Laudatio von Frau Landtagspräsidentin auf Maia Sandu, Staatspräsidentin der Republik Moldau, bei der Verleihung des Franz Josef Strauß-Preises der Hanns-Seidel-Stiftung am 21. Juni 2025 im Kaisersaal der Residenz in München

 

Es gilt das gesprochene Wort.

 

Anrede

 

„Die ganze Welt sieht, wie stark wir sind, 
wenn wir zusammenhalten.“ 
– Das haben Sie geschrieben, sehr geehrte Frau Präsidentin Sandu, nach dem Sieg des Pro-Europäers Nicusor Dan bei der Präsidentenwahl in Rumänien im Mai. 

 

Ein halbes Jahr zuvor hatte sich ein Wahlkrimi abgespielt, 
wie wir ihn in der jüngeren Geschichte unseres Kontinents noch nicht erlebt haben.

Am 3. November 2024 mussten Sie 
– die strahlende Verfechterin europäischer Werte – 
Ihr Amt in der Stichwahl behaupten, 
gegen den europakritischen und pro-russischen Kandidaten der Sozialistischen Partei. 

Die Wahl war überschattet, 

  • von einer neuen Dimension massiver Einflussnahme,
  • von Störungs- und Betrugsversuchen,
  • von einer – vor allem aus dem Ausland gesteuerten – Flut von Lügen und Propaganda;
  • es war, wie Sie es nannten: 
    ein „beispielloser Angriff auf die Freiheit und 
    die Demokratie in unserem Land“.

 

Sie hatten sich im Wahlkampf klar bekannt 

  • zu einer besseren Zukunft für ihr Land – 
    nicht als „Grauzone“, 
    sondern als leuchtender Teil der freien Welt!
  • Zum EU-Beitritt und noch stärkerer Zusammenarbeit,
  • gegen den russischen Einfluss
  • und zur weiteren tatkräftigen Unterstützung der Ukraine, obwohl die Republik Moldau eines der ärmsten Länder des Kontinents ist.

Und wie beim EU-Referendum zwei Wochen zuvor entschied sich eine Mehrheit des Landes für Ihren Kurs. 

Und das ist Ihr Verdienst, Frau Präsidentin, als 
unbeirrbare Kämpferin für die Demokratie, für die Freiheit.

Sie haben die Herzen der Menschen erreicht.

Und wir wollen heute der Welt zeigen, 
wie stark Sie sind – weil Sie uns zusammenhalten.

Sie sind die starke Frau Europas! 

 

Sie fechten einen Kampf aus, der weit über Ihr Land und unseren Kontinent hinausreicht.

Die Nachkriegsordnung, unsere Sicherheitsarchitektur sowie unsere zivilisatorischen, moralischen Errungenschaften stehen auf dem Spiel.

Die demokratischen Gesellschaften werden bedrängt und angegriffen, wie wir das seit 1945 nicht erlebt haben.

Ich war letzte Woche in Kiew und in Butcha. 

Ich wollte mir vor Ort ein Bild davon machen, 
worüber wir reden, wenn wir über die Ukraine reden. 

Ein Land, ein Volk, eine Demokratie 
im Krieg, im Kampf ums Überleben. 

 

Und ich kann Ihnen sagen: 
Ein Stück meines Herzens, meiner Seele ist dortgeblieben und wird für immer geprägt sein 

  • von dem, was ich gesehen habe,
  • von den Menschen, mit denen ich gesprochen habe,
  • von der Ungeheuerlichkeit, die sich offenbart,
  • dem Schmerz, dass nichts mehr wird, wie es war,
  • dass alles von jetzt auf gleich zerstört sein kann.

Das ist Krieg!

 

Mit seiner brutalen, wahnhaften Invasion will Putin die Ukraine vernichten, ihre Kultur, ihre Identität. 

Aber jeder, auch hier bei uns, muss begreifen – Sie,

werte Frau Sandu, warnen eindringlich seit dem ersten Tag: 

Dieser Krieg richtet sich auch gegen uns.

Gegen die westlichen Werte von Freiheit, Selbstbestimmung und Demokratie!

 

Und neben der autokratischen Gefahr von außen nehmen auch im Innern die Angriffe zu.

Den Weg bahnt eine neue Un-Kultur 
von Empörung, Wut und Hass – 
verbreitet durch sogenannte soziale Netzwerke.

 

Mit radikaler Rhetorik in schrillem Ton 
wird Verachtung in die Gesellschaft getragen, Verunsicherung, Misstrauen. 

Die Gesellschaft wird auseinandergetrieben.

Das Vertrauen in die demokratischen Prozesse, 
die Verfassungsinstitutionen, wird erschüttert. 

 

Ich denke, es ist nicht zu übersehen:

Die Radikalen wollen ein anderes Land 

  • entlang klarer Feindbilder,
  • entgegen der Fakten – allein stimmungsgetrieben,
  • auf dem Rücken von Minderheiten,
  • die Mehrheit wird hinter sich behauptet
  • ebenso wie die Verteidigung von Freiheit.
  • Doch in Wahrheit profitiert eine kleine Clique mit einer Agenda der Unfreiheit und Menschenverachtung. 

Für mich steht fest: 
Spaltung ist das Gegenteil von dem, 
dem die Politik per se verpflichtet ist. 

Und das ist, meine Damen und Herren: 
das Gemeinwohl! 

 

Als stolze Parlamentarierin fühle ich mich 
dem Wohl des ganzen Volkes verpflichtet. 

Und als stolze Europäer sind wir ganz Europa verpflichtet – der Freiheit, der Demokratie, dem Frieden 
und der Menschlichkeit auf unserem Kontinent!

 

Und das, verehrte Frau Präsidentin Sandu, leben Sie vor. 

  • Sie sind die erste Frau an der Spitze Ihres Staates.
  • Sie verkörpern eine neue politische Kultur in Osteuropa – geprägt von Verantwortlichkeit und einem klaren Bekenntnis zu Demokratie und Rechtsstaatlichkeit.
  • Sie haben sich bewusst für den harten Weg entschieden.
  • Nach dem Studium der Betriebswirtschaftslehre und Internationaler Beziehungen an der Universität Chişinău machten Sie 2010 Ihren Master in Harvard.
  • Danach arbeiteten Sie bei der Weltbank in Washington 

Der Weg zu internationaler Karriere, Erfolg, 
vielleicht sogar größerem Wohlstand, stand Ihnen offen. 

Aber Sie stellten sich in den Dienst Ihres Landes.

In den Dienst für Demokratie und Freiheit.

 

  • Zunächst waren Sie 2012 Bildungsministerin.
  • 2015 gründeten Sie die „Partei der Aktion und Solidarität“.
  • Russlandfreundliche Kräfte verhinderten 2016 noch, 
    dass Sie Präsidentin werden konnten.
  • Aber drei Jahre später setzten Sie sich durch und wurden Ministerpräsidentin.
  • Und dann 2020 mit großem Vorsprung: Präsidentin!

 

Sie haben Ihr Land 2022 zum EU-Kandidatenstatus geführt. 
Die Republik Moldau ist ein kleiner Staat, 
konfrontiert mit größten Herausforderungen: 

  • Nöte in Wirtschaft, Sicherheit und Verteidigung,
  • Der russische Angriffskrieg gegen die Ukraine brachte besonders für Moldau Energieengpässe mit sich,
  • massive hybride Bedrängung und Einflussnahme.
  • Die Gesellschaft der Moldau ist multiethnisch.
  • Der Druck der russischen Nachbarschaft wirkt nicht nur auf die Grenze, sondern entfacht mit der Lage in Transnistrien Fliehkräfte im ganzen Land.
  • So sind Sie als Staatschefin mit Zwängen und Entscheidungen konfrontiert, die wir uns 
    in West- und Mitteleuropa gar nicht vorstellen können. 

Aber Sie halten all dem Druck und den Krisen Stand.

Und ich wünsche mir, dass wir uns von Ihnen inspirieren lassen!

 

Sie bewahren und verbreiten Zuversicht. 

In Ihrem Land – und weit darüber hinaus. 

Sie widersetzen sich nicht nur Russland, 
sondern Sie setzen in dieser Lage auch noch tapfer und entschieden Ihre Reformprojekte fort:

  • in Wirtschaft und Justiz,
  • gegen Armut und Korruption
  • mit neuen Standards für Transparenz und Rechenschaftspflicht in Politik und Verwaltung.
  • Mit einer international vernetzten Energieversorgung.

Trotz der äußeren Bedrohung und internen Erschütterung stärken Sie das Ansehen Moldaus in der Welt.

Meine Hochachtung könnte größer nicht sein! 

Sehr verehrte Frau Präsidentin, 

mit Ihrer Wiederwahl haben Sie Moskau und den erstarkten europa- und demokratiefeindlichen Kräften getrotzt.

Die Menschen in der Republik Moldau haben mehrheitlich den radikalen Verführungen widerstanden.

Damit haben sie sich als wahre Europäer erwiesen – 
als Ermutigung, als Vorbilder! 

 

  • Gerade jene sollten sich daran ein Beispiel nehmen, 
    die noch immer nicht verstanden haben, 
    mit welcher Gefahr wir konfrontiert sind.   
  • Jene, die Putin die Hand reichen wollen, 
    ihn durchkommen lassen wollen 
    mit dem gewaltsamen Verschieben von Grenzen. 

 

Wer das propagiert, verrät unsere Werte.

Versteht nicht, welchen Preis wir zahlen müssen. 

Dabei sehen wir in der Ukraine: 
Was passiert, wenn Putin glaubt, 
sich holen zu können, was er will!

 

Wer das schon früh wusste, war Franz Josef Strauß. 

Er warnte: Moskau strebe die Ausweitung seiner Machtposition nach dem Zweiten Weltkrieg an. 

Diesem russischen „Bären“ seien Europas Nationalstaaten – einzeln – hoffnungslos unterlegen. 

So entwickelte er sein Europakonzept, 
sein „Grand Design“, 
mit einer eigenen europäischen nuklearen Abschreckung.

Für Strauß stand schon in den 1960ern fest: 

Europa müsse in der Lage sein, sich selbst zu schützen – 
um gleichberechtigter Partner der USA sein zu können. 

Strauß war nicht nur brillanter Analytiker, er war Visionär.

Hätte man nur auf ihn gehört! 

 

Was uns Franz Josef Strauß noch ins Stammbuch geschrieben hat, ist das Credo: 
„Bayern ist unsere Heimat, Deutschland unser Vaterland, Europa unsere Zukunft“.

Ich kenne wenige, die diese Haltung – losgelöst von Bayern – so leben wie Sie, sehr geehrte Frau Präsidentin Sandu: 

  • Sie widmen Ihre Kraft, Herz und Verstand Ihrer Heimat.
  • Sie kämpfen mit Mut, Überzeugung und innerer Stärke für Ihr Vaterland.
  • Und Sie wissen, dass die Zukunft unserer Länder in Sicherheit und Wohlstand nur geeint gelingen kann, unter dem Dach Europas – in Demokratie und Freiheit! 

 

Sehr geehrte Frau Präsidentin, liebe Maia Sandu, 

Ihr Satz gilt weiterhin: 
 „Die ganze Welt sieht, wie stark wir sind, 
wenn wir zusammenhalten.“

 

Von dieser starken Frau Europas, können wir lernen, 
wie man Bedrängnis, Rückschlägen und 
Machtpoker zum Trotz immer wieder aufsteht 
und dem Guten zum Durchbruch verhilft.

 

Ich verneige mich vor Ihnen, 
sehr geehrte Frau Präsidentin Sandu! 

 

Und ich gratuliere Ihnen von Herzen zu der Auszeichnung mit dem Franz Josef Strauß-Preis! 

 

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