KiKo des Landtags auf Regionalbesuch im Traunsteiner und Berchtesgadener Land

Donnerstag, 17. November 2016

Der dritte Regionalbesuch führte die Kinderkommission des Landtags (KiKo) in die südöstlichste Ecke Bayerns – nach Traunstein, Traunreut, Piding und Berchtesgaden, in den Wahlkreis von KiKo-Mitglied Gisela Sengl. Die KiKo besichtigte dort Kinder- und Jugendeinrichtungen sowie das 2013 eröffnete „Haus der Berge“ am Fuße des Watzmanns. Was läuft gut? Wo gibt es Schwierigkeiten oder Verbesserungsbedarf? – das wollten die Abgeordneten bei ihrem Gedankenaustausch mit den Verantwortlichen und Kommunalpolitikern vor Ort erfahren. Nach einem langen Tag nahmen sie viele neue Impulse und Eindrücke, aber auch Anliegen und offene Fragen, die noch bearbeitet werden müssen, mit zurück ins Maximilianeum.

Den Auftakt bildete ein Besuch bei Mentor Chiemgau e.V., einem im Jahr 2005 gegründeten Verein im Landkreis Traunstein, der psychisch erkrankte Eltern im Alltag unterstützt – bei ganz praktischen Dingen, wie etwa bei der Haushaltsführung oder beim Einkaufen. Die fünf Sozialpädagoginnen sowie eine Diplom-Psychologin stehen aber auch bei familiären Konflikten oder Konflikten mit Pflegeeltern beratend zur Seite und betreuen betroffene Eltern in Krisensituationen und schwierigen Lebenslagen. „Unser Ziel ist es, die Handlungs- und Erziehungsfähigkeit von Eltern zu stabilisieren und zu stärken“, berichtete Geschäftsführerin Michaela Schrankl in dem Gespräch, an dem auch Traunsteins Oberbürgermeister Christian Kegel sowie der Landtagsabgeordnete Klaus Steiner teilnahmen.

Familien Halt geben, wenn Eltern psychisch krank sind

In den meisten Fällen gelingt es dem Team von Mentor, betroffenen Familien Halt zu geben. Dennoch gibt es Fälle, in denen Kinder aus den Familien herausgenommen werden müssen. Oder das Jugendamt verwehrt einer psychisch erkrankten Mutter bzw. einem psychisch erkrankten Vater den Umgang mit dem Kind. Behörden gingen hierbei in der Tendenz eher auf Nummer sicher, analysierten die Gesprächspartner übereinstimmend und regten an, eventuell über einen „Runden Tisch“ einen möglichst engen Austausch mit dem Jugendamt zu pflegen. Auch Schnittstellenprobleme hinsichtlich der Zuständigkeit des Jugendamts oder des Bezirks, die aus der Sicht des Vereins gelegentlich auftreten, könnten dabei besprochen werden.

Den nächsten Zwischenstopp legten die Mitglieder der KiKo in Traunreut ein. Sie besichtigten dort das Wilhelm-Löhe-Heim – eine heilpädagogische Einrichtung der Diakonie für derzeit 88 Kinder, Jugendliche und jungen Volljährige, die in ihrer altersgemäßen Persönlichkeitsentwicklung erheblich beeinträchtigt sind. Ihren Alltag organisieren sie in zwölf familiären Wohngruppen, die rund um die Uhr und an 365 Tagen im Jahr von Pädagogen betreut werden. „Wir tun unser Bestes, um unseren Kindern hier ein Zuhause zu geben, in dem sie Schutz, Geborgenheit und individuelle Förderung erfahren“, erklärten die Geschäftsbereichsleiterinnen Ulrike Tieman-Glaser und Monika Möhr-Jundt den Mitgliedern der Kinderkommission. Die Jugendlichen haben überwiegend eigene, persönlich gestaltete Zimmer, in die sie sich zurückziehen können. Es gibt Gärten um die Häuser und sogar eine Pferdekoppel mit Ponys, auf denen die Mitbewohner reiten dürfen. Auch Freunde und Eltern sind als Gäste willkommen und dürfen zu Besuch kommen.

Fördereinrichtungen ortsnah miteinander vernetzt

Ein weiterer Vorteil ist, dass das Heim eng mit weiteren Fördereinrichtungen der Diakonie bzw. der Stadt vernetzt ist. So befindet sich in unmittelbarer Nachbarschaft das Diakonie-Förderzentrum mit schulvorbereitender Einrichtung, Diagnose- und Förderklassen; Und auch andere Schulformen, wie zum Beispiel eine private Berufsschule zur individuellen Lernförderung, sowie kommunale und staatliche Schulen sind nicht weit entfernt, berichtete Traunreuts Erster Bürgermeister Klaus Ritter, der bei dem Rundgang durch das Haus ebenfalls mit dabei war. /kh
 

In der Grund- und Mittelschule Piding-Anger gibt es seit kurzer Zeit eine offene Ganztagsschule (GATA). Hier machte die KiKo im Anschluss Station und sprach mit den Bürgermeistern, Hannes Holzner und Silvester Enzinger, sowie mit Schulrektor Horst Schneider und Rainer Hüller von der Jonathan Jugendhilfe GmbH. Die Gemeinden, die Schulfamilie sowie der Träger zögen bei der GATA gemeinsam an einem Strang, unterstrichen die Gesprächsteilnehmer. Nicht immer einfach sei es allerdings, den tatsächlichen Bedarf an GATA-Plätzen für das kommende Schuljahr zu prognostizieren, weil die Zahlen dazu bereits im Mai – also wenn die Stundenpläne noch gar nicht feststehen – eingereicht werden müssten. Umgekehrt sei ein planerischer Vorlauf aber notwendig, um die pädagogischen Fachkräfte der Jugendhilfe rekrutieren oder die zusätzlichen Schulbusfahrten organisieren zu können. In dem Gespräch wurde auch deutlich, dass sich die Jugendhilfe eine möglichst starke Integration in die Schulfamilie wünscht. Auch eigene Räume für die Nachmittagsbetreuung der Kinder stehen noch auf dem Wunschzettel der Jugendhilfe.

Familienprogramm: Im Nationalpark Murmeltiere beobachten

Das „Haus der Berge“ in Berchtesgaden bildete die letzte Station des Regionalbesuchs. Im angegliederten Bildungszentrum, einem 2013 eröffneten, modernen Passivhaus, stellten Nationalparkleiter Dr. Michael Vogel und Bildungszentrumsleiterin Andrea Heiß, die auch das Sachgebiet Umweltbildung verantwortet, das pädagogische Konzept der Nationalparkverwaltung vor. Intensiv seien die Kooperationen des Nationalparks insbesondere mit den Schulen vor Ort, mit der Jugendherberge und dem ebenfalls in Berchtesgaden ansässigen Schülerforschungszentrum, erfuhren die KiKo-Mitglieder. Die Programmangebote des Nationalparks reichten dabei von Outdoor-Aktivitäten, wie Almwanderungen oder Murmeltierbeobachtungen, bis hin zu Bastelaktionen, bei denen Materialien aus der Natur passend zur jeweiligen Jahreszeit und Saison verarbeitet werden. Viele pädagogische Angebote im Nationalpark sind sogar auf die Schulpläne abgestimmt, so dass Schulklassen ihren Unterrichtsstoff im Rahmen von Aktionstagen im Nationalpark weiter vertiefen können. Für Familien gibt es ebenfalls Bildungsangebote. Diese sind so aufgebaut, dass sowohl kleine Kinder als auch Eltern und Großeltern etwas dabei lernen und ihren Spaß haben können.

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