Der neue Leiter des Landesamts für Pflege stellt sich vor / DAK Kinder- und Jugendreport 2021 für Bayern präsentiert

Sitzung des Ausschusses für Gesundheit und Pflege

17. Mai 2022

MÜNCHEN.   Corona beschäftigt den Landtag weiter. Welche Auswirkungen die Pandemie und ihre Folgen auf Kinder und Jugendliche haben, zeigen Ergebnisse des 4. Kinder- und Jugendreports 2021 der Krankenkasse DAK, der im Ausschuss für Gesundheit und Pflege auf der Tagesordnung stand.  Auch das bayerische Landesamt für Pflege muss Aufgaben bewältigen, die die Pandemie mit sich bringt, wie der Leiter der Behörde, Achim Uhl, in der Sitzung vor den Abgeordneten deutlich machte. 

Achim Uhl ist seit dem 1. November 2021 Leiter des neuen bayerischen Landesamtes für Pflege (LfP). Er ist gelernter Gesundheits- und Krankenpfleger und hat Pflegewissenschaften und Gesundheitsmanagement studiert. Während seiner Laufbahn hat Uhl seinen Bereich aus verschiedenen Blickwinkeln kennengelernt, zuletzt bei einer Kranken- und Pflegekasse in Hessen. Nachdem er sich und seine Behörde den Abgeordneten kurz vorgestellt hatte, hatten diese noch Gelegenheit, ihre Fragen zu stellen. Sie erkundigten sich unter anderem nach dem Fortbestehen des Expertengremiums zur Pandemieeindämmung (Andreas Krahl, BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN), dem Antragsstau beim Landespflegegeld (Prof. Peter Bauer, FREIE WÄHLER), der Einrichtungsbezogenen Impfpflicht (Roland Magerl, AfD), der Bearbeitungsdauer bei der Beantragung des Pflegegeldes (Ruth Waldmann, SPD) und dem Pflege-SOS Bayern, einer Anlaufstelle für Beschwerden zur Versorgung in stationären Einrichtungen (Dr. Dominik Spitzer, FDP).

DAK-Report: Mehr Adipositas bei Grundschulkindern, mehr Depressionen bei Jugendlichen

Im Anschluss daran stellten Wissenschaftler der Universität Bielefeld und der Krankenkasse DAK den 4. Kinder- und Jugendreport 2021 der DAK vor. Die Autoren der Studie haben die gesundheitlichen Folgen untersucht, die die Pandemie abseits von Covid-19-Fällen auf Kinder und Jugendliche in Deutschland hatte. Studienleiter Dr. Julian Witte gab den Abgeordneten im Ausschuss für Gesundheit und Pflege einen kurzen Überblick über die Ergebnisse für Bayern. Das stehe grundsätzlich gut oder sogar besser als der Bundesdurchschnitt da, sagte er.

Die Ergebnisse basieren auf anonymisierten Abrechnungsdaten von rund 104.000 Kindern und Jugendlichen in Bayern. Die Forscher analysierten die Jahre 2019 und 2020 und konnten so Vergleiche zur Zeit vor Corona ziehen. In den Bericht findet nur Eingang, was bei Ärzten oder Psychotherapeuten ankommt. Wie oft Krankheiten wirklich auftreten, erfasst der Bericht also nicht, erklärte Witte.

Dem Bericht zufolge sind 2020 mehr Jungen und Mädchen an Depressionen erkrankt. Das betrifft vor allem ältere Jugendliche: Bei den 15 bis 17-jährigen in Deutschland liegt die Steigerung bei acht Prozent, bayernweit sogar bei elf. Zurückgegangen ist den Daten zufolge der Alkoholmissbrauch: bundesweit um 28 Prozent, in Bayern sogar um 36. Ein Grund dafür könne sein, dass im Lockdown die Diskotheken geschlossen hatten, so Witte. Suchterkrankungen kommen im DAK-Bericht nur dann vor, wenn sie Folgen haben, die behandelt werden, erklärte der Wissenschaftler. Also etwa dann, wenn ein Jugendlicher mit einer Alkoholvergiftung ins Krankenhaus kommt.

Eine Steigerung bei Adipositas bemerkten die Forscher vor allem bei Kindern im Grundschulalter. 2020 wurden in Deutschland 16 Prozent mehr Kinder zwischen fünf und neun Jahren erstmals wegen starkem Übergewicht behandelt als 2019. In Bayern waren es 14 Prozent.

Rückgänge gibt es dagegen bei der Impfung gegen HPV, die insbesondere Gebärmutterhalskrebs vorbeugen kann. Deutschlandweit gingen die Erstimpfungen bei Mädchen um 14 Prozent zurück, in Bayern um neun Prozent.

Dass das Thema Kinder- und Jugendgesundheit auch der Bayerischen Staatsregierung am Herzen liegt, betonten der Vertreter und die Vertreterinnen des Staatsministeriums für Gesundheit und Pflege (StMGP). Die Maßnahmen zur Bekämpfung der Pandemie seien wirksam gewesen, doch unter den Folgen hätten gerade die Kinder und Jugendlichen gelitten, sagte der online zugeschaltete Leiter des zuständigen Fachreferats des StMGP, Professor Dr. Wolfgang Caselmann.

Carolina Trautner (CSU) wollte in der anschließenden Aussprache unter anderem wissen, ob Unterschiede zwischen Stadt und Land zu sehen sind. Professor Peter Bauer (FREIE WÄHLER) fragte nach Unterschieden zwischen den Regionen. Kerstin Celina (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN) wollte wissen, wie man mehr Menschen zu einer HPV-Impfung bringen kann. Dr. Dominik Spitzer (FDP) erkundigte sich, ob ein Zusammenhang zwischen Depression und Adipositas gemessen worden sei. 

Dieser sei evident, sagte Dr. Julian Witte. Die DAK berichte etwa in ihren Magazinen und kläre so Eltern über die Bedeutung einer HPV-Impfung auf, antwortete Sophie Schwab, Leiterin der DAK-Landesvertretung Bayern auf die Frage Kerstin Celinas. Für Staatsregierung und Landtag sei die Gesundheit von Kindern und Jugendlichen ein wichtiges Feld, sagte der Ausschussvorsitzende Bernhard Seidenath (CSU) bei der Verabschiedung der Referenten: "Kinder sind unsere Zukunft".

/ Anna Schmid

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