Sozialausschuss: Staatsregierung berichtet über aktuelle Situation der Tafeln in Bayern
Donnerstag, 7. Februar 2019
– Von Miriam Zerbel –
Gemeinnützige Tafeln verteilen Lebensmittel kostenlos an Bedürftige. Wie derzeit die Situation in diesen privaten Initiativen aussieht, berichtete eine Vertreterin des Staatsministeriums für Familie, Arbeit und Soziales auf Antrag der FREIEN WÄHLER. Außerdem beschäftigte sich der Sozialausschuss mit dem Problem der Wohnungs- und Obdachlosigkeit.
In Bayern versorgen 7000 Ehrenamtliche in 169 Tafeln mehr als 200.000 Menschen mit rund 40.000 Tonnen Lebensmitteln. Weil immer mehr Menschen auf dieses Angebot zurückgreifen müssen und damit auch die Anforderungen an Transport und Lagerung der Lebensmittel steigen, fordern die Tafeln mehr Unterstützung. Die soll nun nach Angaben des Sozialministeriums kommen.
Die Vertreterin aus dem Sozialministerium schilderte heute, welche Lösungen aus Sicht der Staatsregierung in Frage kommen. Im Sommer vergangenen Jahres hatten sich auf Initiative der damaligen Landtagspräsidentin Barbara Stamm Vertreter der Staatsregierung, der Städte und Kommunen sowie des Landesverbandes Tafel Bayern zusammengesetzt, um Probleme aus dem Weg zu räumen. Im Kern geht es um vier große Bereiche, nämlich Schulungen und Fortbildungen für Ehrenamtliche, die Anerkennung der ehrenamtlichen Arbeit, Hilfe bei der Bewältigung der Bürokratie sowie den Aufbau weiterer Tafeln und Logistikzentren.
100.000 Euro für Fortbildungen und eine Geschäftsstelle
Für Schulungen, die bislang aus Spenden finanziert werden und die Errichtung einer Geschäftsstelle des Tafel-Landesverbands hat das Sozialministerium demnach Gelder in Höhe von 100.000 Euro im Doppelhaushalt 2019/20 angemeldet. Mit Blick auf die Würdigung des Engagements der Freiwilligen verwies die Mitarbeiterin des Sozialministeriums auf die Ehrenamtskarte. Um die Rahmenbedingungen der Tafeln zu verbessern, können zudem steuerliche Erleichterungen geltend gemacht werden.
Weil die Tafeln privat organisierte Initiativen sind, bekommen sie kein Geld vom Bund oder Land, teils jedoch von Kommunen. Deren Spitzenverbände in Bayern haben eine weitere Unterstützung der Tafeln zugesagt, verbunden mit der Bitte an die Tafeln, mit konkreten Anliegen auf die Kommunen zuzugehen. Das Landwirtschaftsministerium und der Tafel-Verband sprechen schon seit längerem über die Errichtung weiterer Logistikzentren, damit die gespendeten Lebensmittel effektiver verteilt werden können. Die Lebensmittelspenden sind demzufolge ausreichend, aber die Logistik ist eines der Hauptprobleme der Tafeln, auch hier steht eine Förderung in Aussicht.
Immer mehr Hilfe von den Tafeln nötig
Mit ihren vielen Helfern gelten die Tafeln als eine der größten sozialen Bewegungen. Ein Viertel der Bedürftigen, die zu den Tafeln kommen sind Kinder und Jugendliche, ein weiteres Viertel sind Rentner mit wenig Geld. 53 Prozent der Tafelkunden deutschlandweit sind Bedürftige wie Hartz IV-Empfänger, Spätaussiedler, Asylbewerber oder Langzeitarbeitslose, die bereits auf staatliche Hilfe angewiesen sind.
Regierung und Opposition würdigten zwar die Arbeit der Tafeln, aber Ziel der Politik müsse sein, dass jeder sich ein Leben ohne Tafeln leisten könne. Die Ausschussvorsitzende Doris Rauscher (SPD) sprach von einem Abbild der Situation im Land und forderte: „Wir müssen stärker die Ursachen bekämpfen.“
Statt Statistik eine Stiftung
Ferner beschäftigte sich der Sozialausschuss mit Dringlichkeitsanträgen zur Wohnungs- und Obdachlosigkeit. Während die Fraktionen von SPD und BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN vergeblich eine amtliche Statistik forderten, um valide Zahlen als Grundlage für das weitere Vorgehen zu haben, setzte sich die Regierungskoalition aus CSU und FREIEN WÄHLERN mit ihrem Vorschlag durch, eine Stiftung für Obdachlosenhilfe zu gründen. Die im Sommer 2017 ermittelten Zahlen zur Wohnungslosigkeit in Bayern sollen bis spätestens Ende März 2019 veröffentlicht werden.