Geballte Frauenpower

Generalkonsulin der Republik Südafrika zu Gast bei der Landtagspräsidentin

23. September 2020

MÜNCHEN.       Die Generalkonsulin der Republik Südafrika, Roleta Lebelo, ist von Landtagspräsidentin Ilse Aigner zum Antrittsbesuch empfangen worden. Bei einem Arbeitsessen tauschten sie sich über die Corona-Situation in den Ländern, Migrationsfragen und die künftige Zusammenarbeit aus. Ein Herzensanliegen der beiden: mehr Frauen zu politischem Engagement zu bewegen.

Seit Februar ist Roleta Lebelo bereits Generalkonsulin, doch aufgrund der Corona-Pandemie war der Antrittsbesuch bei Landtagspräsidentin Ilse Aigner erst jetzt möglich. Auch der eigentlich für November geplante Besuch des Präsidiums in Südafrika kann aufgrund der Reisebeschränkungen und des Infektionsrisikos nicht stattfinden. „Das ist wirklich sehr schade“, bedauerte Aigner. Nun soll ein neuer Termin im kommenden Jahr gefunden werden. Umso intensiver war der Austausch über die Corona-Situation in Bayern und Südafrika.

Während München aktuell mit stark steigenden Fallzahlen kämpft, treten in Südafrika zum 1. Oktober weitreichende Lockerungen in Kraft, wie die Öffnung der Grenzen. „Die Zahlen sinken zum Glück zurzeit, letzte Woche konnten erneut Maßnahmen zurückgenommen werden und die Wirtschaft wurde nun wieder komplett geöffnet“, berichtete Lebelo auf die Fragen von Landtagspräsidentin Aigner nach der aktuellen Lage. Südafrika war massiv von der Pandemie betroffen: Allein mit den offiziell nachgewiesenen Fällen liegt es an achter Stelle weltweit, eine hohe Zahl unentdeckter Fälle wird angenommen, auch wenn die Zahl der Toten mit 15.500 geringer war als erwartet. Das Land hatte die Maßnahmen in der Corona-Pandemie mit einem fünfstufigen System geregelt, mehr als zwei Monate habe es bei Level fünf einen kompletten Stillstand des Sozial- und Wirtschaftslebens gegeben.

Besonders einschneidend sei für die Bevölkerung in Südafrika vor allem eine Maßnahme gewesen, so Lebelo: ein komplettes Alkohol- und Rauchverbot, das bei Stufe vier und fünf mehrere Monate galt. “Das hat dem Präsidenten auch viel negative Stimmung eingebracht“, sagte die Generalkonsulin. Eine 100-prozentige Kontrolle sei zwar nicht möglich und Verkauf auf dem Schwarzmarkt nicht komplett zu verhindern gewesen, aber die Krankenhäuser seien nachweislich entlastet worden durch diesen massiven Schritt.

Neben der Corona-Situation bestimmte ein wichtiges Thema das Gespräch: die Fragen von Flucht und Migration. Denn Südafrika steht durch illegale Einwanderung insbesondere aus Simbabwe, Nigeria oder Mosambik vor großen Herausforderungen. „Die Debatte um den richtigen Umgang mit den Einwanderern hat das Land gespalten“, so Lebelo. In den Townships rund um die großen Städte sei die Lage teils sehr angespannt, auch Kämpfe zwischen den Zugezogenen und der lokalen Bevölkerung habe es bereits gegeben.

Bei einem Thema waren sich die beiden Frauen einig: Sie möchten mehr Frauen dazu bringen, sich in der Politik zu engagieren. Landtagspräsidentin Aigner berichtete der südafrikanischen Generalkonsulin an dieser Stelle vom Kongress „Frauen in die Parlamente“ im vergangenen Jahr: „Der ganze Plenarsaal war voller Frauen – und das ist hier sonst leider noch nicht der Fall“, so Aigner. Lebelo wertete das als Zeichen, dass viele Frauen geradezu danach dürsteten, sich zu vernetzen und aktiv zu werden. In Südafrika sei inzwischen auch eine Frauenquote in den politischen Parteien gesetzlich vorgeschrieben. Aigner zeigte dahingehend auf, dass eine vorgeschriebene Frauenquote in den Parteien in Deutschland angesichts der Vielzahl der Direktmandate und rechtlicher Einschränkungen nicht allein den gewünschten Effekt bringen würde. Sie plant nun eine Neuauflage des Kongresses im nächsten Jahr – und versprach weitere Möglichkeiten zur Zusammenarbeit mit Generalkonsulin Lebelo zu prüfen. Als positives Beispiel konnten sie ihr Treffen bereits werten: Am Tisch saßen ausschließlich Frauen.

/ CK

 

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