„Stromspeicher der Zukunft“

Sachverständigenanhörung im Ausschuss für Wirtschaft, Landesentwicklung, Energie, Medien und Digitalisierung

18. März 2021

MÜNCHEN.      Auch nach der Energiewende muss das Stromsystem zuverlässig funktionieren. Energiespeicher sind eine Möglichkeit, das zu gewährleisten. Sie speichern Energie, wenn etwa in sonnigen Zeiten viel erzeugt werden kann, und geben sie ab, wenn Bedarf ist. Über die "Stromspeicher der Zukunft" sprachen nun zehn Sachverständige im Ausschuss für Wirtschaft, Landesentwicklung, Energie, Medien und Digitalisierung.

Erneuerbare Energien seien unstet. Um das auszugleichen, werde Speicherung in Zukunft wichtiger, sagte Wolfgang Arlt, Professor im Ruhestand an der Universität Erlangen. Bayern werde immer Energie aus Ländern mit mehr Wind oder mehr Sonne importieren müssen. Speicher seien sinnvoll, wenn sie importierte Energie speichern.

Strom werde bezahlbar, wenn er aus Wind und Sonne, kostengünstigen Quellen, kommt, sagte Professor Michael Sterner von der OTH Regensburg. Weil Strom aus diesen Quellen keine Versorgungssicherheit bietet, braucht es Speicher, betonte auch er. Batterien in Häusern und Autos sollten als Speicher nutzbar gemacht werden, um Netzstabilität zu gewährleisten. Bisher sei das aber nicht erlaubt. 

Um Energie langfristig zu speichern, sei vor allem die Wasserstofftechnologie eine Möglichkeit, so Professor Markus Brautsch von der OTH Amberg-Weiden. In diesem Bereich gebe es noch Forschungsbedarf.

Heinrich Gärtner, Präsidiumsmitglied des Bundesverbandes Energiespeicher (BVES) betonte, Wind und Solarenergie seien unerschöpfliche Ressourcen. Speicher stünden heute schon bereit. Das Problem allerdings seien veraltete Gesetze.

Anders als noch vor ein paar Jahren gebe es heute Techniken, um Strom zu speichern, so Dr.  Kathrin Goldammer, Geschäftsführerin des Reiner Lemoine Instituts in Berlin. Für jede Anwendung gebe es den passenden Speicher, die Frage sei, was er kostet.

Bei einer stationären Stromspeicherung sei die Lebensdauer einer Lithium-Ionen-Batterie einer der wichtigsten Punkte, sagte Professor Hubert Gasteiger von der LMU München. Bisher gebe es zu ihr kaum Forschung. Ebenso gebe es Forschungsbedarf bei der Sicherheit großer Batterien.

Professor Gerhard Sextl von der Julius-Maximilians-Universität Würzburg schlug vor, Photovoltaik-Module zur Stromgewinnung an den bayerischen Autobahntrassen zu installieren.  Bayern habe großes Potenzial, müsse aber in die Infrastruktur investieren.

"Der Energiewende liegt kein Masterplan zugrunde, sonst säßen wir heute nicht hier", sagte Ingenieur und Buchautor Frank Hennig. Speicher seien eine Lösung, um ein Gleichgewicht zwischen Erzeugung und Verbrauch herzustellen. Es müsse ein "Backup-System" für fast die gesamte Leistung aufrechterhalten werden.

Thermische Kraftwerke seien eine Alternative zu Stromspeichern und stünden in Konkurrenz zu diesen. Speicher seien nicht unbedingt nötig, doch mit ihnen werde die Energiewende leichter und kostengünstiger, so Dr. Serafin von Roon, Geschäftsführer der Forschungsgesellschaft für Energiewirtschaft in München.

Speicher sollten nicht nur günstig sein, sondern auch eine lange Lebensdauer haben, so Professor Andreas Jossen von der TU München. Energiespeicher seien nur ein Teil der Lösung, denn beim Einspeichern geht ein Teil der Energie verloren.

In der Aussprache äußerte der Abgeordnete Gerd Mannes (AfD) die Befürchtung, dass Industrien aus Deutschland abwandern. Annette Karl (SPD) stellte fest, dass wir nach dem Ausstieg aus Atomkraft und Kohle "zum Gelingen der Energiewende verdammt sind". Deutlich sei geworden, dass das System den Anforderungen nicht mehr gerecht wird, so der stellvertretende Ausschussvorsitzende Martin Stümpfing (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN). Ein Problem sei Wasserstoff aus Afrika, bemerkte Albert Duin (FDP). Das komme nicht in Frage, solange nicht klar sei, wo der Rohstoff herkomme. Walter Nussel (CSU), Beauftragter für Bürokratieabbau, bat die Experten, Rückmeldungen zu geben, wo Regularien Hindernisse seien. Die Frage sei, welche Speicher in Zukunft genutzt werden, wie sie genutzt und wie sie geladen werden, so der Ausschussvorsitzende Sandro Kirchner (CSU) zum Abschluss.

/ Anna Schmid

 

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