 1933 ermöglicht – dank zusammengeknüllter Zeitungsseiten, die in eine Koppeltasche gestopft waren. Eine Restauratorin konnte das stark beschädigte Papier soweit wiederherstellen, dass das Datum lesbar wurde. Es handelt sich um eine Ausgabe des Völkischen Beobachters vom 5. April 1933.

Nach bisherigem Kenntnisstand hat sich von Juli 1932 bis zum April 1933 die „Bayernwacht“ im Gebäude aufgehalten, die dann von der SA verdrängt wurde. In diesen Zusammenhang dürften auch die Fundsachen stehen. Möglich wäre, dass die Bayernwacht, eine Selbstschutzorganisation der katholisch-konservativen Bayerischen Volkspartei, vermeiden wollte, dass die Waffen, Munition und Ausrüstung der SA in die Hände fällt, und sie darum im Boden des südlichen Arkadenhofs vergrub.

Generalkonservator Prof. Mathias Pfeil, Leiter des Bayerischen Landesamtes für Denkmalpflege, erklärt: „Zusammengeknülltes Zeitungspapier, das vermutlich zum Trocknen einer feucht gewordenen Tasche gedient hat, öffnet uns nun das Fenster in eine Vergangenheit, die noch gar nicht so lange her ist – und zwar auf den Tag genau. Es zeigt, was die zeitgeschichtliche Archäologie imstande ist, zu unserem historischen Wissen beizutragen.“

Landtagspräsidentin Ilse Aigner: „Im Namen des Bayerischen Landtags danke ich den Experten des Bayerischen Armeemuseums in Ingolstadt und des Landesamtes für Denkmalpflege, dass sie sich der spannenden Funde angenommen haben und ihre Expertise zusammengebracht haben, um diese tollen Erkenntnisse schon wenige Wochen nach dem Zufallsfund auf der Baustelle möglich zu machen. Das ist nicht nur für uns spannend, sondern wird nun sicher auch noch Historikerinnen und Historiker beschäftigen.“

Fotos von den Funden in Druckqualität stehen Ihnen kostenlos zur Verfügung unter: www.bayern.landtag.de/aktuelles/presse/pressefotos/

(CK)

 

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