Landtagspräsidentin Ilse Aigner zu Fällen sexuellen Missbrauchs in der katholischen Kirche: „Es war zu spät für Gerechtigkeit“

  • Landtagspräsidentin Ilse Aigner hat einen Andachtsraum in der oberbayerischen Gemeinde Unterwössen besucht, der an Fälle von sexuellem Missbrauch in der katholischen Kirche erinnert. 
  • Auch Generalvikar Christoph Klingan, Landtagspräsident a.D. Alois Glück und der Unterwössener Bürgermeister Ludwig Entfellner waren bei dem Besuch dabei.
  • Landtagspräsidentin Ilse Aigner: „Als Katholikin wünsche ich mir, dass sich meine Kirche erneuert, um auch in Zukunft einen großen Platz in unserer Gesellschaft zu haben.“

UNTERWÖSSEN.     Landtagspräsidentin Ilse Aigner hat die katholische Kirche zur ehrlichen Aufarbeitung der Fälle von sexuellem Missbrauch aufgefordert. In Anwesenheit von Generalvikar Christoph Klingan, Landtagspräsident a.D. Alois Glück und Bürgermeister Ludwig Entfellner besuchte sie einen Andachtsraum der Pfarrkirche St. Martin in der Gemeinde Unterwössen im Landkreis Traunstein.

 

Landtagspräsidentin Ilse Aigner hat sich den Andachtsraum der Pfarrkirche St. Martin im oberbayerischen Unterwössen, der an acht dokumentierte Fälle von sexuellem Missbrauch in der Gemeinde erinnert, vom Künstler Andreas Kuhnlein erklären lassen.

Danach sagte sie: „Die Kirche ist in der Verantwortung, Antworten zu finden. Es geht um ehrliche Aufarbeitung – „versetzen, vergessen, verjähren“ darf keine Praxis mehr sein. Die Kirche hat viel zu lange den Schutz ihrer Institution vor den Schutz der Schutzlosen gestellt.“ Auch das 2022 vorgestellte Gutachten der Erzdiözese werfe immer noch viele Fragen auf. Dennoch musste die Staatsanwaltschaft ihre Ermittlungen einstellten – „keine Nachweise für Beihilfen zu Missbrauch, viele Verjährungen - es war einfach zu spät für Gerechtigkeit“, so Aigner.

Auch der Staat trage Verantwortung bei der Aufarbeitung der Missbrauchsfälle in den Kirchen, sagte die Landtagspräsidentin weiter: „Der Staat muss ein Auge darauf haben, dass das Kirchenrecht oder kircheninterne Regelungen nicht die Täter schützt, sondern die Opfer in den Mittelpunkt stellt. Dazu bedarf es der engen Kooperation kirchlicher Institutionen mit unserer Justiz.“ Inzwischen gehe der Rechtsstaat auch konsequent gegen sexuellen Missbrauch vor.

„Nicht nur in der Kirche, überall in unserer Gesellschaft braucht es weiterhin viel Mut zur Wahrheit: Auch dafür steht dieser eindrucksvolle Andachtsraum in Unterwössen. Mir war es wichtig, diesen Ort persönlich kennenzulernen“, so Aigner.

Der Andachtsraum in der Pfarrkirche St. Martin in Unterwössen wurde von Holzbildhauer Andreas Kuhnlein gestaltet. Er erinnert an acht dokumentierte Fälle von sexuellem Missbrauch durch einen ehemaligen Gemeindepfarrer, die sich dort in den 1960er Jahren ereigneten. Drei der Opfer waren Jugendfreunde des Künstlers.

(CK)

 

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