Ausstellung eröffnet: Landtag präsentiert die Sieger von „Pressefoto Bayern 2017“

5. Dezember 2017
– Von Maria Goblirsch und Katja Helmö –

Eine Jury des Bayerischen Journalisten-Verbandes (BJV) hat eine Aufnahme des freien Fotografen Wolf Heider-Sawall aus München zum Pressefoto des Jahres 2017 gekürt. Das am 30. August 2017 in der Stadthalle Kulmbach aufgenommene Siegerbild mit dem Titel „Doktor der Herzen“ zeigt Karl-Theodor zu Guttenberg bei einem Wahlkampfauftritt für die CSU. Preise wurde außerdem in sieben weiteren Kategorien verliehen. Alle bei dem Wettbewerb ausgezeichneten Fotos sind bis zum 22. Dezember im Kreuzgang des Maximilianeums zu sehen – im Anschluss geht die Ausstellung „Pressefoto Bayern 2017“ auf Tour durch Bayern. Die ersten Stationen sind Ansbach, Augsburg, Nürnberg und der Münchner Flughafen.

„In bewegten Zeiten kann Politik(machen) anstrengend sein. Der Fotograf hat ein geradezu symbolkräftiges Bild im richtigen Moment eingefangen. Es erzählt vom Auf und Ab der schillernden Karriere des Karl-Theodor zu Guttenberg, dem als Wahlhelfer der CSU das Klima in der überhitzten Stadthalle von Kulmbach zu schaffen macht. Der schweißtreibende Einsatz änderte nichts am schlechten Abschneiden seiner Partei bei der Bundestagswahl“, urteilte die Jury. Der Fotograf aus München, der für die Wirtschaftswoche, die BUNTE und andere Publikationen im Bereich Politik, Kultur, Wirtschaft, Porträt und Reportage tätig ist, erhält ein Preisgeld in Höhe von 2500 Euro.

Barbara Stamm, Landtagspräsidentin und Schirmherrin des Wettbewerbs, ehrte im Senatssaal des Maximilianeums den Gesamtsieger Wolf Heider-Sawall sowie die Preisträger in sieben weiteren Kategorien (siehe unten). Bereits zum sechsten Mal wurde ein Newcomer Award vergeben. Gleichzeitig eröffnete die Landtagspräsidentin die Ausstellung Pressefoto Bayern 2017, in der rund 80 der ausdrucksstärksten Wettbewerbs-Fotos gezeigt werden.

Barbara Stamm erklärte anlässlich der Ausstellung: „Offenbar leben wir in Zeiten, in denen auf Professionalität und Qualität nicht mehr so viel Wert gelegt wird. Das spüren auch unsere Pressefotografinnen und -fotografen. Am Ende sind es zwar ihre Bilder, die im kollektiven Gedächtnis hängen bleiben. Aber davon können sie sich nichts kaufen.“ Davon seinen Lebensunterhalt zu bestreiten, werde immer schwieriger. Umso wichtiger sei es, ihnen im Bayerischen Landtag ein Forum bieten zu können: „Wir hier im Landtag wollen, dass unsere Pressefotografinnen und -fotografen über den Augenblick hinaus wahrgenommen werden, dass ihre Arbeiten anerkannt und geschätzt werden, dass sie Wertschätzung erfahren“, betonte die Landtagspräsidentin.

Michael Busch, Vorsitzender des Bayerischen Journalisten-Verbandes (BJV), unterstrich, wie wichtig die Gilde der Pressefotografen für die demokratische Gesellschaft sei. Pressefotografen seien nicht nur „Lichtbildner des Zeitgeschehens“, sondern deutlich mehr; sie würden Personen, Ereignisse und Vorgänge in einen Kontext stellen und komplexe Sachverhalte inhaltlich einordnen. Dafür seien – neben der Technik – ein geschultes Auge und die Beherrschung des journalistischen Handwerks notwendig.

Rund 1000 zum Wettbewerb eingesandte Fotos

Die Jury hatte die Wahl unter rund 1000 Bildern von Fotografen aus allen Medienbereichen und Regionen Bayerns. Der seit 1999 vom BJV ausgerichtete Wettbewerb Pressefoto Bayern würdigt die Arbeiten von Foto-Journalistinnen und -Journalisten, die das Zeitgeschehen im Bild festhalten und damit aussagekräftige Dokumente über das aktuelle Tagesgeschehen hinaus schaffen. Gleichzeitig will der BJV damit die Aufmerksamkeit auf die schwieriger werdenden Arbeitsbedingungen für feste und vor allem freie Bildjournalisten lenken.

Die Ausstellung ist vom 05. bis 22. Dezember 2017 jeweils Montag bis Donnerstag von 09.00 bis 16.00 Uhr und Freitag von 09.00 bis 13.00 Uhr im Kreuzgang des Maximilianeums zu sehen.

Gruppen werden gebeten, sich für eine Besichtigung anzumelden oeffentlichkeitsarbeit(at)bayern.landtag.de

Der Eintritt ist frei. 

Die Sieger des Wettbewerbs Pressefoto 2017 und ihre Bilder

Sieger Serie
Florian Bachmeier aus Schliersee, Titel: Hope interrupted II


Der selbständige Fotograf mit Arbeitsschwerpunkt in München und Madrid beschreibt in seiner Serie den von Verzweiflung geprägten Alltag der Menschen, die in den Lagerhallen auf dem Areal hinter dem Belgrader Hauptbahnhof untergebracht sind. Zeitweise leben dort 3000 gestrandete Flüchtlinge aus Pakistan und Afghanistan, wo sie von Hilfsorganisationen betreut werden. Aufgenommen im Februar und März 2017.  
Der Sieger erhält als Preis eine Kamera Leica TL2.
Das Urteil der Jury: Bilder gegen das Vergessen. Die Arbeit über Flüchtlinge auf ihrer Zwischenstation in Serbien besticht durch eine durchgängig formale Ästhetik, die eine eigene Bildsprache ausdrückt. Nur wer sich mit derart großer Empathie den Geschehnissen und Zuständen aussetzt, schafft es, so dicht bei den Menschen und ihren Schicksalen zu sein.

Sieger Bayern Land & Leute
Günter Distler aus Feucht. Titel: Der Bierholer


Der Bildjournalist der Nürnberger Nachrichten hat am 20. August das Jura-Volksfest in Neumarkt/Oberpfalz besucht und einen originellen Weltrekord-Versuch im Bild festgehalten: Michael Sturm, Kellner aus Mühlhausen, wollte den Weltrekord im Maßkrug-Tragen einstellen, der bei 26 vollen Krügen liegt. Sturm startete unter der Anfeuerung seiner Fans mit 28 Maß, brachte aber zwei davon nur leer ins Ziel. Zwei mehr gingen nimmer …
Dieser Sonderpreis der Bayernwerk AG ist mit 1000 Euro dotiert.
Das Urteil der Jury: Auch das ist ein Ausdruck von bayerischer Lebensweise und durchaus keine trockene Angelegenheit. Hier ist Vieles in einem Moment eingefangen: Spaß und sportlicher Ehrgeiz, Teamgeist und eine Sympathiewelle des Publikums.

Sieger Tagesaktualität
Sebastian Widmann aus München, Titel: Erschöpfung


Der überwiegend für Getty Images tätige freie Fotograf dokumentierte die Stimmung, nachdem sich die Vorsitzende der CDU, Angela Merkel, und der Vorsitzende der CSU, Horst Seehofer, nach der gemeinsamen Präsidiumssitzung den Fragen der Presse stellten. Aufgenommen am 6. Februar in der CSU-Landesleitung München.
Das Preisgeld in der Kategorie Tagesaktualität beträgt 1000 Euro.
Das Urteil der Jury: Ein Symbolbild für diese und nächste Zeiten. In eindeutiger Körpersprache drückt sich zwischen Bundeskanzlerin und bayerischem Ministerpräsidenten die momentane Befindlichkeit der Beiden um divergierende Standpunkte aus. Eine Bildkomposition, die mit den vielen Parteilogos Raum lässt für Interpretationen.

Sieger Umwelt & Energie
Georg Barth aus Albaching/Kalteneck, Titel: Stierjagd


Der für regionale Tageszeitungen, den Bayerischen Rundfunk und andere Sender tätige freie Journalist aus dem oberbayerischen Albaching hat von einer Drohne aus eine Treibjagd der besonderen Art festgehalten: Ausgebrochene Stiere versteckten sich am 24. Mai 2017 bei Reithofen (Landkreis Erding) in einem Rapsfeld. Reiter nahmen die Verfolgung auf. Schließlich gelang es, eines der Tiere mit einer Schlinge wieder einzufangen.
Dieser Sonderpreis der Bayernwerk AG ist mit 1000 Euro dotiert.
Das Urteil der Jury: Ungewöhnliches Jagdgebiet in einem Rapsfeld. Mit Hilfe einer Drohne entstanden, sind Technik und Perspektive zeitgemäß. Erst aus dieser Sicht werden der Irrweg des Rindviehs und die Mühen um dessen Heimholung ein auch optischer Sonderfall.

Sieger Kultur
Sven Hoppe aus München, Titel: Alice im Wunderland


Der für die dpa in vielen Bereichen tätige Fotograf hat am 31. März im Münchner Nationaltheater eine junge Tänzerin und Sängerin während einer Fotoprobe für das Ballett „Alice im Wunderland“ begleitet und ihren Auftritt in der „Box“ bildlich festgehalten. Musik von Joby Talbot, unter der einfallsreichen Regie von Bob Crowley.
Der Sonderpreis des DJV-Bildportals in der Kategorie Kultur beträgt 1000 Euro.
Das Urteil der Jury: Hier ist das Theater ganz bei sich und zeigt eine illusionistische Phantasiewelt, in der sich alle Proportionen verschoben haben. Die junge Ballerina ist als „Alice im Wunderland“ in einem fremden, viel zu kleinen Raum gefangen. Das kommt davon, wenn man von falschen Keksen nascht.

Sieger Sport
Karl-Josef Hildenbrand aus Kaufbeuren, Titel: Abgehoben


Der Bildjournalist, der für die dpa in den Regionen Augsburg, Allgäu, Schwaben und Unterfranken unterwegs ist, hat Anfang März von der Nordischen Ski-Weltmeisterschaft im finnischen Lahti berichtet. Der deutsche Skispringer Markus Eisenbichler bereitet sich unter der Großschanze auf den Wettbewerb vor. Der Athlet ist beim Aufwärmtraining mit seinem Betreuer.
Der Sonderpreis von Isarfoto in der Kategorie Serie beträgt 1000 Euro.
Das Urteil der Jury: Es sind oft die Dinge hinter oder in den Kulissen, die die wahren Geschichten erzählen. So auch hier, wo in einer wenig glamourösen Umgebung, aber als aussagestarke Silhouette gezeigt wird, dass Sport vor allem eines ist: viel Arbeit, viel Training.

Sieger Newcomer Award
Corinna Guthknecht aus München, Titel: I like to dance


Die in Neuseeland geborene Fotografin mit deutsch-schweizer Wurzeln absolviert derzeit an der Hochschule Hannover das Masterstudium Design und Medien. Im März, April und Mai dokumentierte sie in einem südafrikanischen Township, wie die meist aus ärmlichen Verhältnissen stammenden Jugendlichen ihre Freude, Trauer und Wut im Tanz ausdrücken. Aufgenommen in der Zama Dance School in Gugulethu.
Das Preisgeld bei dem von Rotary International gestifteten Newcomer Award beträgt 1000 Euro.
Das Urteil der Jury: Eine Arbeit, die auffiel, weil sie einerseits eine gewisse Ambivalenz ausstrahlt und doch so scheinbar vertraut wirkt. In einer sehr liebevollen und engagierten Darstellung wird erzählt, wie Jugendliche aus einem südafrikanischen Township beim Tanzunterricht jenseits ihres rauen Alltags Halt finden.

Pressefoto des Jahres 2017
Wahlkämpfer auf Zeit. Darauf haben seine Anhänger lange gewartet: Karl-Theodor zu Guttenberg, der Kulmbach einst als „Mitte seines Herzens“ bezeichnet hat, kehrt am 30. August 2017 in der dortigen Stadthalle auf die politische Bühne zurück. Es ist der erste von mehreren Auftritten für die CSU im Bundestagswahlkampf. Über 1000 Menschen kamen in die überhitzte Halle, um den „Doktor der Herzen“ zu sehen.
Der freiberufliche Fotograf Wolf Heider-Sawall arbeitet u.a. für Wirtschaftswoche und BUNTE mit den Schwerpunktthemen Politik, Kultur, Wirtschaft, Porträt und Reportage. Das Pressefoto des Jahres 2017 stammt aus einer Serie, mit der Heider-Sawall im Auftrag der BUNTE den ersten Auftritt von Karl-Theodor zu Guttenberg dokumentierte.
Das Preisgeld für das Pressefoto des Jahres ist mit 2500 Euro dotiert.
Das Urteil der Jury: „In bewegten Zeiten kann Politik(machen) anstrengend sein. Wolf Heider-Sawall hat ein geradezu symbolkräftiges Bild im richtigen Moment eingefangen. Es erzählt vom Auf und Ab einer schillernden Karriere des Karl-Theodor zu Guttenberg, dem als temporärer Wahlkampfhelfer der CSU das Klima in der Stadthalle von Kulmbach zu schaffen macht. Der Einsatz war erfolglos – auch für ein Comeback des Protagonisten“.

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