Weihnachtsansprache der bayerischen Landtagspräsidentin 2024
„Ich möchte uns Mut machen! Ich bin überzeugt von der Kraft der Freiheit.“
Liebe Zuschauerinnen und Zuschauer,
ich hoffe, Sie haben Ihre Lieben um sich versammelt und genießen mit ihnen ein friedliches Fest.
So habe ich es auch gemacht und wiedermal gemerkt, wie gut das tut!
Und es tut gerade jetzt gut.
Erst recht nach dieser Wahnsinns-Tat auf dem Weihnachtsmarkt in Magdeburg.
Menschen sind vier Tage vor Weihnachten
zusammengekommen friedlich und fröhlich –
mit ihren Freunden, mit ihrer Familie,
wie wir das alle im Advent schon gemacht haben.
Auch der neunjährige Bub aus Floß in der Oberpfalz.
Und dann, von einer Sekunde auf die andere
wurden sie grausam aus dem Leben gerissen –
oder schwer verletzt.
Unsere Gedanken sind bei den Verletzten, denen wir baldige Genesung wünschen.
Und unsere Gedanken sind bei den Familien und Freunden,
die durch diesen Terror ihre Liebsten verloren haben.
Wir sind alle zutiefst erschüttert!
Das Motiv des Täters ist diffus.
Aber sein Ziel, sein Ziel war klar: so viele Menschen wie möglich töten und verletzen.
Zerstörung von Leben, Freude, Frieden und Freiheit –darauf zielen Extremisten und Terroristen
Sie wollen Angst machen.
Sie wollen hinein in unsere Köpfe.
Sie greifen unsere Sicherheit an, mit der wir uns durch unser freies Land bewegen.
Das dürfen wir nicht zulassen!
Und wir müssen uns dagegen wappnen.
Denn eines steht fest:
Freiheit kann es nur mit innerer und äußerer Sicherheit geben.
Was es dafür braucht sind:
wachsame Behörden,
unsere Polizistinnen und Polizisten
genauso wie unsere Soldatinnen und Soldaten.
Angesichts von Kriegen, Konflikten und Terror müssen wir noch mehr für die Verteidigung unserer Freiheit tun.
Und all jenen, die für diese Wehrhaftigkeit tagtäglich im Einsatz sind, muss unser Respekt gelten.
Es muss uns allen klar sein:
Wir können unsere Freiheit verlieren,
wenn wir nicht stark genug sind!
Meine Damen und Herren,
wir erleben unruhige Zeiten.
Ich begegne vielen Menschen, die sich um ihre Zukunft Sorgen machen.
Und ich kann es verstehen.
Leider kann ich nicht jede Sorge nehmen – so gerne ich das auch wollte.
Aber – ich möchte uns Mut machen!
Wir sind ein starkes Land – mit unglaublich viel Potenzial, das gehoben werden kann.
Ich habe mir meine positive Haltung bewahrt – nicht naiv, sondern realistisch.
Ich bin überzeugt von der Kraft der Freiheit.
Freiheit – das ist jenseits der akuten Erschütterung
das Vertrauen in die eigene Gestaltungskraft.
Ich bin überzeugt:
Wir können als Land mehr erreichen,
wenn wir den Wirtschaftsstandort entlasten, neue Freiheiten und Sicherheiten geben, auch für Jobs und Wohlstand. Deutschland ging es immer am besten, wenn unsere Wirtschaft dauerhaft florierte. Dafür braucht es eine echte, eine machbare Zukunftsvision!
Wir können mehr erreichen,
wenn wir Leistungsgerechtigkeit wieder zum Maßstab machen.
Wer in unserem Land fleißig ist, dem muss es auch besser gehen!
Und wir können mehr erreichen,
wenn wir in der Debatte frei sagen, was uns bewegt – ohne den erhobenen Zeigefinger fürchten zu müssen.
Wenn wir unsere Interessen zur Sprache bringen, unsere Kritik, unsere Eindrücke, und wenn wir uns gegenseitig um Verständnis bemühen. Damit auch wieder Kompromisse möglich werden!
Liebe Zuschauerinnen und Zuschauer,
der Zusammenhalt in Bayern lebt vom persönlichen Einsatz.
Ich habe vor kurzem den Bayerischen Verfassungsorden verliehen: an Persönlichkeiten, die Herausragendes geleistet haben.
Wer mich zutiefst beeindruckt hat, war Vroni Döring.
Sie ist 88 Jahre alt – diese kleine Dame,
was sie alles in ihrem Leben Großes geleistet hat:
Sie hilft Senioren.
Sie hilft Flüchtlingen.
Sie hilft Bedürftigen bei den Tafeln.
Und sie macht lebensrettende Blutspenden möglich.
Sie engagiert sich beim Bayerischen Roten Kreuz in Landsberg.
Ehrenamtlich – und das seit über 60 Jahren.
Vroni Döring ist ein leuchtendes Beispiel für den wertvollen Dienst an unserer Gemeinschaft. Aus eigener Initiative.
Und das, das macht Mut.
Jede und jeder kann einen dazu Beitrag leisten.
Denn, was ist das beste Rezept gegen die gefühlte Ohnmacht?
Dass man einfach mitmacht!
Meine Damen und Herren,
wir müssen neu um unsere Freiheiten ringen.
Dafür braucht es keinen Spott und keinen Populismus.
Schlimmer noch: Vieles, was mit Hass und Gewalt geschürt wird, richtet sich gegen die Würde des einzelnen Menschen. Und es richtet sich gegen unseren Zusammenhalt und unsere freiheitliche Art zu leben.
Dagegen richtet sich auch der Terror und Anschläge wie in Magdeburg.
Dieser Spott, dieser Populismus, dieser Hass darf bei uns – ob nun in politischen Reden, in Alltagssituationen und ganz besonders in den sogenannten Sozialen Medien – keinen Platz haben!
Es liegt an uns.
Wir sind eine freie und offene Gesellschaft.
Wir können mehr.
Wir sind stärker als Autokratien, Diktaturen oder Terroristen.
Weil bei uns der einzelne Mensch zählt – und seine Freiheit.
Und deshalb bin ich – trotz allem – sehr zuversichtlich:
Es ist Zeit für einen neuen Aufbruch!
Ich wünsche Ihnen ein gutes, gesegnetes neues Jahr!
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Das Video der Ansprache ist in der ►BR-Mediathek zu finden.
/ Pressestelle