Agrarausschuss: Informationsbesuch bei der Landesanstalt für Landwirtschaft

Freising, 06. Februar 2019
– Von David Lohmann –

Die Bayerische Landesanstalt für Landwirtschaft (LfL) versteht sich als Think Tank für die Landwirtschaft – unabhängig ob ökologisch oder konventionell. Neben Bildung, Forschung und dem sogenannten Hoheitsvollzug wie der Saatgutanerkennung ist die LfL auch Berater für Landwirte und die Politik. Klimawandel, Tierhaltung, Pflanzenschutz: Was die Zukunft bringt, wollte der Landwirtschaftsausschuss mit einem Vor-Ort-Termin herausfinden.

Mit einem Knopfdruck startete LfL-Präsident Jakob Opperer die Fließbandanlage. Plötzlich fuhren mehrere Dutzend Kisten mit Gerstenpflanzen durch das Gewächshaus auf dem LfL-Gelände in Freising. „Moving Fields“ nennt sich die Hightech-Anlage, mit der die Pflanzenbestände durch eine Kammer gefahren und fotografiert werden. Ziel des Ganzen: ertragreiche und stressresistente Pflanzen züchten. Weitere Forschungsthemen am LfL: Ackerbaustrategien, Agrarökosysteme, Biodiversität, Nutztierstrategien, Klimaveränderung, Glyphosatausstieg, Digitalisierung und die emissionsarme Ausbringung von flüssigen Wirtschaftsdüngern. Ergebnisse der Arbeit: Über 8000 Zeitungsberichte, rund 2000 Vorträge und mehr als 300 Berichte ans Landwirtschaftsministerium.


Think Tank seit 1902

Zu ersten staatlichen Agrarforschungseinrichtungen in Deutschland kam es durch die Landwirtschaftskrise um 1890. Das LfL ist aus der 1902 gegründeten Königlich Bayrischen Landessaatzuchtanstalt hervorgegangen. Bis dahin war der Norden Deutschlands dem Süden bei Züchtung und Erträgen weit voraus. Doch Bayern konnte aufholen und die Produktion effizienter machen. „Wie wichtig der Pflanzenbau für die Menschen ist, wird häufig vergessen“, betonte Dr. Peter Doleschel, Leiter des Instituts für Pflanzenbau und Pflanzenzüchtung. Auch heute gebe es noch viele Herausforderungen, beispielsweise Weizen, der auch ohne Stickstoffdüngung eine gute Backqualität hat.

Ein weiterer wichtiger Bereich am LfL ist das Institut für Ökolandbau, Bodenkultur und Ressourcenschutz. Wie wichtig lebendiger Boden für die Anpassung an den Klimawandel ist, demonstrierte Institutsleiterin Dr. Annette Freibauer anhand zwei mit gesiebtem Boden gefüllten Säulen – die eine mit, die andere ohne Regenwürmer. „Die großen Poren im Boden mit Regenwürmern sorgen für ausreichend Belüftung und ein gutes Pflanzenwachstum.“ Dadurch könne der Boden Wasser nach einem Starkregen besser speichern und in trockenen Phasen abgeben. Durch spezielle Blühmischungen versucht die LfL, einen lebendigen Boden zu schaffen – mit Erfolg. Laut Freibauer gibt es 25 Prozent mehr Regenwürmer im Boden als vor 20 Jahren.

Beispiele für die Verbesserung des Tierwohls

Dr. Georg Wendel ist Institutsleiter für Landtechnik und Tierhaltung. 95 Prozent der Ammoniakemissionen werden durch die Landwirtschaft freigesetzt, erläuterte er. Wendel versucht, das zu ändern – beispielsweise durch Abluftreinigungsanlagen in Ställen. „Auch die Gülleansäuerung ist eine interessante Maßnahme“, berichtete Wendel. Ob die Methode die Emissionen tatsächlich um 64 Prozent senkt, wird derzeit getestet. Ein Beispiel für die Verbesserung des Tierwohls sind die mit Bürsten ausgestatteten Pflegeroboter für die Liegeboxen. Um die Konkurrenz zwischen Nahrungsmittel- und Energieproduktion zu verringern, forscht das LfL an Körnermaisstroh als Biogassubstrat.

Dr. Helmut Tischner, Leiter des Instituts für Pflanzenschutz, ist vor allem für den Hoheitsvollzug zuständig. „Denken Sie nur an die Zulassung für Pflanzenschutzmittel“, sagte er in Richtung Abgeordnete. Die richtige Diagnose sei Voraussetzungen für den gezielten Pflanzenschutz. Immer wieder wurde Bayern in der Vergangenheit von Schädlingen heimgesucht, beispielsweise dem asiatischen Laubholzbockkäfer. Durch Kontrollen am Flughafen, aber auch am Bestimmungsort, soll verhindert werden, dass sie den Freistaat erreichen. In Zukunft will sich das Institut einerseits um die Erforschung umweltfreundlicher Pflanzenschutzmittel, andererseits um deren „sachgerechte“ Anwendung kümmern.

Die Abgeordneten lobten den hohen Praxisbezug des LfL. „Wenn die heimische Landwirtschaft konkurrenzfähig bleiben will, brauchen wir Innovationen und Grundlagenforschung“, sagte der Ausschussvorsitzende Dr. Leopold Herz (FREIE WÄHLER). Der stellvertretende Ausschussvorsitzende Martin Schöffel (CSU) sprach sich dafür aus, verstärkt nach Lösungen im Bereich Gülleaufbereitung und Emissionsvermeidung zu forschen. Paul Knoblach (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN) forderte, bei der Forschung vor allem auf das niederschlagsarme Unterfranken zu achten. Ruth Müller (SPD) sorgte sich um den Fachkräftenachwuchs. Kopfzerbrechen bereitete fast allen Abgeordneten, dass die LfL den Bereich der „Bayerischen Staatsgüter“ ausgliedern will. Dies soll nochmal Thema im Landtag werden.

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