27.01.2014 - Vor 65 Jahren zog der Bayerische Landtag ins Maximilianeum ein

Seit 1949 tagen Bayerns Volksvertreter im Maximilianeum am Isarhochufer. Das alte Gebäude in der Münchner Prannerstraße war im Zweiten Weltkrieg zerstört worden. Autor Dr. Peter Jakob Kock erinnert in seinem Beitrag an den Einzug des Parlaments, der sich im Januar 2014 zum 65. Mal jährt.

– Von Dr. Peter Jakob Kock –

Mit einem bescheidenen Festakt bezog der Bayerische Landtag am 11. Januar 1949 das Maximilianeum. Ehrengast war Konrad Adenauer, Präsident des Bonner Parlamentarischen Rates. Landtagspräsident Michael Horlacher als Hausherr freute sich über das neue Obdach: „Wir stehen hier auf gutem bayerischen Boden.“

In Mäntel gehüllt lauschten die Gäste im Steinernen Saal der Ouvertüre zu Mozarts Zauberflöte, dirigiert von Georg Solti. Es roch nach frischer Farbe und im Osttrakt werkelten noch Handwerker in den Ausschusssälen und Fraktionsräumen. In der bayerischen Presse wurde der Parlamentseinzug kaum zur Kenntnis genommen. Das alte Landtagsgebäude an der Prannerstraße in der Altstadt hatten Bomben total zerstört – keine Besonderheit in der Landeshauptstadt. Die Lage des neuen Parlamentssitzes am Rande Haidhausens fand der Münchner Stadtanzeiger „nicht sehr günstig“ und schrieb gar vom „Ende der Welt, über der Isar und eigentlich recht außerhalb der Stadt“. Immerhin hoffte das Blatt, dass in der neuen Landtagsgaststätte „die so oft gereizten Debatten“ der vergangenen drei Jahre ein Ende haben könnten und endlich die „Fraktion Weißwurst“ wieder tagen werde. Vom Dezember 1946 an hatte das Plenum in der Aula der Universität seinen provisorischen Sitz, die Ausschüsse tagten an verschiedenen Orten.

Den Einzug der Parlamentarier ins Maximilianeum kommentierte der „Landtagsabgeordnete“ Josef Filser in der Süddeutschen Zeitung hintersinnig: „Woaßtas ja eh das mir wegen dem hitler seinen verlorenen krig sparen missen an alen egen und enten, zwegn dem haben wir auch auf ein neies landtagsgebeide verziechtet wo das alte verbompt ist das koa stoa mer auf dem anderen stet, sondern haben uns einpfach des Maximiliäums bemechtigt was der
hochselige kini Maxl fier seine kadeten und die fleißigen stutenten erriechtet hat…“ Mit Filsers Worten spießte die „Süddeutsche“ das Problem auf, dass das Maximilianeum im Besitz der gleichnamigen Stiftung war und der Landtag ein wenig handstreichartig von dem Gebäude Besitz genommen hatte, wenn auch als Mieter.

Mit Studenten unter einem Dach

1852 hatte König Max II. eine Stiftung für hochbegabte Studenten begründet, fünf Jahre später legte er den Grundstein für „das Maximilianeum“, den Stiftungssitz, der erst 1874, zehn Jahre nach dem Tod des Monarchen, fertig wurde. Im Zweiten Weltkrieg blieb der Monumentalbau, von den westlich gelegenen Ausstellungssälen abgesehen, fast unversehrt. Was Wunder, dass der Sozialdemokrat Wilhelm Hoegner, 1945 von der Militärregierung als Ministerpräsident eingesetzt, als erster vorausschauend an das Maximilianeum als künftigen Parlamentssitz dachte. Doch Hoegner, sein Nachfolger Hans Ehard und Landtagspräsident Michael Horlacher machten die Rechnung ohne den „Wirt“, ohne die Stiftung, die sich weigerte, auszuziehen. Der nach langem Tauziehen gefundene Kompromiss gilt noch heute: Studenten und Parlamentarier leben und arbeiten unter einem Dach. Der Landtag zahlt seit seinem Einzug unverändert jährlich 70 000 Mark (heute etwa 35 000 Euro) Miet- und Erbbauzins und kommt für den gesamten Unterhalt des Gebäudes auf. Der Erbbaurechtsvertrag vom 14. Juni 1993 zwischen dem Landtag und der Stiftung schuf eine solide Grundlage für die nächsten 99 Jahre.

Konrad Adenauer: „Ein Haus scharfer Worte“

Ministerpräsident Hans Ehard nannte beim Festakt den Einzug „gleichsam einen Friedenstag“ und wollte über das Tor des Parlaments „Haus des Friedens“ schreiben. Doch Ehrengast Adenauer dämpfte mit harschen Worten die überparteiliche Feierstimmung. Ehard bewusst provozierend widersprach er brüsk: Er glaube nicht, dass das Maximilianeum ein „Haus des Friedens“ sein werde, denn „in diesem Haus werden scharfe Worte fallen“. Gegensätze seien – „so ist einmal die Erde und so sind die Menschen erschaffen“ – vorhanden und „warum sollte man sie leugnen“.
Gut vier Monate später fand im Maximilianeum eine beispielhafte, fünfzehn Stunden dauernde Redeschlacht statt. Am Ende stand das Nein des Landtags zum Grundgesetzentwurf des Parlamentarischen Rates.

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