Kirgistan sucht in Bayern den Schulterschluss

Dienstag, 25. November 2014
– Von Katja Helmö –

Die Kirgisische Republik strebt eine engere Zusammenarbeit mit Bayern nicht nur auf wirtschaftlicher, sondern auch auf parlamentarischer Ebene an – eine Delegation aus dem zentralasiatischen Kirgistan mit Vize-Premierminister Valerij Dill an der Spitze hat hierzu im Maximilianeum das Gespräch mit 1. Landtagsvizepräsidenten Reinhold Bocklet gesucht: „Wir möchten Öffentlichkeitsarbeit für unser Land in Bayern betreiben und konkrete Projekte der Zusammenarbeit anstoßen“, erklärte der kirgisische Delegationsleiter in perfektem Deutsch. Bei dem 1. Landtagsvizepräsidenten stieß er dabei auf offene Ohren. Reinhold Bocklet signalisierte seine Unterstützung, auch was den Besuch einer bayerischen Parlamentsdelegation in der Hauptstadt Bischkek anbelangt.

Die Kirgisische Republik mit rund 5,5 Millionen Einwohnern ist seit Juni 2010 eine parlamentarische Demokratie – die bislang einzige in den Ländern der ehemaligen UdSSR, wie Valerij Dill hervorhob. Neben seiner nach westlichen Vorbildern ausgerichteten Regierungsform verfügt der gebirgige Binnenstaat zudem über reiche Rohstoffvorkommen und eine geopolitisch zentrale Lage zwischen Russland und China. „Es gibt viele Gründe, in Kirgistan zu investieren und Kooperationen einzugehen“, warb Valerij Dill, der als Russland-Deutscher in dem Vielvölkerstaat Kirgistan aufgewachsen ist. Anfang der 1990er Jahre lebten dort noch ca. 100.000 Deutsche. Inzwischen sind diese in großer Zahl in die Bundesrepublik Deutschland ausgewandert. Heute würden nur noch etwa 8000 Deutsche in Kirgistan wohnen, informierte Dill. Den größten Bevölkerungsanteil bilden mit rund 65 Prozent die Kirgisen, die aufgrund ihrer Sprache zu den Turkvölkern gezählt werden. Usbeken, Russen, Uiguren, Ukrainer, Tadschiken und Kasachen stellen weitere Bevölkerungsgruppen.

„Die Kirgisische Republik befindet sich im Aufbruch“, unterstrich Valerij Dill im Maximilianeum und verwies auf den Mitte Dezember 2014 geplanten Beitritt seines Landes zur Eurasischen Zollunion mit Russland, aber auch auf wichtige Infrastrukturvorhaben im Bereich des Bergbaus und der Energieerzeugung sowie Reformen in der Landwirtschaft. Auf politischer Ebene möchte das Land seine demokratischen Strukturen weiter festigen: „Wir können viel von Bayern und Deutschland lernen“, zeigte sich der hohe Repräsentant der zentralasiatischen Republik überzeugt. Vizepräsident Bocklet zeigte Verständnis für die besondere Binnenlage von Kirgistan und begrüßte die demokratische Entwicklung in dem Mehrparteienstaat. Nach Stationen im bayerischen Wirtschafts- und Landwirtschaftsministerium reist die Delegation deshalb morgen weiter zu Gesprächen nach Berlin.

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