Landtag berät über einen klimasicheren Waldumbau

Aktuelle Stunde zum Thema "Alleskönner Wald: Lebens- und Erholungsraum, Klimaschützer, Wirtschaftsfaktor und noch viel mehr"

16. März 2021

MÜNCHEN.    Auf Antrag der CSU-Landtagsfraktion diskutierten die Abgeordneten über den Wald als Klimaschützer, Wirtschaftsfaktor sowie Lebens- und Erholungsraum. Einig waren sich die Fraktionen, dass der Wald klimafest umgebaut werden muss. Strittig waren die Wege, wie dieses Ziel erreicht werden soll.

Den Ansatz „schützen und nutzen“ betonte der agrarpolitische Sprecher der CSU-Fraktion, Martin Schöffel. Der bewirtschaftete Wald sei der beste Klimawald, denn Holz binde Kohlendioxid langfristig. „Der Freistaat Bayern setzt sich massiv dafür ein, dass unser Wald erhalten und geschützt wird.“ Deshalb plädierte der CSU-Abgeordnete Thorsten Schwab für eine Fortsetzung der Waldumbauoffensive 2030, die dafür 80 Millionen Euro zur Verfügung stellt. Für Alexander Flierl (CSU) ist das Thema der aktuellen Stunde, die Waldpolitik, ein Zukunftsthema. Dabei müsse man alle Facetten im Blick haben, sowohl die Positionen von Waldbesitzern als auch von Jägern. Beim Umbau des Waldes sei schon viel erreicht worden, so Flierl.

Eine Einschätzung, die die der Fraktion von BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN nicht teilen konnte. Fraktionschef Ludwig Hartmann mahnte, es sei nun entschiedenes Handeln nötig. „Dem Wald geht es so schlecht wie noch nie. Nur jeder fünfte Baum hat keine Schäden“, beklagte Hartmann. Er forderte, keinen weiteren Waldverkauf durch die Bayerischen Staatsforsten an Gewerbegebiete zuzulassen und einen dritten Nationalpark im Freistaat als wichtigen Baustein für die Waldoffensive zu errichten.  Zudem gebe es massiven Nachholbedarf beim Holzbau. Baden-Württemberg sei im 1. Halbjahr 2019 mit 37 Prozent Holzbauanteil im Vergleich zu 24 Prozent in Bayern weit voraus. Sein Fraktionskollege Christian Hierneis warf der Regierungskoalition vor, ihr gehe die Wirtschaft vor den Waldschutz.

Genutzter Wald als bester Klimaschutz

Die FREIEN WÄHLER dagegen plädierten für Waldbewirtschaftung, aber in Maßen. Viele zusätzliche Nationalparks lösten die Probleme nicht, sagte Dr. Leopold Herz. „Der genutzte Wald ist der beste Klimaschützer den es gibt.“ Der Wald sei zwar in einem schlechten Zustand, erklärte Herz. Grund dafür seien in erster Linie Stürme.

Angesichts von Käferbefall, Stürmen und Schäden in den Dürresommern seien die Waldbesitzer von der Staatsregierung „im Regen stehen“ gelassen worden, kritisierte Andreas Winhardt von der AfD. Die Holzbauförderung stecke zudem noch in der Planungsphase. Winhardt sprach einerseits von einer „schwarz-orangen Hinhaltetaktik“ andererseits von „grünen Biotopexperimenten“ und verwies auf den AfD-Gesetzentwurf zur Änderung des Bayerischen Waldgesetzes.
Der Analyse des fraktionslosen Abgeordneten Raimund Swoboda zufolge fehlen den Wäldern nicht nur Wasser, sondern auch konstruktive Lösungsvorschläge.

„Grüne Lunge Bayerns in Gefahr“

Auf die Funktion des Waldes als wichtiger Treibhausgassenker verwies der Liberale Christoph Skutella (FDP). Die Speicherleistung von CO2 muss Skutella zufolge besser honoriert werden.
Dass die Klimakrise eine zentrale Herausforderung für den Freistaat ist, betonten auch die Sozialdemokraten. Ebenso wie die Grünen-Fraktion sehen sie dringenden Handlungsbedarf. Für Ruth Müller (SPD) zwingt der Klimawandel zu einem Umbau des Waldes. Aktuell sei aber der Wald häufig nicht standortgerecht, es brauche klimatolerante Mischwälder. Für einen Neustart in der Forstpolitik mahnte Müller Taten statt Worte an.

Um ihre Forstpolitik zu erläutern, brauchte die Staatsministerin für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten, Michaela Kaniber (CSU), dennoch zunächst deutliche Worte. „Die grüne Lunge Bayerns ist in Gefahr“, gab die Forstministerin zu. Die Klimakrise schlage schnell zu, die Wälder litten unter Trockenheit und Schneebruch. Kaniber verwies auf die Waldumbauoffensive der Staatsregierung, wonach in den kommenden fünf Jahren 30 Millionen neue Bäume in den Staatswäldern gepflanzt werden sollen.
Für die Waldförderung in Bayern stehen in diesem Jahr 80 Mio. € an Landes- und Bundesmitteln zur Verfügung. Fördergelder allein reichen der Staatsministerin zufolge aber nicht aus, um zu reagieren. Nötig seien vielmehr klimaresistente Sorten und eine ausgeklügelte Bewässerung. Insgesamt könne der Waldumbau nur als Gemeinschaftswerk gelingen, mahnte die Ministerin.

Miriam Zerbel

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