Landtag diskutiert über Wertebildung

Aktuelle Stunde auf Vorschlag der FREIEN WÄHLER

9. Dezember 2025

MÜNCHEN.    Kurz vor der Weihnachtspause beschäftigten sich die Abgeordneten des Landtags mit der Frage, wie Werte an die jüngere Generation weitergegeben werden können. Fraktionsübergreifend einig waren sich die Parlamentarier, dass Werte vorgelebt werden müssen. Deutlich wurde zudem, dass Wertvorstellungen viele Namen tragen. 

Unter dem Titel: „Für ein starkes Bayern: Werte machen Schule — für Staat und Gesellschaft" beschäftigte sich der Landtag mit dem Vorschlag der FREIE WÄHLER-Fraktion. Nicht weihnachtliche Stimmung, sei der Hintergrund dieser aktuellen Stunde im Landtag, sagte der Fraktionsvorsitzende der FREIEN WÄHLER Florian Streibl, sondern der Wille, ein Thema zu besprechen, das für die Zukunft des Landes maßgeblich sei. 

Streibl stellte einen Werteverfall fest, den Verlust des Respekts füreinander und die Lust am Empören, vor allem anonym in den sozialen Netzwerken. Nach seiner Ansicht fehlt der Gesellschaft der gemeinsame Wertekompass, als Fundament des Zusammenlebens. Er verwies auf die universellen Werte des Grundgesetzes. Wer diese in Frage stelle, betreibe keine Wertedebatte, sondern Wertedemontage. „Unsere Werte, Freiheit, Toleranz, Rechtsstaatlichkeit, Solidarität, aber auch Ehrlichkeit, Verlässlichkeit, Barmherzigkeit und Gerechtigkeit sind kein Ballast, sie sind unser größter Reichtum, sie sind unsere Stärke“, sagte der Fraktionsvorsitzende. Er hob dabei die Freiheit als „Mega-Wert“ besonders hervor. Freiheit sei Kern und Sinn aller Politik und nicht verhandelbar. Ohne Freiheit sei kein Freistaat möglich.

Vorgelebt werden Werte laut Streibl vor allem von den bayerischen Lehrkräften. In Schulen sieht er Orientierungspunkte für junge Menschen, die in Staat und Gesellschaft ausstrahlen. Institutionen, die Schülerinnen und Schülern helfen, zu entscheiden, wie sie die Welt gestalten wollen. 

Werte als Kitt der Gesellschaft

Von tiefgreifenden Veränderungen der Gesellschaft sprach auch Oskar Atzinger von der AfD. Werte seien der Kitt, der eine Gesellschaft zusammenhalte. Sie müssten für alle gelten, sonst breche die Gemeinschaft auseinander. „In Bayern, dem Land der Traditionen, der Heimatliebe und der christlichen Prägung müssen dabei weiterhin Werte wie Disziplin, Respekt, Verantwortung und Patriotismus im Vordergrund stehen“, so Atzinger. Zentral sei die Rolle der Schulen, denn hier lernten die Kinder, was richtig und was falsch sei. Es müsse klar sein, dass beispielsweise das Geschlecht nicht gewechselt werden könne wie ein Mantel. Der AfD-Abgeordnete nannte die Schule einen Spiegel der Gesellschaft und warnte vor falschen Werten. 

Appell: Werte vorleben

Von Werten, die Schülerinnen und Schülern die nötige Orientierung geben, sprach auch Kristan Freiherr von Waldenfels von der CSU. Explizit ging es von Waldenfels um Ehrlichkeit, Tapferkeit, Freiheit, Güte, Gerechtigkeit, Fleiß, Gelehrsamkeit und Durchhaltevermögen. Es reiche aber nicht aus, diese Werte nur zu verteidigen, so der CSU-Politiker. Es gehe auch darum, sie zu leben. CSU-Fraktionskollege Sebastian Friesinger lenkte den Blick von der Schule auf das Ehrenamt. Ganz gleich ob in Sport- oder Heimatpflegevereinen, durch das Ehrenamt sei es möglich, Werte vorzuleben statt vorzuschreiben. 

Mitmachen, nicht belehren

Für Gabriele Triebel von BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN ist mehr gute Bildung nötig, um Demokratinnen und Demokraten zu stärken, die lernen, Verantwortung zu übernehmen. Die stellvertretende Vorsitzende des Ausschusses für Bildung und Kultus verwies auf eine Studie der Bertelsmann-Stiftung, wonach Schülerinnen und Schüler gern mitbestimmen wollen, sich aber kaum gehört fühlen. „Mehr Bock auf Demokratie entsteht durch mitmachen und nicht durch belehren“, sagte Triebel. Die Verfassungsviertelstunde, also der wöchentliche 15-minütige Unterricht an den Schulen, um den Kindern zentrale Verfassungswerte aus Grundgesetz und Bayerischer Verfassung zu vermitteln, nannte sie gut gemeint, aber schlecht verwirklicht. Mehr politische Bildung müsse auch den Lehrerinnen und Lehrern angeboten werden. Sie dürften nicht neutral sein, wenn das Grundgesetz angegriffen werde.

Mehr Mittel für Wertebildung

Die Verfassungsviertelstunde beschäftigte auch die Sozialdemokratin Nicole Bäumler. Politische Bildung benötige mehr als eine Viertelstunde, so Bäumlers Credo. Wichtig sei zudem fake news erkennen zu können. Der Regierung warf die SPD-Abgeordnete vor, Mangelverwaltung zu betreiben und forderte mehr finanzielle Mittel für die Schulen. „Wer Werte fordert, aber bei den Ressourcen spart, der betreibt Schaufensterpolitik.“ 

Stolz: Bayern ist Land der Wunder-Macher

Die Wertevermittlung an den bayerischen Schulen funktioniere hervorragend, erklärte dagegen Kultusministerin Anna Stolz. Sie wies zum Ende der Aktuellen Stunde zum einen auf die Institutionen hin, die das unterstützten, wie die Landeszentrale für politische Bildungsarbeit, das Wertebündnis Bayern oder die Akademie für Politische Bildung. Zum anderen dankte sie Lehrkräften und Ehrenamtlichen, die in herausfordernden Zeiten aktiv für Werte einträten und junge Menschen stark machten. 
Stolz verwies auf die Initiative ihres Ministeriums „Werte machen Schule“: Demnach werden jährlich Schülerinnen und Schüler zu Wertebotschaftern ausgebildet, die dann an ihren Schulen Projekte durchführen, um Werte für ihre Mitschülerinnen und Mitschüler erfahrbar zu machen.

Entscheidend, so die Kultusministerin, seien aber nicht die Konzepte, sondern die Menschen, die diese Werte im Alltag lebten. Anhand von Begegnungen mit vier Menschen gab Stolz einen persönlichen Einblick, wie Nächstenliebe, Stärke, wehrhafte Demokratie und Dankbarkeit gelebt werden können. 

Schlussendlich entfaltete sich dann im Landtag doch noch Weihnachtsstimmung als die Ministerin sagte: „Bayern ist das Land der Wunder-Macher.“

/ Miriam Zerbel

 

 

 

 

 

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