Verleihung des Bürgerpreises 2019: „Rette uns, wer kann! – Nachwuchs und neue Ideen für die ehrenamtlichen Rettungskräfte“ im Bayerischen Landtag

Donnerstag, 17.10.2019



MÜNCHEN                Landtagspräsidentin Ilse Aigner zeichnete am Donnerstag, 17. Oktober 2019 Senatssaal des Maximilianeums die Preisträger des Bürgerpreises des Bayerischen Landtags aus.



Die Jury unter Vorsitz der Landtagspräsidentin hat aus 85 Bewerbern zum diesjährigen Motto „Rette uns, wer kann! – Nachwuchs und neue Ideen für die ehrenamtlichen Rettungskräfte“ die Preisträger ausgewählt. Der Fokus beim diesjährigen Bürgerpreis richtete sich auf kreative Ansätze, um neue Mitglieder für den ehrenamtlichen Einsatz in den Rettungsdiensten zu gewinnen. Landtagspräsidentin Ilse Aigner zeigte sich beeindruckt vom Engagement und der Kreativität der Bewerberinnen und Bewerber: „Mir liegt der Zusammenhalt unserer Gesellschaft sehr am Herzen. Und es stellt sich doch die Frage: Wo wächst der Zusammenhalt? Und mit Blick auf unseren Bürgerpreis lässt sich klar festhalten: Der Zusammenhalt wächst dort, wo Menschen für einander Verantwortung übernehmen. Und unsere Rettungsdienste sind dafür ganz klar Paradebeispiele!“

Die Preisträger:

Der erste Preis geht an die Bergwachtjugendgruppe in Unterammergau (15.000 Euro).

Seit dem Jahr 2000 gibt es bei der Bergwacht Unterammergau eine Jugendgruppe, in der Jugendliche als Nachwuchs für die Bergwacht gewonnen werden, um mit 16 Jahren dann „echtes“ Mitglied werden zu können. Ausgangspunkt für die Gründung einer Bergwachtjugendgruppe waren große Nachwuchssorgen in den Jahren zuvor. Aus versicherungstechnischen Gründen können Jugendliche erst mit 16 Jahren der Bergwacht beitreten. „Dann ist es aber oft zu spät – in diesem Alter sind die Unterammergauer Jugendlichen meist in verschiedensten Organisationen engagiert. Für die Bergwacht bleibt da keine Zeit mehr“, erläutert Alex Thurner, Jugendleiterin der Bergwacht Unterammergau.
Ein großer Lichtblick sei aber die Möglichkeit, die Heranwachsenden über das Jugendrotkreuz zu versichern. In der Hauptversammlung im Jahr 2000 fiel dann die Entscheidung, eine Jugendgruppe zu gründen, mit dem Ziel, Jugendliche für den Dienst in der Bergwacht zu begeistern. Die monatlichen Treffen berücksichtigen die Lebenswirklichkeit der Jugendlichen: Da sie bereits schulisch und privat viele Termine haben, wurde ein Rhythmus gesucht, der den Jugendlichen entgegenkommt. Mittlerweile sind viele ehemalige Jung-Bergwachtler in leitender Funktion in der „regulären“ Bergwacht.

Mit dem zweiten Preis ehrt die Jury das Projekt „Bring Dich ein! Ehrenamt verbindet.“ –Johanniter-Unfall-Hilfe e. V. – Landesgeschäftsstelle Bayern (10.000 Euro). Ziel des Projekts ist es, ehrenamtliche Helfer mit Migrationshintergrund zu gewinnen. Insgesamt 30 geschulte Mentoren aus den Reihen erfahrener ehrenamtlicher Helfer stehen als Vorbilder und verlässliche Ansprechpartner bereit und begleiten die neu gewonnenen Ehrenamtlichen in ihrem Einsatz. „Eine starke Bindung der ehrenamtlichen Helfer gelingt vor allem über Wertschätzung und ein starkes Gemeinschaftsgefühl. Und oft genügen wenige Stunden im Monat, um anderen etwas Gutes zu tun“, erklärt Projektleiterin Sarah Voigt. Gleichzeitig biete das Ehrenamt einen idealen Ansatz für einen niedrigschwelligen Zugang zur sozialen Teilhabe sowie zum Bildungs- bzw. Arbeitsmarkt. Zudem können vorherrschende Vorurteile abgebaut, Begegnungsräume geschaffen und ein interkultureller Dialog auf Augenhöhe ermöglicht werden.

Der dritte Preis wurde auf drei Preisträger aufgeteilt:

Von der Freiwilligen Feuerwehr Philippsreut wurde das Projekt „Du besitzt die Eintrittskarte“ mit einem dritten Preis (7.000 Euro) ausgezeichnet.

Hier haben Mitglieder der Feuerwehr eine Frauengruppe aufgebaut, die vollständig in die bereits bestehende aktive Mannschaft integriert wurde. Unter anderem wegen des demographischen Wandels und der oftmals berufsbedingten werktäglichen Abwesenheit vieler Aktiver sollten neue Personenkreise für die Mitwirkung erschlossen werden. „Unsere Frauen und Freundinnen sind bereits heute meist Mitglied im Feuerwehrverein, helfen bei Veranstaltungen im organisatorischen Bereich tatkräftig mit und gelten auch als wichtigster Rückhalt nach schwierigen Einsätzen – dieses Potential soll nun auch in der aktiven Truppe ankommen“, erklärt Erster Kommandant Christian Kilger.
Im Einsatzgebiet wurden alle Frauen zwischen 18 und 50 Jahren zu einer Vortragsreihe mit Vorführungen eingeladen und Interessierte nahmen an Schulungen teil. Mit Gründung der Frauengruppe fand die Vortragsreihe 2018 ihren Abschluss. 2020 sollen die Mitglieder einen Truppmann-Lehrgang absolvieren und damit vollumfänglich in den aktiven Feuerwehrdienst aufgenommen werden.

Ein weiterer dritter Preis (7.000 Euro) ging an das Projekt „Kinder lernen von Kindern“ der Wasserwacht Wörthsee. Um dem Nachwuchsmangel in der Jugendgruppe sowie in der aktiven Wachmannschaft entgegenzuwirken und früh eine intensive Bindung zur Wasserwacht zu schaffen, wurden Aktionen ins Leben gerufen, die maßgeblich von Kindern und Jugendlichen durchgeführt werden. „So wird gewissermaßen auf Augenhöhe die Begeisterung für das Ehrenamt geweckt, was nach unserer Erfahrung langfristiges Engagement und Verantwortungsübernahme in besonderer Weise fördert.“, erläutert Projektleiterin Jule Heuchert. Intern tragen die Jugendlichen wesentlich zur erfolgreichen Durchführung der wöchentlichen Gruppenstunden bei. Sie gestalten das Training zu großen Teilen mit und sind verantwortlich für ganze Ausbildungsblöcke. Für die externen Aktionen des Projektes gibt es seit 2015 eine enge Zusammenarbeit zwischen der Wasserwacht Wörthsee und der ortsansässigen Grundschule, wo die Schülerinnen und Schüler frühzeitig für die Gefahren am und im Gewässer sensibilisiert werden.


Ebenfalls mit einem dritten Preis (7.000 Euro) wurde von der Feuerwehr Großostheim das Projekt „Sicher in die Zukunft“ gewürdigt.

Unter diesem Motto führt die Feuerwehr Großostheim seit vielen Jahren kontinuierlich Aktivitäten im Bereich Mitgliederwerbung und Öffentlichkeitsarbeit durch – insbesondere zur Nachwuchsgewinnung. „Uns ist bewusst, dass gerade junge Menschen Wert auf ein modernes und erfolgreiches Image legen“, so der Kommandant Thomas Domanig. Dieser Zeitgeist spiegelt sich auch in den Aktivitäten der Feuerwehr wider. Eine sehr aktive Öffentlichkeitsarbeit, jährliche Schulprojekttage mit Klassen der Mittel- und Realschulen vor Ort sowie die Beteiligung beim Girl’s Day zeigen bei der Nachwuchsgewinnung großen Erfolg.

Mit dem Sonderpreis (4.000 Euro) wird die Bergwacht Allgäu ausgezeichnet für das Projekt „Innovative Einsatzunterstützung“. Die Bergwacht Region Allgäu beschreitet mit der Nutzung digitaler Funktechnik und der Verwendung von Drohnen und Wärmebildkameras neue Wege bei der Bergrettung. Die Einbeziehung und Verwendung moderner Technik ist gerade auch für die junge Generation besonders attraktiv. Auf diesem Wege können interessierte Jugendliche gezielt angesprochen werden. „Auf Grund ihrer Fähigkeiten und ihres Knowhows wird die Technikgruppe der Bergwacht Allgäu regelmäßig von den verschiedensten BOS-Organisationen zu oftmals schwierigen Einsätzen angefordert. Meist können durch ihre Beteiligung Einsatzkräfte geschont und geschützt werden.“, berichtet Regionalleiter Peter Eisenlauer. Des Weiteren präsentiert die Gruppe ihre Ausstattung auf verschiedenen Veranstaltungen und arbeitet mit Bergwachtjugendgruppen zusammen.


Druckfähige Fotos stehen auf der Homepage des Landtags unter www.bayern.landtag.de/aktuelles/presse/pressefotos zur Verfügung.

-zg
 




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