Landtagspräsidentin Barbara Stamm eröffnet Ausstellung „Im Rahmen des Möglichen“

Mittwoch, 6. April 2016

– Von Jan Dermietzel – 

„Heute ist ein ganz bewegender Augenblick.“ Landtagspräsidentin Barbara Stamm (CSU) begrüßte die Künstlerin Lucy Hoffmann mit den Worten „Sie sind heute die Hauptperson. Sie sind nicht nur mitten unter uns, sondern auch in unseren Herzen.“

Die Ausstellung „Im Rahmen des Möglichen“ zeigt die Arbeiten der Künstlerin Lucy Hoffmann. Bei der mittlerweile 17-Jährigen wurde mit 23 Monaten Muskelatrophie diagnostiziert. Dabei handelt es sich um eine chronisch voranschreitende Nervenkrankheit, die zur Schwächung der Motorik führt. Doch die junge Münchnerin lässt sich davon nicht die Freude am Leben und an der Kunst nehmen. Seit der ersten Klasse malt sie ihre farbenfrohen Bilder mit dem Mund und möchte der Welt vor allem eines damit zeigen: „Schaut ruhig her. Ich kann und ich will. Vielleicht nicht so wie Ihr, aber im Rahmen meines Möglichen.“

Auch Landtagsvizepräsidentin Ulrike Gote und Fraktionsvorsitzende Margarete Bause wurden von  Barbara Stamm namentlich begrüßt. Die beiden Abgeordneten der Fraktion Bündnis 90/Die Grünen hätten die Idee zu dieser Ausstellung gehabt, verriet die Landtagspräsidentin. Lucy Hoffmanns Bilder seien in hohem Maße beeindruckend, erklärte Stamm. Die Landtagspräsidentin wollte aber nicht nur über Kunst und Künstlerin sprechen, sondern richtete auch einen Appell an die Krankenkassen. Kinderhospizarbeit sei nicht nur eine Frage körperlicher Erkrankungen, sondern auch psychischer Herausforderungen. Die psychosoziale Betreuung der Betroffenen und ihrer Familien sei von den Krankenkassen künftig stärker zu erstatten, „sonst muss der Gesetzgeber nachjustieren“. Sie selbst sei, erklärte Stamm, hierzu in einem engagierten Austausch mit Verbandsvertretern. „Wir müssen die Kassen gemeinsam dazu bringen, das erkrankte Kind in seiner Ganzheit zu sehen.“

Bayerns Gesundheitsministerin Melanie Huml (CSU) erklärte, sie habe Lucy Hoffmanns Werke bereits einige Male zuvor bewundern dürfen. Und es sei immer wieder beeindruckend, wie engagiert, tapfer und klug Lucy Hoffmann den Herausforderungen ihres Lebens begegne. „Toll, dass Du da bist, Lucy“, sagte Huml unter großem Applaus. Auch die Ministerin wies auf die psychosoziale Lage von Familien hin, deren Kind plötzlich schwer erkrankt. „Da zieht es einem den Boden unter den Füßen weg. Und dann braucht es Menschen, die Halt geben können.“ Den hätten nicht nur die Eltern nötig, sondern auch häufig die Geschwister. Zu den Menschen, die solchen Halt geben können in Bayern, zähle Christine Bronner vom Ambulanten Kinderhospiz München.

Bronner ergriff sogleich das Wort. Heute sei einer der schönsten Augenblicke ihres Lebens, „weil Lucy heute im Mittelpunkt steht“. Die Künstlerin sei „eine echte kleine Rampensau“ und könne richtig gut malen. „Haben Sie schon einmal versucht, mit dem Mund zu malen?“, fragte Bronner das Publikum. „Unterschätzen Sie Lucy nicht!“ Die heutige Ausstellungseröffnung solle nicht nur Lucys Bilder feiern, sondern auch „das Licht anmachen“ und den Spot auf die Herausforderungen schwer Erkrankter Jugendlicher und ihrer Familien richten. Eines der Ziele des Ambulanten Kinderhospizes München sei, für die Betroffenen Hindernisse aller Art aus dem Weg zu räumen. Dazu gehöre, ihnen eine Stimme zu verleihen. „Nicht nur Behörden und Ehrenamtliche gehören in die Arbeitskreise, sondern auch Vertreter der Betroffenen“, forderte Bronner.  Menschen wie Lucy Hoffmann wollten mitten in der Gesellschaft leben, nicht am Rand. Lucys großer Traum sei, berühmt zu werden und einmal zum Shopping nach New York zu fliegen, verriet Bronner. In der aktuellen „Bravo Girl“-Ausgabe gebe es schon einen Artikel über Lucy. „Beim Berühmtwerden sind wir also schon auf einem guten Weg“, sagte Bronner, „und New York schaffen wir auch noch.“

Der Künstlerin selbst, die mit einem Beatmungsgerät leben muss, fällt das Sprechen schwer. Sie nahm an der Ausstellungseröffnung im Rohlstuhl teil und wandte sich in einem zuvor aufgezeichneten Video an das Vernissagepublikum. „Schön, dass Ihr alle gekommen seid“, sagte Lucy Hoffmann. Der Filmbeitrag zeigte, wie Lucy kniend mit Mund und Kopf malt und wie sie sich durch Besuche im Münchner Tierpark Hellabrunn zu ihren Werken inspirieren lässt.

Künstler der Münchner Musikschule Kalliton und die Band Bulls-I sorgten jeweils mit sehr kraftvollen, mutmachenden Beiträgen für den musikalischen Rahmen. Neben „Tatendrang“ trug Bulls-I seinen  neuen Song „Mach’ das Licht an“ vor: „Schau‘ nach draußen, geh‘ nach draußen, zu den Leuten, die Dich brauchen. Es gibt keinen Grund wegzusehen“, sang das Duo aus Benjamin Sobetzko (Gesang) und Jakob Michel (Gitarre) vor einem mitgerissenen Publikum.

Neben Lucys Werken gibt die Ausstellung weitreichende Einblicke in die bunte und wertvolle Welt des Ambulanten Kinderhospizes München – AKM, das seit vielen Jahren Lucy und ihre Familie multiprofessionell betreut.

Die Ausstellung ist vom 7. bis 28. April im Maximilianeum zu sehen. Öffnungszeiten sind Montag bis Donnerstag von 9.00 bis 16.00 Uhr, Freitag von 9.00 bis 13.00 Uhr sowie sonntags im Rahmen der zum Sonntagscafe angebotenen Hausführungen um 13 und 15 Uhr.

Adresse: Bayerischer Landtag, Maximilianeum, Max-Planck-Str. 1, 81675 München U4/U5 Max-Weber-Platz, Straßenbahn 19 Haltestelle Maximilianeum. Der Eintritt ist frei.

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