Preisverleihung Pressefoto Bayern 2014 – Pressefoto des Jahres stammt von David-Wolfgang Ebener aus Bamberg: Die Verlassenheit des Asylbewerbers in Zirndorf – Sieben weitere Preiskategorien

25. November 2014

 
MÜNCHEN.        Eine Jury des Bayerischen Journalisten-Verbandes (BJV) hat eine Auf-nahme des freien Fotografen David-Wolfgang Ebener aus Bamberg zum Pressefoto des Jah-res 2014 gekürt. Das Bild zeigt eine Szene aus der zentralen Erst-Aufnahmeeinrichtung für Flüchtlinge in Zirndorf.
Ein Asylbewerber liegt erschöpft auf einem der Etagenbetten im Notzelt, die Hand vors Gesicht geschlagen. Von dem Mann unter ihm ist nur ein Fuß zu sehen. Ein Stimmungsbild über die unsägliche Lage von Flüchtlingen in Deutschland, aufgenommen am 28. August 2014. „Ein wahrhaft emotionales Bild, zeigt es doch die Tragik der Situation von Asylbewerbern auf stille, aber doch sehr eindrucksvolle Weise“, urteilte die Jury. Der Fotograf aus Oberfranken erhält ein Preisgeld von 2500 Euro.

Barbara Stamm, Landtagspräsidentin und Schirmherrin des Wettbewerbs, ehrte am Dienstag im Bayerischen Landtag den Gesamtsieger und die Preisträger in sieben weiteren Kategorien. Bereits zum dritten Mal wurde auch ein Nachwuchsfotograf des Jahres ausgezeichnet. Gleichzeitig eröffnete die Landtagspräsidentin die Ausstellung Pressefoto Bayern 2014, in der rund 80 der ausdrucksstärksten Wettbewerbs-Fotos gezeigt werden.

Die Landtagspräsidentin betonte: „Heutzutage darf sich jeder als Fotograf fühlen, auch wenn er gar keiner ist. Und jeder kann etwas ins Netz stellen, auch wenn das meistens nicht wirklich sein müsste.  Was dabei verloren geht, ist der Sinn für Qualität – und der Sinn dafür, dass an-dere, dass Pressefotografinnen und -fotografen, mit Fotos ihren Lebensunterhalt verdienen müssen.“


Die Bilderschau im Kreuzgang vor dem Senatssaal des Maximilianeum wird noch bis zum 12. Dezember 2014 zu sehen sein, danach geht sie auf Tour durch bayerische Städte. Eine der ersten Stationen wird 2015 der Münchner Flughafen sein, wo die besten Pressefotos des Jah-res bereits zum zehnten Mal ausgestellt werden.


Die Jury hatte die Wahl unter rund 800 Bildern von Fotografen aus allen Regionen Bayerns. Der seit 1999 vom BJV bayernweit ausgerichtete Wettbewerb Pressefoto Bayern würdigt die Arbeiten von Foto-Journalistinnen und –Journalisten, die das weiß-blaue Zeitgeschehen im Bild festhalten und damit aussagekräftige Dokumente über das aktuelle Tagesgeschehen hinaus schaffen. Gleichzeitig will der BJV damit die Aufmerksamkeit auf die schwieriger werdenden Arbeitsbedingungen für feste und vor allem freie Bildjournalisten lenken.
 
Hinweis für die Redaktionen:
Alle Siegerbilder finden Sie am Dienstag, den 25. November ab 13 Uhr auf der BJV-Homepage www.bjv.de zum honorarfreien Download für redaktionelle Zwecke. Außerdem ist dort ein Download des zur Ausstellung Pressefoto Bayern 2014 erschienenen Katalogs im pdf-Format möglich.

Kontakt: Maria Goblirsch, Bayerischer Journalisten-Verband e.V.,
Mail: presse@bjv.de, Telefon 0171 6876973.

/ap



Die Sieger des Wettbewerbs Pressefoto 2014 und ihre Bilder

Sieger Serie
Stefan Gregor aus Großostheim, Titel: Im Bauch des Berges
Der Main-Echo-Fotograf beschreibt in seiner Serie die Arbeiten mit schwerem Gerät in der Tunnel-baustelle Falkenberg bei etwa 700 Metern Vortrieb. Als Teil der Bahnstrecke Hanau-Aschaffenburg-Würzburg entsteht ein neuer Tunnel aus zwei Röhren. Die Aufnahmen entstanden am 12. August 2014 bei Hain im Spessart. Der Sonderpreis in der Kategorie Serie ist eine Kamera Leica Typ 113 im Wert von 1850 Euro, gestiftet von der Leica Camera AG.
Das Urteil der Jury: Unter schwierigen Lichtverhältnissen entstanden, wird in anspruchsvollen und gut komponierten Bildern plastisch dargestellt, wie der Bau eines Tunnels funktioniert. Insgesamt eine Geschichte, die eine fremde Arbeitswelt ausdrucksstark erzählt.


Sieger Sport:
Matthias Merz aus Nürnberg, Titel: Tischtennis in Landsberg
Der selbständige Fotograf hat am 31. März 2014, dem Medientag, als einer von 157 Journalisten die Justizvollzugsanstalt (JVA) Landsberg besucht. Kurz vor dem Haftantritt des ehemaligen FC Bayern-Präsidenten Uli Hoeneß stand die 106 Jahre alte JVA für Journalisten offen. Das Siegerfoto zeigt den tristen Innenhof der Anstalt, einziger Farbpunkt ist die verwaiste, grüne Tischtennisanlage.
Der Sonderpreis von Isarfoto Bothe in der Kategorie Serie beträgt 1000 Euro.
Das Urteil der Jury: Ein ganz ungewöhnliches, sehr mutiges Sportfoto. Ein fantastisches Feature, um Sport im Knast zu bebildern. Und das herausragt aus den tausenden von Images, die wir schon hundertmal gesehen haben.


Sieger Bayern Land & Leute  
Sven Hoppe aus München, Titel: Kocherlball
Der im Hauptstadtbüro der dpa angestellte Fotograf hielt in seinem Siegerbild den Tanz beim tradi-tionellen Kocherlball am Chinesischen Turm im Münchner Englischen Garten fest. Im 19. Jahrhun-dert war der jährliche Kocherlball das traditionelle Fest der Hausangestellten, die sich morgens vor Arbeitsbeginn zum Tanzen verabredeten. Heute ist die wiederbelebte Volkstanzveranstaltung die beliebteste in München. Hoppe besuchte den Kocherlball am 20. Juli 2014. Dieser Sonderpreis der Bayernwerk AG ist mit 1000 Euro dotiert.  
Das Urteil der Jury: Ein typisch untypisches Bild. Der Fotograf stellt eine eher banale Szene sehr experimentell dar, gibt die Atmosphäre eines Tanzvergnügens mit einer gezielt eingesetzten Be-wegungsunschärfe und ausgewogenen Farbigkeit lebendig wieder. Ein Foto für Doppelseiten.


Siegerin Tagesaktualität  
Michaela Handrek-Rehle aus Eichenau, Titel: Was soll es kosten?
Boxenstopp in München: Die u.a. für Thomson Reuters tätige Bildjournalistin Michaela Handrek-Rehle besuchte den Prozess gegen Bernie Eccelstone vor dem Landgericht München. Ihr am 24. April 2014 aufgenommenes Siegerfoto zeigt den Formel-1-Chef zwischen seinen „riesigen“ Anwäl-ten, die nur vom Hals abwärts zu sehen sind. Der Titel „was soll es kosten?“ spielt auf den Deal an, mit dem das Strafverfahren gegen Ecclestone später gegen Zahlung von 100 Millionen Dollar ein-gestellt wurde. Das Preisgeld in der Kategorie Tagesaktualität beträgt 1.000 Euro.
Das Urteil der Jury: Der Angeklagte, dem eine kopflose Justiz nichts anhaben kann. Das Bild vom ersten Gerichtstag im Prozess gegen Ecclestone lässt sich auf vielfache Weise lesen. Und das ge-rade ist die Stärke dieses symbolträchtigen Fotos mit gewagtem Bildschnitt.


Siegerin Umwelt & Energie  
Michaela Handrek-Rehle aus Eichenau, Titel: Hirngesteuert
Das Siegerbild der Kategorie „Umwelt & Energie“ zeigt eine EEG-Kappe, mit der die Gehirnaktivitä-ten einer Testperson gemessen wurden, aus ungewöhnlicher Perspektive. Bei dem von der Eiche-nauer Fotografin abgebildeten Versuch ging es darum, künftig ein Flugzeug ausschließlich mit den Gedanken steuern zu können. Aufgenommen wurde das Siegerfoto am 9. September 2014.
Dieser Sonderpreis der Bayernwerk AG ist mit 1000 Euro dotiert.
Das Urteil der Jury: In seiner klaren Bildauffassung und mit der Signalwirkung einer frischen Far-bigkeit zeigt das Foto, dass man auch ein Thema aus dem wissenschaftlichen Forschungsbereich auf beinahe unterhaltsame Art darstellen kann.


Sieger Kultur
Uwe Moosburger aus Regensburg, Titel: Auf und ab
Spindellauf in architektonisch ungewohnter Kulisse. Der Regensburger freie Fotograf Uwe Moos-burger hielt im Siegerbild fest, wie 300 Teilnehmer am 11. Januar 2014in einem Parkhaus die 1500 Meter lange Strecke auf und ab liefen. Die Läufer, die die Runde 14mal bei einem Höhenunter-schied von 600 Metern zu absolvieren hatten, setzen vor der grauen Kulisse des Parkhauses farbige Akzente.
Der Sonderpreis des DJV-Bildportals in der Kategorie Kultur beträgt 1000 Euro.
Das Urteil der Jury: Das Individuum Mensch im ewigen Kreislauf. Ein Paradebeispiel dafür, wie Fotos Raum geben können für vielfältige Interpretationen.


Sieger Nachwuchspreis  
Eugen Steinbach aus Würzburg, Titel: Kiew – auf den Barrikaden
Der Student der Fachhochschule Würzburg (Kommunikationsdesign) besuchte Kiew zwischen dem 19. und dem 27.Februar 2014 und gewann das Vertrauen der Menschen auf dem Maidan. Er foto-grafierte von der Bühne aus das „Essen vom Volk für das Volk“ in der offenen Küche auf dem Platz und weitere Szenen. Mit seiner Kamera begleitete er einen Trauerzug auf dem Chreschtschatyk, der Hauptstraße von Kiew. Frauen tragen dabei die Bilder ihrer gefallenen Angehörigen vor sich her. Das Preisgeld bei dem von Rotary International gestifteten Nachwuchspreis beträgt 1.000 Euro.
Das Urteil der Jury: Die Darstellungen haben etwas Ikonenhaftes, indem beispielsweise eine Frau im Trauerzug zu einer Art Marienfigur stilisiert wird. Eine Serie mit einer großen, emotionalen Kraft.



Pressefoto Bayern 2014
David-Wolfgang Ebener aus Bamberg, Titel: Asylbewerber  
Willkommenskultur in Bayern - Der Umgang mit Asylbewerbern war das brisante Thema des Jah-res. David-Wolfgang Ebener, frei und als Pauschalist für die dpa tätig, berichtete am 28. August 2014 aus der zentralen Aufnahmeeinrichtung für Flüchtlinge in Zirndorf. Dort schlafen Asylbewer-ber in Stockbetten in einem Notzelt, wie Ebener in seinem Bild anrührend zeigt. Das Preisgeld für das Pressefoto des Jahres ist mit 2500 Euro dotiert.
Das Urteil der Jury: Ein Stimmungsbild über die unsägliche Situation von Flüchtlingen in Deutsch-land. Ein wahrhaft emotionales Bild, zeigt es doch die Tragik der Situation von Asylbewerbern auf stille, aber doch sehr eindrucksvolle Weise.



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