Gesundheitsausschuss: Akademisierung der Hebammenausbildung beschäftigt Mitglieder

Dienstag, 22. Januar 2019
– Von David Lohmann –

Die Ausbildung von Hebammen und Entbindungshelfern muss bis 2020 reformiert werden – so will es das Bundesgesundheitsministerium und eine EU-Richtlinie. Neben einer zwölfjährigen Schulbildung müssen die angehenden Geburtshelfer dann auch Kompetenzen im wissenschaftlichen Bereich vorweisen. Dadurch soll der Beruf attraktiver und der Fachkräftemangel gelindert werden. Auf Antrag von BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN berichtete die Staatsregierung im Gesundheitsausschuss über den Stand bei der Umsetzung der Akademisierung.

Für die Ausarbeitung des Gesetzes hat das Bundesgesundheitsministerium ein Bund-Länder-Begleitgremium mit Vertretern aus Gesundheit und Wissenschaft eingerichtet. Darin sei man sich einig, dass die Hebammenausbildung akademisiert werden soll, berichtete Ministerialrat Frank Plesse aus dem bayerischen Gesundheitsministerium. „Umstritten ist aber, in welchem Umfang.“ Die Wissenschaftsseite sprach sich für eine Teilakademisierung unter Einbeziehung der Berufsfachschulen aus. Das Bundesgesundheitsministerium hat sich dennoch für eine Vollakademisierung entschieden.

2500 Stunden Praxis und 2500 Stunden Theorie

Das Eckpunktepapier sieht vor, dass Hebammen und Entbindungspfleger künftig mindestens sechs Semester studieren müssen – 2500 Stunden Praxis und 2500 Stunden Theorie. Die Koordination soll bei der Hochschule liegen.

Die weitere Ausgestaltung des Gesetzentwurfs ist noch offen. Laut Plesse werden die Hochschulen vermutlich Kooperationsvereinbarungen zum Beispiel mit Krankenhäusern abschließen, weil sie selber keine praktische Ausbildung anbieten können. „Darin könnten dann auch die Berufsfachschulen mit einbezogen werden, damit sie nach der Akademisierung der Ausbildung nicht schließen müssen.“ Nicht geklärt ist auch die Frage, was 2020 mit den Hebammen und Entbindungspflegern passiert, die bereits mit der Ausbildung begonnen haben. Klar sei aber, sagte Plesse: „Alle ausgebildeten Entbindungspfleger genießen Bestandsschutz.“ Ebenfalls noch strittig ist die Finanzierung zwischen Bund und Länder. Das soll jetzt ein Gutachten zur Kostenabschätzung klären.

Start der Studiengänge zum Wintersemester 2019/2020

Ausgebildet werden die Hebammen in Bayern an der Landshuter Hochschule für angewandte Wissenschaften, der Ostbayerischen Technischen Hochschule in Regensburg und der Katholischen Stiftungshochschule in München. Start der Studiengänge soll zum Wintersemester 2019/2020 sein. In Landshut soll laut Ministerialrat Wolfgang Siegel aus dem Wissenschaftsministerium vor allem die Nachqualifizierung ein Schwerpunkt werden. So sollen sich die Standorte nicht gegenseitig die Bewerber abziehen. Schwierig gestaltet sich die Personalsuche für die akademische Lehre. „Da konkurrieren wir mit anderen Bundesländern“, konkretisierte Siegel. Entsprechende Finanzmittel seien aber bereits im Haushalt angemeldet.

In der anschließenden Aussprache befürwortete der Ausschuss eine Vollakademisierung. Dr. Ute Eiling-Hütig (CSU) gab aber zu bedenken, dass die geplanten Stundenzahlen für die Studierenden einem Acht-Stunden-Tag entsprächen. Auch dürften die Haftungsbeiträge bei der Versicherung bei nichtakademisierten Hebammen nicht höher sein als bei akademisierten. Kerstin Celina (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN) sorgte sich, dass es in der Übergangszeit zu einer Zwei-Klassen-Ausbildung kommt. Außerdem kritisierte sie, dass es keinen Ausbildungsstandort in Nordbayern gibt. Ruth Waldmann (SPD) verlangte, Personalmessungskonzepte zu nutzen, um die Ausbildungsbedarfe richtig einzuschätzen.

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