Schülerinnen und Schüler spielen „Der Landtag sind wir“

Montag, 9. Mai 2016

– Von Ina Friedl und Katja Helmö –



„Der Landtag sind wir!“ – unter diesem Motto sind 120 Schülerinnen und Schüler für einen Tag in die Rolle der Abgeordneten geschlüpft. Als Angehörige einer Fraktion und als Mitglieder von Ausschüssen konnten sie den Weg eines Gesetzes aktiv mitgestalten – vom Entwurf bis zur Verabschiedung in der Vollversammlung.

Beim diesjährigen „Großplanspiel“ im Maximilianeum stand die Integrationspolitik thematisch im Mittelpunkt. Schülergruppen aus Augsburg (Holbein-Gymnasium), Langenzenn (Wolfgang-Borchert-Gymnasium), Neustadt/Donau (Anton-Balster-Mittelschule), Nürnberg (Städtisches Labenwolf-Gymnasium) und jugendliche Flüchtlinge aus einer Übergangsklasse der Mittelschule Kirchheim beschäftigten sich als „Abgeordnete“ mit der Frage, wie die Integration von Flüchtlingen und Asylbewerbern im Kindes- und Jugendalter verbessert werden kann.

„Integration ist ein zentrales politisches Thema, denn es geht um unser Zusammenleben in der Zukunft“, erklärte Martin Neumeyer, Integrationsbeauftragter der Bayerischen Staatsregierung, den Teilnehmerinnen und Teilnehmern zum Auftakt des Spiels. Neumeyer zeigte sich davon überzeugt, dass Integration „keine Einbahnstraße“, sondern vielmehr eine „zweispurige Autobahn“ sei, die einen wechselseitigen Lernprozess und Austausch erfordere.

Wie im richtigen Parlamentsbetrieb formulierten die Schülerinnen und Schüler dazu ihre Positionen. Als „Frau Abgeordnete“ bzw. „Herr Abgeordneter“ debattierten sie anhand einer Gesetzesvorlage darüber, ob etwa die Zahl der Stellen für Förderlehrerinnen und Förderlehrer mit Ausbildung in Deutsch als Zweitsprache an bayerischen Grund-, Mittel- und Berufsschulen erhöht oder an jeder Schule ein Expertenteam aus Sozial- und Heilpädagogen sowie Schulpsychologen aufgebaut werden sollte. Auch ein alljährlicher Projekttag an allen Regelschulen zur Stärkung des interkulturellen und interreligiösen Miteinanders stand zur Debatte.

Im Gespräch mit den „echten“ Abgeordenten

In den Ausschuss-, Fraktions- und Plenarsitzungen galt es dazu, Standpunkte überzeugend zu vertreten und das Für und Wider der Gegenargumentation abzuwägen. Nachmittags standen den jungen Parlamentariern dann auch „echte“ Abgeordente aus allen vier Fraktionen gegenüber: Markus Blume (CSU), Volkmar Halbleib (SPD), Nikolaus Kraus (FREIE WÄHLER) und Christine Kamm (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN) stellten sich den Fragen der Jugendlichen und berichteten aus ihrer parlamentarischen Praxis.

Die Fragen der Schülerinnen und Schüler waren zunächst allgemeiner Natur, zum Beispiel, was der Ältestenrat für Aufgaben habe, wie man sich als Abgeordneter verhalte, wenn man anderer Meinung als seine Fraktion sei oder wie man in den Landtag gewählt werden könne. Die Schülerinnen und Schüler wurden dann aber mutiger und griffen brisante politische Themen auf. Ein Schüler sagte, er habe während des Planspiels den Eindruck gewonnen, dass die CSU immer gegen alles sei. „Ist denn das richtig, Herr Blume?“ Von Volkmar Halbleib wollte ein Schüler wissen, weshalb die SPD im Moment so schlechte Umfragewerte erziele, und Markus Blume wurde noch einmal mit einer Frage herausgefordert: „Wird die CSU für die Bundestagswahl 2017 einen eigenen Wahlkampf veranstalten?“

Am meisten Applaus gab es in den Reihen der Schülerinnen und Schüler bei der Frage, ob man nicht den Religionsunterricht in der Schule zugunsten des Sozialkundeunterrichts kürzen könne. Das Fach Sozialkunde wird in vielen Schularten erst ab der 10. Jahrgangsstufe unterrichtet. Obwohl das auch als Votum gegen den Religionsunterricht verstanden werden könnte, zeigt es doch: Die Schülerinnen und Schüler sind interessiert an politischen Themen und daran, wie Poilitik gemacht wird.

Seit 2007 veranstaltet der Bayerische Landtag jährlich rund 60 Planspiele an Schulen in ganz Bayern. Die Spielvorlagen werden ständig überprüft und weiterentwickelt. Die Themen und deren pädagogische Aufbereitung geben alltagsnahe Einblicke in die Arbeitsabläufe des Parlaments. Entwickelt werden die Vorlagen im Auftrag des Bayerischen Landtags von dem Centrum für angewandte Politikforschung (C.A.P.) der LMU München, das auch für die Durchführung des Großplanspiels zuständig war. Die Auswahl der teilnehmenden Klassen erfolgte bei dem Großplanspiel auf Vorschlag der Fraktionen. 


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