Bayerns Dialekte stoßen im Landtag auf große Resonanz

Donnerstag, 25. Juni 2015

Bairisch, Fränkisch, Schwäbisch – Dialekte prägen die Regionen des Freistaats und seine Menschen. Welchen Wert und welche Bedeutung die Mundarten auch (oder gerade) in Zeiten der Globalisierung und einer erhöhten Mobilität der Menschen haben – das ist bei einer Veranstaltung des Bayerischen Landtags und des Bayerischen Kultusministeriums im Maximilianeum deutlich geworden: Wer Mundart spricht, verweist auf seine Herkunft, gewinnt Identität und verfügt über eine unschätzbare sprachliche Ressource. Mit Blick darauf präsentierte Hermann Ruch vom Institut für Schulqualität und Bildungsforschung (ISB), München, „Dialekte in Bayern“, einen neu bearbeiteten und erweiterten Leitfaden für Lehrkräfte mit Anregungen zur Unterrichtsgestaltung. Ein Vortrag des Sprachwissenschaftlers Prof. Dr. Anthony Rowley über Dialektausdrücke im Spiegel von Kultur und Geschichte sowie ein buntes Potpourri an Einlagen, vorgetragen und vorgestellt von Schulkindern aus allen Teilen Bayerns, zeigten zudem die große Bandbreite zeitgenössischer Dialektpflege in Bayern auf.

Das „Parlieren“, also das Debattieren, Diskutieren und Miteinander reden, steht im Parlament im Mittelpunkt. So gesehen, war der Bayerische Landtag der geeignete Ort, um die neu aufgelegte Publikation des ISB „Dialekte in Bayern“ der Öffentlichkeit vorzustellen. Mit Blick darauf erklärte 1. Landtagsvizepräsident Reinhold Bocklet in seinem Grußwort: „Unser Parlament repräsentiert die bayerische Bevölkerung in ihrer Gesamtheit und in ihrer ganzen Vielfalt und die Abgeordneten der sieben Regierungsbezirke bieten zudem einen Querschnitt durch alle dialektalen Färbungen, die im Freistaat zu hören sind.“ Dialekte, so Bocklet, seien keinesfalls Sprachen zweiten Ranges. Sie seien ein kultureller Schatz, den es zu pflegen gelte.

„Dialekt macht schlau“

Georg Eisenreich, Staatssekretär im Kultusministerium, unterstich ebenfalls: „Bayern ist undenkbar ohne seine Mundarten.“ Er verwies auf Erkenntnisse der Wissenschaft, wonach das Dialektreden einen positiven Einfluss auf die kognitive Entwicklung junger Menschen hat. Kinder, die Dialekt sprechen können, lernten demnach schon früh, zwischen verschiedenen Sprachebenen zu unterscheiden. „Dialekt macht schlau“, sagte Eisenreich. Auch wenn an den Schulen in Bayern kein Dialekt-Unterricht erteilt werde, so spielten Mundarten im bayerischen Schulwesen dennoch eine bedeutsame Rolle – in den Lehrplänen und bei der Zulassung von Schulbüchern im Fach Deutsch. Der Staatssekretär würdigte darüber hinaus die Kooperation mit außerschulischen Partnern und führte hier beispielhaft das Wertebündnis-Projekt MundART WERTvoll, das Unterfränkische Dialektinstitut Würzburg und den Bayernbund auf.

Im Mittelpunkt der kurzweiligen Veranstaltung mit vielen humorigen Einlagen stand die Präsentation der neu bearbeiteten Handreichung „Dialekte in Bayern“. Die Publikation wird gegenwärtig für den Druck vorbereitet und kann als Printausgabe ab Anfang Juli 2015 über das Broschürenbestellportal der Bayerischen Staatsregierung www.bestellen.bayern.de kostenlos bezogen werden. Herrmann Ruch, der die inhaltliche und organisatorische Federführung inne hatte, stellte die einzelnen Kapitel der Publikation näher vor. Sie liefert unter anderem auf 120 Seiten Anregungen für die Unterrichtsgestaltung und gibt Impulse für Lehrerfortbildungen.

Der Engländer Prof. Dr. Anthony Rowley, bekannt durch „Host mi?“ – Das bayerische Wörter-Raten aus der BR-Sendung „Wir in Bayern“, ging in seinem Vortrag ebenfalls auf die ISB-Handreichung ein – „das Biachl“, wie er die Publikation bezeichnete. Rowley erklärte, dass damit die freundliche Verkleinerung bzw. Verniedlichung eines Buches gemeint sei. Diese Verkleinerung funktioniere auch bei anderen Substantiven, etwa bei „Radl“, „Bleaml“ oder „Glasl“. Demnach sei es ein Unterschied, ob ein Gast im Wirtshaus eine „Maß“ oder ein „Masserl“ bestellt. Kenner der feinen Nuancierungen der bayerischen Sprache könnten unterscheiden: Die Biermenge sei in beiden Fällen die gleiche. Anders sei nur die Einstellung dazu.

Einlagen aus der „tschüss-freien Zone“

An den vielen Einlagen, durch die Moderator Gerald Huber, BR-Redakteur „Thema Bayern – Zeit für Bayern“ kenntnisreich lotste, waren beteiligt:
Professor Klaus Wolf von der Universität Augsburg und Klaus Marschall von der Augsburger Puppenkiste, Mitarbeiter des Unterfränkischen Dialektinstituts Würzburg, Schüler und Lehrkräfte der Grundschule Schönthal, Schüler und Lehrkräfte des Celtis-Gymnasiums Schweinfurt, Schüler und Lehrkräfte der Hallertauer Mittelschule Mainburg, Schüler und Lehrkräfte des Jack-Steinberger-Gymnasiums Bad Kissingen und die Tanzlmusi des Gymnasiums Landschulheim Schloss Ising. Letztere sorgte mit dem „Üba d’Alma-Marsch“ musikalisch für einen schwungvollen Auftakt und mit dem Marsch „Herz von Bayern“ für einen ebensolchen Ausklang. /kh, sta

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Informationen zur Handreichung

  • Die Handreichung „Dialekte in Bayern“ kann ab Mitte Juli 2015 kostenlos über das Bestellportal der Bayerischen Staatsregierung bezogen werden: www.bestellen.bayern.de.
  • Ein Download steht demnächst auf der Homepage des Staatsinstituts für Schulqualität und Bildungsforschung (ISB) bereit: www.isb.bayern.de.
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