Gesundheits- und Verbraucherschutzausschuss: Vorstellung des LGL-Jahresberichts 2016

Dienstag, 4. Juli 2017
– Von David Lohmann –

Listerien, Salmonellen und Hygienemängel in Großbäckereien: In jüngster Zeit musste das Bayerische Landesamt für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit (LGL) häufig Verfehlungen beanstanden. LGL-Präsident Dr. Andreas Zapf wehrte sich in der gemeinsamen Sitzung des Gesundheits- und Verbraucherschutzausschusses aber dagegen, bei der Aufklärung „geschlampt, geschludert und gezögert“ zu haben.

Zapft betonte, der Bereich der Lebensmittelsicherheit werde so hart diskutiert wie kein anderer. „Ich weiß nicht, ob das angemessen ist.“ Die Hauptgründe für Erkrankungen seien zu hoher Blutdruck, Zigarettenkonsum und ein erhöhter Body-Maß-Index. „Lebensmittelbezogene Risiken sind bei dieser Auswertung kaum noch erfassbar.“ Diese seien natürlich dennoch wichtig. „Lebensmittel haben aber ein hohes Maß an Sicherheit hier in Deutschland, hier in Bayern.“

Tatsächlich zeigt der Bericht für das Jahr 2016, dass von den 69.787 entnommenen Proben lediglich 6,4 beanstandet wurden – 2013 waren es noch 8,1 Prozent. Zapft berichtete von Mineralölen in Kartonverpackungen, Lebensmittelbetrug bei Haselnüssen und gepanschten Olivenölen. Durch die Untersuchungen habe aber eine professionelle Fälscherbande in Italien ermittelt werden können. Als erfreulich bewertete der Präsident trotz 15 Mängeln auch die Überprüfung der Schlachthöfe. „Die Kontrollen wirken sich positiv aus.“

Zapft wies die Vorwürfe als „unfair“ zurück, beim Listerienbefall in der Großmetzgerei Sieber den Befund zu spät an das Bundesinstitut für Risikobewertung geschickt zu haben. 78 Menschen sind seit 2012 erkrankt. „Das Anzüchten zur Reinkultur dauert nun mal“, erklärte der Präsident. Grundsätzlich sei es außerdem schwierig, den Verursacher von Listerien auszumachen – vor allem wenn die Angaben der Patienten sehr unspezifisch seien.

Gute Nachrichten gibt es laut Zapf beim Thema Antibiotikaresistenz. „Der Einsatz in der Landwirtschaft ist deutlich zurückgegangen“, unterstrich der Präsident. Zukünftig will das LGL neue Untersuchungsmethoden beispielsweise für die Nanotechnologie etablieren. Darüber hinaus soll ein Forschungsprojekt untersuchen, wie sich Veränderungen bei UV-Strahlung, Temperatur und Pollen auf Infektionskrankheiten, Badeseen und die Innenraumluft auswirken.

Für Tanja Schorer-Dremel (CSU) zeigt der Bericht, dass sich das LGL den neuen Herausforderung stellt: „Je mehr man untersucht, desto mehr findet man eben“, unterstrich sie in der Aussprache. Die Abgeordnete freute sich über die kontinuierlich rückläufige Beanstandungsquote. Florian von Brunn (SPD) beklagte, durch den Listerienbefall seien acht Menschen gestorben, Fehl- und Totgeburten nicht mitgezählt. Der Abgeordnete forderte uneingeschränkte Transparenz wie in Ländern wie Dänemark oder Großbritannien. Benno Zierer (FREIE WÄHLER) verlangte, das Augenmerk vor allem auf Großbetriebe zu legen: „Wenn es bei 25 Prozent der Großbäckereien gravierende Mängel gibt, ist das schon eine Menge.“ Rosi Steinberger (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN) forderte, Fleisch häufiger zu kontrollieren. Die Beanstandungen hätten sich mit 94 Fällen im Vergleich zum Vorjahr fast verdreifacht. Auch sei zur Messung des Antibiotikaeinsatzes nicht die Tonnenangabe, sondern die Zahl der Tiere entscheidend. „In unseren Bächen schwimmen mehr antibiotikaresistente Bakterien als in Indien“, sagte die Abgeordnete.

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