Wie Menschen mit Behinderung heute leben wollen – Aktionstag der Caritas im Landtag

Donnerstag, 27. März 2014
– Von Zoran Gojic –

Inklusion ist ein Schlagwort geworden, was aber bedeutet das gemeinsame Leben, Lernen und Arbeiten von Menschen mit und ohne Behinderung für unsere Gesellschaft? Dieser Frage stellte sich die Landesarbeitsgemeinschaft Caritas Behindertenhilfe und Psychiatrie Bayern (LAG CBP) mit einem Aktionstag im Bayerischen Landtag. Mit Informationsständen stellten sich unterschiedlichste Projekte aus ganz Bayern vor, die mit verschiedenartigen Ansätzen Menschen mit Behinderung Teilhabe ermöglichen wollen – immer mit den Betroffenen, nicht über deren Köpfe hinweg. In zehn Informations- und Aktionsständen wurden zehn drängende Themen aus dem Bereich der Behindertenhilfe thematisiert, darunter auch den Schutz des Lebensrechts aller oder Ehe und Partnerschaft bei Menschen mit geistiger Behinderung.


„Eines der zentralen Themen unserer Zeit“



Landes-Caritasdirektor Prälat Bernhard Piendl freute sich über den Andrang von Interessenten im Senatssaal des Maximilianeums. „Das beweist die hohe Sensibilität und Aufmerksamkeit für eines der zentralen Themen unserer Zeit“, erklärte Piendl und erläuterte in seinem Grußwort die Idee des Aktionstages: „Sie sollen hier miteinander ins Gespräch kommen, heute sind Sie alle Akteure“, rief Piendl zum Dialog auf.


„Die Würde jedes einzelenen Menschen muss im Mittelpunkt stehen“


Landtagspräsidentin Barbara Stamm begrüßte als Schirmherrin des Aktionstags besonders herzlich die vielen ehrenamtlichen Helfer im Saal: „Sie sind Juwelen unserer Gesellschaft, weil sie sich für das Wohl der Menschen einsetzen“, so Stamm, die auch entschieden dafür plädierte, es beim Thema Inklusion nicht nur bei wohlgemeinten Worten zu belassen. „Teilhabe muss selbstverständlicher Alltag bei uns werden. Denn die Würde jedes einzelnen Menschen, egal ob mit oder ohne Behinderung, muss im Mittelpunkt stehen. Und die Gewährleistung dieser Würde darf nicht an  finanziellen Fragen scheitern. Im Landtag haben wir mit viel Aufwand möglichst große Barrierefreiheit geschaffen und zwar ganz bewusst. Um zu zeigen, dass es geht“, betonte die Landtagspräsidentin.


„Man kann Menschen nicht nur nach Leistungsfähigkeit beurteilen“



CBP-Vorsitzender Johannes Magin wies in seinem Impulsreferat darauf hin, dass Geld und staatliche Regelungen zwar notwendig sind, aber nicht alleine zum Ziel führen können. „Man kann Inklusion nicht erzwingen, das ist ein gesellschaftlicher Prozess, für den wir die Menschen brauchen“, erklärte Magin und kritisierte die weitgehende Ökonomisierung des öffentlichen Lebens. „Es kann nicht sein, dass man Menschen nur noch nach Leistungsfähigkeit beurteilt, das ist nicht haltbar“, sagte Magin und warnte auch davor, die Augen vor den Realitäten zu verschließen. „Jeder hat seinen individuellen Weg und nicht alle sind in einer Regelschule oder im ersten Arbeitsmarkt gut aufgehoben, so schön das wäre“, konstatierte Magin und rief dazu auf, jeden Mensch als einzigartig zu begreifen.  


„Miteinander nicht nebeneinander her“



Rund 300 Menschen – manche mit, manche ohne Behinderung – folgten dem Aufruf ins Gespräch zu kommen und zu begreifen, wie man miteinander leben kann und nicht nur nebeneinander her.

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